Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
Vom Netzwerk:
eine persönliche Beziehung zwischen ihr und dem Ispettore handelte.
    »Richte Silvia De Luca meinen Dank aus, ich werde die Bücher lesen. Und schlag ihr ein Treffen vor, ich würde sehr gern ein paar Worte mit ihr wechseln.«
    »Ja, ich glaube, der Moment ist gekommen, Chef. Silvia weiß über vieles Bescheid, und ich kann ihre Verschwiegenheit garantieren. Sie hat sie schon mehrfach unter Beweis gestellt. Außerdem denke ich, dass sie uns wirklich gern helfen möchte.«
    Der Ispettore stand auf und ging wieder in sein Büro.
    Hoffen wir, dass der Commissario wirklich Zeit findet, das zu lesen, dachte er.
    Ferrara blätterte gerade in dem Buch mit der Frau zu Pferd auf dem Einband, als das Telefon klingelte.
    Es war die diensthabende Staatsanwältin Erminia Cosenza, die ihn wissen ließ, dass sie mit seiner Einschätzung übereinstimmte und die Festnahme des Schmuckvertreters befürwortete. Nach der Rekonstruktion der Fakten gab es keinen Zweifel mehr, dass er vorsätzlich gehandelt hatte. MehrereZeugen hatten gesehen, wie er die Waffe mit beiden Händen gepackt und gezielt hatte, und zwar in Höhe der flüchtenden Motorradfahrer.
    »Das wird ihm eine Lehre sein, nicht länger bewaffnet herumzulaufen«, brummte Ferrara nach Beendigung des Telefonats.
    Dann machte er sich mit dem anonymen Brief aus den Akten auf den Weg ins Labor des Erkennungsdienstes. Bei aller Skepsis fand er doch, dass es der Mühe wert war, ihn mit dem zu vergleichen, den er zu Hause erhalten hatte.
    Auch wenn es ein paar Tage dauern würde.
    36
    Sie saß im Wartezimmer.
    Ein kleiner Raum, in den nur durch die Glastür zum Gang Licht fiel, wo immer eine Neonröhre brannte, Tag und Nacht. Gewöhnlich warteten dort alte Bekannte des Maresciallo, Typen von wenig vertrauenerweckendem Äußeren, oder irgendwelche Informanten, die einen Straftäter für bestimmte Vergünstigungen ans Messer lieferten. Oder Zeugen, die noch vernommen werden mussten. Diese Frau jedoch fiel in keine dieser Kategorien.
    Sie blätterte geistesabwesend in einer der Carabinieri-Zeitschriften, die nie in den Wartezimmern der Stationen fehlen und oft sogar die einzige verfügbare Lektüre sind.
    »Bitte sehr, Signora«, bat Gori sie mit unsicherem Blick herein.
    »Ich heiße Sara Genovese und bin die beste Freundin von Giovanna Innocenti«, stellte sie sich vor, nachdem sie Platzgenommen hatte. Ihr Schultern berührten die Stuhllehne nur leicht.
    Der Name sagte Gori nichts, aber er registrierte, wenn auch ohne Verwunderung, den Gebrauch des Präsens, als wäre das Opfer noch am Leben. Einen Tod zu verarbeiten konnte lange dauern, das wusste er. Der Maresciallo schüttelte die dargebotene Hand mit den langen, schmalen Fingern.
    Sara Genovese hatte inzwischen ihre dunkle Sonnenbrille abgenommen. Gori blickte für einen langen Moment in große blaue Augen, die vom Weinen geschwollen und gerötet waren. Sanft fragte er: »Sind Sie in Florenz geboren, Signora?«
    »Ja, ich bin Florentinerin.« Sie gab ruhig und präzise ihre Personalien an und sagte dann leiser: »Giovanna und ich sind auf dieselben Schulen gegangen, wir waren sogar viele Jahre lang Banknachbarinnen, unzertrennlich.«
    Der Maresciallo hörte ihr zu und versuchte, sich ein Bild zu machen. Diese Frau konnte durchaus etwas Wichtiges wissen.
    »Auch gestern sind wir zusammen gewesen, um ihren Geburtstag und zugleich ihren Namenstag zu feiern. Wir haben im Restaurant Da Alfredo in der Viale Don Minzoni zu Abend gegessen, einem unserer Lieblingslokale. Danach waren wir bis etwa gegen neun in meiner Wohnung«, sagte sie fast in einem Atemzug, doch dann konnte sie sich nicht mehr beherrschen und fing an zu weinen. Ihre Lippen zitterten, und sie senkte den Kopf, weil es ihr offensichtlich peinlich war, sich so zu zeigen. Gori betrachtete ihre gepflegten Hände, die sich um den Henkel ihrer Louis-Vuitton-Tasche krampften. Eine eher berührende als peinliche Situation. Der Maresciallo rieb sich die Stirn, dann stand er auf und setzte sich neben sie auf den zweiten Besucherstuhl.
    »Ich kann Ihren Schmerz nachempfinden, Signora, aberversuchen Sie, Mut zu fassen«, sagte er freundlich und legte ihr sachte eine Hand auf die Schulter.
    Sara Genovese hatte derweil ein Stofftaschentuch mit gesticktem Rand aus ihrer Handtasche hervorgeholt und tupfte sich damit die Augen. »Es war ihr Geburtstag! Ihr Namenstag!«, schluchzte sie. »Und jemand hat sie umgebracht! Ich weiß, Maresciallo, man darf sich nicht gehen lassen, man muss

Weitere Kostenlose Bücher