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Schwarze Schafe in Venedig

Schwarze Schafe in Venedig

Titel: Schwarze Schafe in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Ewan
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uns kurz höflich zu und scannte den Strichcode in einen Computer auf dem Schalter ein. Was mich dann doch etwas nervös machte. Es war das erste Mal, dass ich einen Fuß in ein Casino setzte, seit ich mit Victoria in Las Vegas geurlaubt hatte. Wir waren bloß ein paar Tage in Sin City gewesen, und dennoch war es uns gelungen, in ein kurzweiliges kleines Abenteuer verwickelt zu werden. In dessen Verlauf waren einige unerhörte Anschuldigungen gegen uns erhoben worden, weshalb ich mich nun etwas beunruhigt fragte, ob die Details dieser unerfreulichen Angelegenheit womöglich auf ihrem Computerbildschirm auftauchen und unseren Abend abrupt beenden könnten.
    Aufmerksam beobachtete ich die Reaktion der Dame. Die ließ eine ganze Weile auf sich warten (wobei sie natürlich auch eine ordentliche Strecke bis zu mir herunter zurückzulegen hatte). Ihre Lippen verzogen sich zu einem Schmollmund. Anscheinend brauchte der Rechner länger als gewöhnlich, und währenddessen trommelte sie mit den lackierten Fingernägeln ungeduldig auf der Maus herum. Gerade wollte ich etwas sagen, um sie ein bisschen abzulenken, als der Computer sich mit einem dezenten Pieps zu Wort meldete und unsere langbeinige Türsteherin wie in leichtem Erstaunen den Kopf schief legte.
    »Ist das Ihr erster Besuch bei uns, Signor Howard?«
    »Meiner und ihrer auch«, erklärte ich ihr.
    Sie tippte auf eine Taste, und sofort sprang schnatternd ein kleiner gedrungener Drucker an. Er spuckte zwei Eintrittskarten aus. Die schob die Dame mir über den Schalter zu, zusammen mit unseren Pässen und einem Gutschein für ein Freigetränk. Auf den Karten standen unsere Namen sowie das Datum und ein Strichcode. Unmöglich zu sagen, ob wir mit unserer Ankunft irgendwo Alarm ausgelöst hatten.
    »Das zeigen Sie bitten dem Herrn an der Treppe«, sagte sie und wies auf einen stämmigen Burschen in der beigen Uniform eines Sicherheitsmannes, der neben einer Samtseil-Absperrung stand. »Und dies ist der Lageplan«, fuhr sie fort und klappte einen kleinen Pappfaltplan auseinander. Mit dem Kuli kreiste sie einen Punkt darauf ein. »Sie befinden sich hier. Die erste Etage ist geschlossen.« Mit zwei energischen Kulistrichen hatte sie den betreffenden Bereich durchgestrichen. »Aber die Spieltische im oberen Stockwerk sind geöffnet. Gleich dort drüben finden Sie die Garderobe.«
    Nickend nahm ich diese Informationen zur Kenntnis, dann nahm ich Victoria am Ellbogen und dirigierte sie in Richtung Kleiderstangen. Nachdem wir uns dort unserer Mäntel sowie Victorias reißverschlossenen Waffenmäppchens entledigt hatten, zeigten wir dem Sicherheitsmann unsere Eintrittskarten. Der scannte sie mit einem Infrarotlesegerät, löste den Karabinerhaken des Samtseils und führte uns die mit rotem Teppich ausgelegte Treppe hinauf.
    »Was meinst du?«, flüsterte ich Victoria zu, die damit beschäftigt war, den Saum ihres Kleides hochzuhalten, damit sie nicht mit den Absätzen ihrer hochhackigen Schuhe auf den Stoff trat. »Meinst du, der Computer hat eine Warnmeldung ausgespuckt?«
    »Würde mich nicht wundern. Lässt sich bei meinem Namen bedauerlicherweise nicht verhindern.«
    Womit Victoria nicht das Las-Vegas-Debakel meinte. Jahre zuvor hatte sie mir einmal erzählt, ihr Vater sei Richter. Viel später erst fand ich heraus, dass sie mir einen klitzekleinen Notlügenbären aufgebunden hatte – oder vielmehr eine ganze Grizzlybärenfamilie. Tatsächlich war ihr Vater nämlich professioneller Casino-Betrüger, der zuletzt dabei gesichtet wurde, wie er gemeinsam mit Victorias Mutter und einem erstklassigen Team weißhaariger Komplizen den Fernen Osten unsicher machte. Sie schämte sich zwar nicht unbedingt für ihre Eltern, doch deren Ruf eilte ihr stets ein wenig voraus – zumindest, was Glücksspielhäuser betraf.
    »Womöglich beobachten sie uns jetzt, um herauszufinden, was wir im Schilde führen«, sagte Victoria zu mir.
    Ich schaute hoch. In die Decke oberhalb des Treppenabsatzes im ersten Stock war eine lichtundurchlässige Plastikkuppel eingelassen. Hinter dem bräunlich eingefärbten Plexiglas hatte eine Linse ihr schimmerndes Auge auf uns gerichtet, und die Überwachungskamera war sicher mit einer flackernden Bildschirmwand irgendwo in den Untiefen des Palazzo verbunden.
    Der Spielbereich gleich geradeaus vor uns war abgesperrt, genau wie man uns gesagt hatte. Die zweiflügelige Glastür war mit Kette und Vorhängeschloss gesichert, und das Innere des dahinterliegenden Raums

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