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Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht

Titel: Schwarze Rose der Nacht - Amber, P: Schwarze Rose der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Amber
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Haus ruhig verkaufen. Je eher desto besser.“
    Violet sah zu, wie Maggy den Tee eingoss sowie Sahne und Zucker einrührte. Langsam begannen sich ihre Gedanken wieder zu bewegen.
    „Es ist ein schönes, altes Haus“, meinte sie. „Wer hat denn früher hier gewohnt? Mr. Marlows Schwiegereltern?“
    „Oh nein. Die besitzen ein großes, vornehmes Haus irgendwo an einem Park und würden gewiss niemals in solch einem vergammelten Kasten wohnen wollen. Aber das Mädchen der Nachbarin hat mir erzählt, dass hier früher ein älteres Ehepaar gelebt hat. Sie sind beide kurz nacheinander verstorben, und das Haus kam unter den Hammer. Die Chrestles haben das Haus dann für ihren Sohn gekauft. Der soll eine Weile hier gewohnt haben.“
    Violet war verblüfft. Also hatte Clarissa einen Bruder gehabt.
    „Und weshalb ist er ausgezogen?“
    Maggy seufzte tief und machte ein wichtiges Gesicht.
    „Das ist eine traurige Geschichte, Miss Burke. Er ist nach Indien gegangen, als Offizier. Und dort ist er umgekommen.“
    „Wie schrecklich. Also haben die Chrestles zwei Kinder verloren. Hat Mrs. Clarissa ihren Bruder sehr geliebt?“
    Maggy zuckte die Schultern.
    „Mrs. Clarissa hat nie von ihrem Bruder geredet. Ich glaube nicht, dass sie sehr um ihn getrauert hat. Sie hatte auch Anderes im Kopf, Miss Burke. Einen Liebhaber hat sie gehabt. Der arme Mr. Marlow war ganz unglücklich vor Eifersucht – aber das hat ihr nichts ausgemacht. Sie war eine bitterböse Person.“
    „Aber Maggy“, rief Violet entsetzt. „Was redest du denn da? Wie kannst du solche Gerüchte in die Welt setzen? Woher willst du wissen, dass Mrs. Clarissa einen Liebhaber hatte?“
    „Ich weiß, was ich weiß“, gab Maggy zurück und nickte dazu, als könne sie noch viel mehr erzählen, wolle aber besser schweigen.
    Violet suchte nach Worten, denn das, was sie soeben erfahren hatte, kreiste ihr im Kopf herum. Clarissa sollte Marlow betrogen haben? Dieselbe junge Frau, die sich ihrem Ehemann in der Hochzeitsnacht aus Scham verweigerte?
    „Sie muss ein sehr unglücklicher Mensch gewesen sein“, brachte Violet schließlich mühsam heraus.
    „Verrückt war sie“, meinte Maggy mitleidslos. „Sie hat doch alles gehabt, diese Frau. Geld, schöne Kleider, teuren Schmuck und dazu einen Mann, der sie geliebt hat. Sie hat den ganzen Tag lang nichts arbeiten müssen, hat in der Stadt herumfahren können und an den Abenden ins Theater gehen dürfen. Aber sie musste ständig herumnörgeln, nichts konnte man ihr recht machen, und wenn sie wütend wurde, dann hat sie Ohrfeigen ausgeteilt. Nee – wenn so eine sich abmurkst, dann ist das kein bisschen schade.“
    Maggy drehte sich nach dieser energischen Rede auf den Hacken herum und ging davon. Erst an der Tür wandte sie sich noch einmal um.
    „Sie können sich heute Zeit lassen, Miss Burke. Mr. Marlow ist schon zur Polizei unterwegs und geht von dort aus direkt in seine Kanzlei. Er wird erst zu Mittag zurück sein.“
    Sie grinste Violet verschmitzt zu und stampfte dann die Treppe hinunter.
    Violet trank den heißen Tee und versuchte, das Gefühl der Enttäuschung loszuwerden. Sie würde ihn nicht sehen, er war noch vor dem Frühstück davongelaufen. Obgleich er sie gestern Abend so hart abgefertigt hatte, verspürte sie jetzt Sehnsucht nach ihm. Sie hätte gern mit ihm am Frühstückstisch gesessen und einige Worte gewechselt, seine Gegenwart gespürt, seine Blicke, seine Stimme, seinen männlichen Duft eingeatmet. Wenn es stimmte, dass seine Frau ihn betrogen hatte – waren dann seine herrische Art und sein Frauenhass nicht eher zu begreifen? Sein seltsames Schwanken zwischen Zärtlichkeit und harscher Ablehnung – war es nur die Angst vor einer neuen Enttäuschung?
    Aber weshalb hatte er diese seltsamen Messer so entsetzt angestarrt? Sie verspürte plötzlich wieder die panische Angst, die sie in ihrem Traum verfolgt hatte. Ein Instinkt sagte ihr deutlich, dass es noch einen anderen Grund für sein widersprüchliches Verhalten geben musste. Ein Geheimnis, das er sorgsam vor ihr verbarg. Sie glaubte längst nicht mehr an diese Geschichte mit der Zwangsheirat – im Grunde hatte sie von Anfang an daran gezweifelt. Aber weshalb führte er sie dann überall als seine Nichte ein? Warum war er so erpicht darauf, sich an allen möglichen Orten mit ihr zu zeigen?
    Sollte sie ihn zur Rede stellen? Er war ein Meister der Verstellung und würde sich ganz gewiss irgendwie herausreden. Oder er würde zornig

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