Schwarze Schmetterlinge
lachte, und er nutzte die Gelegenheit, sie leicht zu umarmen und ihr einen Kuss auf die Wange zu geben, solange der Mut dazu noch da war. Eigentlich war Felicia nicht das, was man eine klassische Schönheit nennt. Ihre Nase war ein wenig zu groß, der Mund zu breit. Aber sie hatte etwas sehr Weibliches und Sinnliches. Ein offenes, vertrauensvolles Gesicht, eine Verletzlichkeit, als könne sie ihre Gefühle nicht verbergen. Als er ihr ein Kompliment machte, lachte sie und bedeckte ihre Narbe auf der Oberlippe mit der Hand. Er schaute weg, um sie nicht zu verunsichern.
»Ich bin nie schön gewesen, aber ich mag es, wenn man mir eine Weile das Gefühl gibt, als wäre ich es.« Er ließ den Blick auf ihr ruhen, als sie ging, um noch mehr Salsa und Aioli zu holen. Ein Teil ihrer Schönheit lag in ihrer Bewegung, in ihrer Haltung. Man würde Felicia niemals auf einem Foto einfangen können, ohne dieser Dimension verlustig zu gehen.
»Ich will alles von dir wissen«, hatte sie gesagt. Und zu seinem Erstaunen merkte er, dass das Gespräch ohne Schwierigkeiten dahinfloss. Wenn er schwieg, dann war das Schweigen nicht schwer und belastend, sondern ein Raum für Gedanken. Sie schien ihr Tempo unbewusst an seines anzupassen. Fing von der Basilikumpflanze, die auf dem Tisch stand, ein wenig Duft in der Hand ein, nickte einem Bekannten zu, ohne jedoch ihre Aufmerksamkeit von ihm abzuwenden, die gleichzeitig nie aufdringlich wurde.
»Erzähl von Pernilla«, sagte sie und fuhr mit dem Finger durch die Flamme der Kerze, die in einem Messingständer auf dem Tisch brannte. Er verfolgte die Bewegung und beobachtete, wie sie mit dem Finger in der Flamme innehielt, bis sie sich fast verbrannte. Er nahm ihre Hand, damit sie sich nicht wehtat, und um sie in seiner zu halten. So blieben sie sitzen. Vorsichtig flocht sie ihre Finger in seine. Eine Hand ohne Ringe mit schönen Nägeln. Eine fürsorgliche Hand, die sich in seiner Phantasie in wilden Kreisen über seinen Körper bewegte.
»Du hast schöne Hände. Spielst du Klavier?«, fragte er.
»Nein, dazu bin ich viel zu unmotorisch. Ich habe eine Vorstellung, wie es klingen sollte, aber rein technisch ist es mir völlig unmöglich, irgendein Tempo hinzukriegen. In der Schulzeit hatte ich Klavierstunden, habe mich durchgekämpft, bis der Lehrer einmal den Deckel des Klaviers über meinen Fingern zuklappte. Wahrscheinlich hat er es nicht mehr ausgehalten. Ich habe auch nie zu Hause geübt. Aber ich höre gern Klaviermusik, und zwar so laut, dass man es im ganzen Körper spürt. Im Sommer hatte ich die Fenster offen und habe laut Chopin gehört. Meine Nachbarn saßen im Garten und grillten. Als ich rauskam, haben sie applaudiert. Ja, wirklich. Sie haben gedacht, ich hätte das Stück selbst gespielt. Und weil man nicht jeden Tag einen Applaus bekommt, habe ich mich bedankt und ihn entgegengenommen.«
»Mit welcher Betrügerin ich hier den Tisch teile.«
»Oh, wenn du wüsstest!«
»Und wer ist nun Felicia?«, fragte er sie später im Rosengarten des Stadtparks. »Du hast mich dazu gebracht, dass ich nur von mir geredet habe. Das ist unfair.«
»Da gibt es nicht viel zu sagen. Ich bin nach Örebro gezogen, nachdem ich mein Medizinstudium beendet hatte. Davor habe ich als Stewardess und Reiseleiterin gearbeitet.«
»Darf man eine kleine eifersüchtige Frage stellen? Wer war der Mann, der beim Abendessen in der Freimaurerloge neben dir saß? Ein älterer Mann mit Schnurrbart, nach früheren Aussagen also genau dein Typ.«
»Ein Freund.« Felicia bekam einen abwesenden Blick, und Per konnte nicht anders, als sie in den Arm zu nehmen. Komm zurück zu mir, sei mir nah. Sie reichte ihm genau bis zum Kinn, obwohl sie Schuhe mit hohen Absätzen trug. Und sie roch wunderbar. Das weiche Haar berührte seine Lippen. In der Trunkenheit des Augenblicks wollte er sie küssen, aber die Gelegenheit glitt ihm buchstäblich aus den Händen. Felicia beugte sich herab und schloss die Hände um eine der gelben Zonta-Rosen, sog den Duft ein und seufzte vor Wohlbefinden. »Das ist ein Freund von mir. Eigentlich habe ich zuerst seine Frau kennengelernt. Das ist eine seltsame Geschichte. Ich war am Fluss unterwegs, nach der Abendschicht. Sie saß in ihrem Rollstuhl auf der Wiese direkt am Svartån. Ich bemerkte, dass sie sich umsah, als wolle sie sehen, ob sie allein wäre. Mich sah sie nicht, denn ich war wohl von einem Baum verdeckt. Plötzlich bewegte sich
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