Schwarze Schilde
viele Krieger sind an Bord?«
»Das ist verschieden. Meist befördert ein Schiff dieser Größe zwanzig schwerbewaffnete Marinesoldaten mitsamt Rüstungen, Helmen, Kurzschwertern und Äxten. Nach dem Auswerfen der Enterhaken gehen sie als erste gegen den Feind vor. Wenn nötig, können die Ruderer mit Schilden, Beilen oder Dolchen als leichte Verstärkung einspringen. Bedenkt, es ist nur ein kleines Schiff. Die ganz großen befördern zweihundert Soldaten und drei- oder vierhundert Ruderer. Wenn sie die Garnison verlassen oder eine Landtruppe ihnen entlang der Küste folgt, zwängen sie so viele Männer an Bord, wie nur eben möglich.«
»Das leuchtet ein. Aber weiter. Du siehst, dass ich keine Marine habe, nur Boote, mit denen die Krieger von den Inseln übersetzen. Was glaubst du, wie der König von Neva seine Schiffe gegen mich einsetzen wird?«
Der Seemann dachte eine Weile nach. »Da gibt es mehrere Möglichkeiten, Herr. Er könnte eine Invasionsarmee in den Hafen einfallen lassen. Dafür müsste er sich aber Schiffe aus Chiwa leihen.«
»Weshalb aus Chiwa?« fragte Gasam neugierig.
»Die Marine Chiwas besitzt ein paar wahrhaft riesige Schiffe, Herr. Große Monster mit Zwillingsrümpfen, die tausend Soldaten aufnehmen können. Mit denen könnte er den Hafen stürmen. Zuerst würden sie diese Giganten schicken, die entlang der Docks anlegen und große Laufplanken auswerfen. Sobald die ersten Soldaten an Land stürmen, würden auch die nevanischen Schiffe einlaufen und ihre Männer über die Decks ihrer Vorläufer schicken. Ich habe schon oft gesehen; wie das bei Schlachten gemacht wurde.«
»Wenn man so kämpft, muss es doch auch Möglichkeiten geben, einen Hafen dagegen zu schützen. Wie geht das?«
»Man kann den Hafeneingang versperren, Herr. Das wird mit schweren Ketten oder mit stachelbewehrten Holzbalken gemacht, ist aber von Hafen zu Hafen verschieden. Irgendein Angestellter der Hafenmeisterei muss die Verteidigung unter sich gehabt haben. Wenn er noch da ist, kann er es Euch genau erklären. Ansonsten müssen die Lagerhäuser nach entsprechenden Vorrichtungen durchsucht werden.«
»Du hast mir vorzüglich geholfen«, sagte Gasam. »Ich stelle dir ein paar Leute zur Verfügung, und ihr werdet den Hafen absuchen. Melde dich bei mir, wenn ihr fündig geworden seid.«
Der Mann salutierte. »Wie mein König es befiehlt!«
Gasam grinste. Das war beileibe nicht der einzige Nevaner, der sich entschlossen hatte, dem neuen König zu folgen. »Diene mir auch weiterhin so gut. Schon bald werde ich eine eigene Marine haben. Ich brauche erfahrene Männer, und alle, die mir ihre Treue bewiesen haben, werden hohe Ränge bekleiden.« Er sah, wie sich Zufriedenheit und Ehrgeiz auf dem Gesicht des Mannes spiegelten. Es gab immer bestimmte Dinge, die jeden Mann, gleichgültig, welcher Nation er angehörte, anspornten.
»Du hast aber auch von anderen Möglichkeiten gesprochen. Beschreibe sie mir.«
»Zum einen könnte Pashir seine Truppen mit Schiffen in geringer Entfernung zur Stadt an Land bringen. Er wird jetzt klug genug sein, Euch nicht wieder auf freiem Feld zu begegnen, aber vielleicht versucht er es mit einer Belagerung. Er hat Maschinisten und Pioniere.«
»Pioniere?«
»Männer, die unter der Erde arbeiten. Sie graben sich unter Mauern durch, die dann zusammenstürzen, oder schaffen Tunnel, durch die die Soldaten im Schutze der Nacht in die Stadt eindringen.«
Alle Shasinn brachen in schallendes Gelächter aus. »Männer, die wie kleine Nasenhörner graben!« sagte Gasam verwundert. »Wir sollten sie an Land kommen lassen, nur um den Anblick genießen zu können! O nein, niemals würde ich ihn in die Nähe meiner Stadt lassen. Ich habe Späher in allen Richtungen postiert, die bis zu mehreren Tagesreisen von der Stadt entfernt lauern. Ich würde seine Armee vernichten, ehe er nahe genug käme, um irgendwelchen Schaden anzurichten.«
»Jetzt, da er weiß, wie unbezwingbar Ihr seid, würde er es sicherlich nicht versuchen«, erklärte der Seemann. »Ich wollte es nur der Vollständigkeit halber erwähnen. Am wahrscheinlichsten ist, dass er eine Blockade anstrebt. Dafür wird er eine starke Flotte entlang des Hafeneingangs stationieren. Niemand kann hinein oder hinaus. Jegliche Verstärkung oder Vorratslieferung wird versenkt. Seine eigenen Schiffe wird er durch Handelsboote versorgen lassen, und kann so monatelang aushalten.«
»Wie schnell sind diese Kriegsschiffe?« wollte Gasam wissen.
»Nun,
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