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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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habe ihn im Arm gehalten wie ein Kind und ihn getröstet. Habe mit ihm geredet, bis er loslassen und sie gehen lassen konnte. Der Todesfall war für ihn so plötzlich gekommen. Das war ein Schock für ihn. Er brauchte Zeit, um herauszubekommen, was vorher passiert war, um ihren Körper loslassen zu können. Ich bin so schrecklich müde, Per, Warum hast du den Wecker gestellt?«
     
    »Ich muss nach Kronviken.« Er kroch zu ihr, legte seinen Kopf auf ihren Bauch und erzählte. Sie strich ihm über das Haar. Wiegte ihn und ließ ihn weinen.
     
    »Ich komme mit dir. Ich kann im Auto schlafen. Wenn du willst, dass ich mitkomme.« Sie sah ihm in die Augen, und er blinzelte. »Eigentlich wollte ich dich mit zwei Tickets nach Rom überraschen«, sagte sie. »Eine fünftägige Reise. Das sollte ein verspätetes Geburtstagsgeschenk sein. Das machen wir, wenn es besser passt.«
     
    »Ich liebe dich, Felicia.«
     
    »Ich liebe dich auch. Hast du dir Sorgen gemacht?«
     
    »Und wie.«
     
     
    24
     
    Per Arvidsson hatte die Umgebung im Krankenhaus noch nie als erschreckend empfunden. Doch jetzt nahm er die Menschen um sich herum mit einer anderen Schärfe wahr. Er bemerkte die magere Frau, die am Eingang in ihrem Rollstuhl saß und rauchte, daneben einen weißhaarigen Mann in blauer Krankenhauskleidung, der sich auf das Gestell seines Tropfs stützte. Wie sah ihr Alltag aus? Ein Junge mit verdrehtem Körper saß in einem Elektrorollstuhl. Wie stand es um seine Möglichkeiten, ein normales Leben zu führen? Hinter ihnen im Fahrstuhl stand eine erschöpfte Mutter, die ein laut schreiendes Mädchen im Arm hielt. Das heisere und herzzerreißende Schreien füllte den engen Raum aus.
     
    Felicia nahm seine Hand, sie war kalt und feucht. Als die Frau und das Kind auf der Kinderstation ausstiegen, sah sie ihnen nach, so lange es ging. Per und Felicia gingen den kahlen, grün gestrichenen Flur zum Empfang hinunter. Die Krankenschwester sagte ihnen, dass Folke in ein Einzelzimmer verlegt worden sei. In einem Stadium, in dem jede Veränderung nur zum Schlechten geschehen kann, bestätigte sie nur, was Folke am Telefon angedeutet hatte.
     
    Eine Woge von Krankenhausgeruch aus Kaffee, aufgewärmtem Essen, Urin und Putzmittel quoll ihnen entgegen. Das Bett in Zimmer 16 war leer. Ein langer Schlauch führte vom Sauerstoffgerät ins Badezimmer. Per klopfte an und öffnete die Tür, als er ein ersticktes Geräusch hörte. Drinnen lag sein Vater auf dem Fußboden, den Kopf in einer Blutlache.
     
    »Was ist passiert?«
     
    »Ich kann nicht atmen, ich krieg keine Luft!«
     
    Die Sauerstoffvorrichtung war unter der Tür hängengeblieben und lag unter dem Waschbecken. Felicia half ihm mit dem Gerät. Dann richteten sie ihn auf, sodass er sitzen konnte, und stellten fest, dass er Nasenbluten hatte. Felicia drückte über der Nasenwurzel und schob seinen Kopf nach hinten.
     
    »Ich musste aufs Klo, und die Luft war einfach alle. Mir wurde schwindelig, und dann erinnere ich mich an nichts mehr.«
     
    Mit vereinten Kräften führten sie Folke zurück ins Bett. Felicia drehte den Sauerstoff auf vier Liter hoch, nachdem sie Folkes blaue Lippen und die dunklen Nägel gesehen hatte. »Und wie fühlen Sie sich jetzt? Tut Ihnen etwas weh?«
     
    »Der Kopf. Mir ist so übel. Ich schäme mich so. Ich wollte doch nicht, dass ihr mich so seht, eingenässt und erbärmlich. Nein, jetzt lasst mal die Pfleger ran, die sollen mir mit den Kleidern helfen. Etwas Würde will ich noch behalten.«
     
     
    Nachdem er Schmerztabletten bekommen und ein schnelles Röntgenbild vom Kopf gezeigt hatte, dass es keine inneren Blutungen gab, war Folkes dringendster Wunsch gewesen, eine Runde Bingolotto zu spielen. Per, der sich innerlich darauf vorbereitet hatte, die Prognosen der Krankheit und andere tiefschürfende Fragen über das Leben zu verhandeln, war ein wenig unruhig. Die Musik der Tanzcombo bedrückte ihn. Wer will denn schon einen Jahresverbrauch an Klopapier und eine Fahrt in die zugehörige Papierfabrik gewinnen? Aber Felicia konnte loslassen. Sie vergrub sich im Sessel, legte die Beine auf einen Hocker, wickelte sich in ihren Mantel ein und schlief. Per wollte gerade fragen, ob sie einen Kaffee wollte, als er bemerkte, dass sie die Augen geschlossen hatte.
     
    »Ich freue mich so für dich, dass du jemanden gefunden hast«, flüsterte Folke. »Wer auf etwas Gutes wartet, der wartet nie zu lang. Du hast dich eben nicht mit dem Erstbesten zufriedengegeben,

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