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Schwarze Rosen

Schwarze Rosen

Titel: Schwarze Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Giuttari
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verstreut.
    »Goldig, die beiden«, bemerkte der Commissario.
    »Sie sind mein Ein und Alles. Seit ich im vergangenen Jahr meinen Mann verloren habe, lebe ich nur noch für sie und meine Tochter. Der Junge ist sechs, das Mädchen fast acht.«
    »Wohnen sie hier bei Ihnen, Signora?«
    »Nein, aber sie sind bei mir, solange meine Tochter arbeitet, und sonntags essen wir immer alle zusammen.«
    Am Ende des Flurs lag das Wohnzimmer. An einer Wand stand ein uralter Schrankkoffer, über den eine Filethäkeldecke gebreitet war. In einem Schränkchen, das als Bücherregal diente, standen einige Bücher mit geknickten Rücken. In der Mitte ein runder Tisch und vier Holzstühle. Ein Dreisitzersofa mit Blumenbezug komplettierte die Einrichtung.Keine Bilder schmückten die Wände. Ein bescheidener Raum, der nichts Überflüssiges enthielt.
    Silvia De Luca lud sie ein, auf dem Sofa Platz zu nehmen, und der Commissario begann, die auffälligsten Merkmale der seltsamen Verbrechen zu rekapitulieren, wobei er sich besonders bei dem in der entwidmeten Kapelle aufhielt.
    Leise, damit die Kinder sie nicht hörten, bemerkte Signora De Luca, dass sie aus den Fernsehnachrichten von dem jüngsten Mord erfahren habe. Dann ging sie auf ihr lang gehegtes Interesse für Satanismus und schwarze Magie ein und verhehlte auch nicht, dass ihr verstorbener Mann ihre Passion geteilt hatte.
    »Ja, ich weiß, dass Sie eine Expertin sind, deshalb bin ich hier. Venturi hat mir viel von Ihnen erzählt. Ich will Sie nicht lange mit meinen Fragen belästigen, aber Sie könnten mir vielleicht eine große Hilfe sein.«
    »Sie belästigen mich keineswegs, Commissario. Es sieht tatsächlich so aus, als hätten Sie es, zumindest in dem einen Fall, mit einem satanistischen Opferritus zu tun. All diese Zeichen in der Kirche deuten darauf hin, dass das Opfer dem Satan geweiht wurde.«
    »Was genau bedeuten die 666, das umgedrehte Kreuz, das Pentagramm?«
    »666 ist die Zahl des Tieres, des Satans, des Antichristen. Sie wird von Satanisten aller Richtungen und Gefolgschaften häufig verwendet.«
    »Ja, das ist mir bekannt.«
    »Das umgedrehte Kreuz steht für die Gegnerschaft zum Kreuz Christi. Manche Satanisten tragen Halsketten mit einem nach unten zeigenden Kreuzanhänger, und dieses Kreuz taucht auch auf den Covern von Platten und CDs auf.«
    »CDs?«
    »Genau, besonders bei bestimmten Richtungen des Heavy Metal, die eine eigene Jugendkultur bedienen.«
    Ferrara schüttelte den Kopf und dachte an all die Jugendlichen, die eine derartige Gehirnwäsche durchlaufen hatten, dass sie sogar ihre Familien verleugneten, wie auch die »Bestien Satans«.
    »Und das Pentagramm?«
    »Wenn nur ein Zacken nach oben zeigt, verweist es auf das Göttliche, doch mit zwei nach oben gerichteten Zacken wie in diesem Fall repräsentiert es den Teufel und wird benutzt, um böse Geister herbeizurufen. Häufig wird es in einen Kreis eingeschrieben, der seine Macht begrenzen soll.«
    »Die Tötung der Frau kann also als Opfergabe an den Teufel interpretiert werden?«
    »Absolut, und das Opfer muss vollständig nackt sein, denn ihrem Credo nach verkörpert es den Altar.«
    »Es war tatsächlich nackt.«
    Ihre Gastgeberin nickte zufrieden. Die Besonderheit, dass das Opfer unbekleidet gewesen war, war nicht von der Polizei bekannt gegeben und daher nicht in den Nachrichten vermeldet worden.
    Im Folgenden gab Silvia De Luca ihnen einen genaueren, auch historischen Überblick über einige Bereiche der schwarzen Magie und insbesondere über die satanistische Parodie der zentralen Kulthandlung des Christentums. Ein Menschenopfer, sagte sie, galt als die effektivste Methode, den Teufel zu beschwören. In diesem Zusammenhang erwähnte sie auch Aleister Crowley, der zwar kein Satanist gewesen war, aber einer der bekanntesten Okkultisten aller Zeiten. Er hatte für sich selbst den Beinamen das »Große Tier« gewählt und einen Tod, der bei einer sexuell geprägten Zeremonie eintrat, für »gerechtfertigt« gehalten.
    In gleichmütigem Tonfall fuhr Signora De Luca fort: »Hier in Florenz gibt es eine beträchtliche Anzahl treuer Satansdiener, die ihren Herrn mit schwarzen Messen und magischen Riten anrufen. So etwas findet immer zu bestimmten Zeiten statt, zum Beispiel beim Wechsel der Jahreszeiten oder bei Neumond und bei Vollmond. Meist gehen diese Riten mit sexuellen Handlungen unter den Teilnehmern sowie Opferungen einher – nicht notwendigerweise Menschenopfern –, die dazu dienen sollen, die

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