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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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handeln, doch die Wahrheit ist einfach, Giovanna lebt nicht mehr und hat eine Lücke in meinem Leben hinterlassen, eine riesige Lücke.« Sie hielt sich den Mund zu, um ihr Schluchzen zu ersticken.
    Plötzlich wurde es still im Zimmer, nur einen Moment lang, doch der genügte Gori, um sie in aller Ruhe aus der Nähe zu mustern.
    Ein schönes Gesicht, sinnliche Lippen und glatte, lange rötliche Haare, sehr gepflegt. Das dunkelblaue Leinenkostüm mit der weißen Seidenbluse betonte ihre Attraktivität noch. Mit ihrer ebenmäßigen Bräune wirkte sie wie ein Filmstar, und er fragte sich, ob sie am Ende einer war.
    »Was machen Sie beruflich, Signora?«, erkundigte er sich, nicht zuletzt, um das Schweigen zu brechen.
    »Ich habe eine Immobilienagentur, in der Via Porta al Prato, nicht weit von hier. Giovanna ist meine Geschäftspartnerin. Wir haben uns selbstständig gemacht, ein paar Jahre nach dem Uni-Examen.«
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Ich?«
    »Ja, Sie.«
    »Nein. Giovanna war es auch nicht.« Sie ließ wieder den Kopf hängen und starrte vor sich hin.
    »Was haben Sie beide gestern gemacht? Nach neun Uhr abends, meine ich?«
    »Wir waren zuerst in der Bar Curtatone und haben ein Glas Champagner getrunken …« Sie sah auf und strich sich die Haare aus den Augen.
    »Und dann?«
    »Dann haben wir uns das Feuerwerk angesehen, auf der Ponte Vespucci. Es war ein riesiges Gedränge. Gegen halb zwölf haben wir uns verabschiedet. Sie ist über die Brücke zu Fuß nach Hause gegangen, und ich habe ihr noch nachgesehen, bis sie am anderen Arno-Ufer war.«
    Das Telefon klingelte. Es war der Colonnello.
    »Ich muss kurz weg«, erklärte Gori, nachdem er aufgelegt hatte.
    »Lassen Sie sich Zeit. Kann ich hier warten?«
    »Natürlich.«
    Als er wiederkam, saß sie immer noch auf demselben Stuhl, den Blick verloren ins Leere gerichtet.
    »Entschuldigen Sie bitte, Signora.«
    »Nein, ich muss mich entschuldigen, Maresciallo. Ich bin hier einfach so ohne Termin hereingeplatzt …«
    »Ich bitte Sie, das gehört zu meiner Arbeit.«
    Sie sah ihm ins Gesicht, denn er wirkte verändert, als gingen ihm auf einmal tausend Gedanken durch den Kopf.
    »Ist Ihnen im Laufe des Abends jemand aufgefallen, der ihnen irgendwie merkwürdig vorkam? Oder gar jemand, der Ihnen gefolgt ist? Versuchen Sie, sich genau zu erinnern, Signora! Jedes kleine Detail, auch wenn es nebensächlich erscheint, könnte uns nützlich sein«, setzte Gori die Befragung fort.
    »Nein, leider habe ich nichts Verdächtiges bemerkt. Wer konnte denn auch ahnen …«
    »War Ihre Freundin irgendwie verändert? Kam sie Ihnen zum Beispiel besorgt oder nervös vor?«
    »Nein.«
    »Und in den Tagen davor?«
    »Auch nicht.«
    »Wissen Sie von irgendeinem Streit? Von jemandem, der einen Groll gegen Giovanna hegte, ihr nicht wohlgesonnen war?«
    »Nein.«
    »Irgendein persönliches Problem, das …«
    »Nein, gar nichts, glauben Sie mir!«
    »Wer könnte dann einen Grund gehabt haben, sie umzubringen?«
    »Niemand wollte sie umbringen.«
    »Aber jemand hat es getan. Verzeihen Sie, Signora, wenn ich so insistiere, doch ich weiß aus Erfahrung, dass hartnäckiges Nachfragen, auch wenn es lästig und deplatziert erscheint, manchmal Fakten und Umstände zutage fördert, die vergessen oder unterschätzt wurden …«
    »Ich weiß nur eines: Das, was passiert ist, ist absurd und unerklärlich. Ich fühle mich wie in einem Albtraum oder am Rand eines Abgrunds. Wir hatten keine Geheimnisse voreinander, und wenn ich auch nur den kleinsten Verdacht hätte, würde ich es Ihnen sagen.«
    »Hatte Ihre Freundin zufällig einen Liebhaber? Ein verheirateter Mann vielleicht?«
    »Nie und nimmer. Außerdem … Was für ein Gedanke! Ein verheirateter Mann! Nein, sie hatte niemanden. Da bin ich ganz sicher.«
    »Andere Freundschaften, Bekanntschaften?«
    »Wenige«, antwortete sie und nannte die Namen einiger Leute, die alle dem Florentiner Großbürgertum angehörten.
    »Wenn Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte bei mir«, sagte der Maresciallo abschließend und reichte ihr eine Visitenkarte.
    Die Frau steckte sie in ihre Handtasche, setzte ihre dunkle Brille wieder auf und erhob sich. Gori begleitete sie zur Tür und überlegte dabei, warum sie wohl von sich aus hier erschienen war.
    »Danke, dass Sie gekommen sind.«
    »Maresciallo, werden Sie den Mörder fassen?«
    »Es wird vielleicht ein bisschen Zeit brauchen, aber wir tun unser Möglichstes. Mir ist klar, dass seine Festnahme

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