Schwarze Schmetterlinge
Per. Bist du glücklich?«
»Ja.« Er war seltsam gerührt.
»Dann bin ich es auch.« Folke versuchte, seine Hand an die Wange des Sohnes zu heben, aber sie fiel kraftlos zurück auf die Decke. Per nahm die ausgestreckte Hand und vollendete die Geste. »Es ist die beste Linderung, die ich bekommen könnte: zu wissen, dass du es gut hast. Wirst du, ehe du nach Örebro zurückfährst, bei Mama vorbeigehen und nach ihr sehen?«
»Ich wollte eigentlich bei dir bleiben.«
»Nein, das will ich nicht. Vielleicht später, wenn ich auf eigenen Wunsch nach Hause entlassen werde. Dann wäre ich dir dankbar dafür, aber jetzt noch nicht. Fahr lieber mit Felicia nach Rom. Nichts macht mich glücklicher als zu wissen, dass es dir gut geht und du etwas Nettes unternimmst. Du kannst ja nicht ewig warten, bis ich sterbe, ehe du mal etwas Schönes machst, oder?«
Der Regen schlug gegen die Windschutzscheibe, und der Wind packte sie, als sie am Sonntag aus dem Auto stiegen, um vor der Rückfahrt nach Örebro in der Goldenen Traube zu Mittag zu essen. Den Vormittag über hatte Felicia Vater und Sohn allein gelassen, damit sie unter vier Augen miteinander sprechen konnten, und dann hatten sie Britt besucht und waren noch bei Pers Elternhaus vorbeigefahren, wo sie auch übernachtet hatten.
Sie bestellten sich das Tagesgericht, pochierten Lachs in Weißweinsoße. Per betrachtete Felicia, wie sie die Kerze auf dem Tisch anzündete und mit dem Finger über der Flamme spielte.
»Du bist so schweigsam. Woran denkst du?«, fragte er.
»An dich. Dass es doch seltsam ist, dass du nicht verheiratet bist und fünf Kinder und eine wunderbare Frau hast, ein Haus und ein Auto und ein Sommerhäuschen mit Satellitenschüssel. Die Anwärterinnen auf das Amt der Frau Arvidsson müssten doch eigentlich Schlange stehen. Es müsste einen ganzen Harem lebendiger Frauen geben, und nicht nur längst verstorbene Jazzsängerinnen.«
»So war es aber nicht. Die Nachfrage war eher mäßig bis schwach. Und dann kam ein Tornado.«
»War ich das?«
»Ja.« Er musste laut über ihre selbstzufriedene Miene lachen. »Jetzt hast du meine Familie gesehen. Aber du hast immer noch nicht viel von dir erzählt.«
»Da gibt es nichts zu erzählen. Ich habe nur einen kleinen Bruder. Er sitzt im Rollstuhl. Wir sehen uns nicht oft. Ich bin viel herumgereist. Habe hier und da Freunde. Weißt du, was ich gedacht habe, als wir bei deinem Vater waren?«
»Es sah eigentlich mehr aus, als würdest du schlafen und nicht denken.«
»Der Schein kann trügen, ich habe gelauscht und meinte, das eine oder andere Kompliment zu vernehmen, und da habe ich die Augen noch ein wenig fester zugemacht, falls vielleicht noch mehr kämen.«
»Hört, hört. Und was hast du gedacht?«
»Meine Assistenzzeit auf der Notaufnahme in Örebro ist bald um. Mein ursprünglicher Plan war es, nach New York zu gehen. Ich habe ein Angebot erhalten, was ich meinte, nicht ausschlagen zu können. Gut bezahlt. Gute Arbeitszeiten. Gute Möglichkeiten zur Forschung. Die Alternative ist das, was die Personalleitung in Örebro mir vorgeschlagen hat. Ein gemischtes Aufgabengebiet, auf zwei Gesundheitszentralen verteilt, eine in Örebro und die andere in Lindesberg, und zwei Tage die Woche in einer Langzeitpflegeklinik in Nora. Ich muss mich bis spätestens Montag entschieden haben.«
Sie konnte einen Moment lang die Enttäuschung in seinem Gesicht sehen, eher er sich wieder fasste. »Ich will, dass du das tust, was das Beste für dich ist. Natürlich wird es einsam werden, wo ich mich doch gerade daran gewöhnt habe, dich in meiner Nähe zu haben, aber ich will nicht, dass du deine Entscheidung später bereust und denkst, du hättest etwas verpasst, was wichtig für dich gewesen wäre. Der Forschungsauftrag in New York wird ja wohl nicht für immer sein.«
»Ich habe aber beschlossen, hierzubleiben.«
»Ich liebe dich. Und das ändert sich nicht, wenn du eine Weile nach Amerika verschwindest. Ich gönne es dir. Aber natürlich kann ich nicht umhin, mich selbstsüchtig und kurzsichtig darüber zu freuen, wenn du bleibst. Ich kann mir nur schwer vorstellen, ohne dich aufzuwachen und einzuschlafen. Das ist schon zu einer Gewohnheit geworden.«
»Wer ist das?«, fragte Felicia plötzlich. »Da steht ein Mann an der Tür. Ich glaube, er grüßt dich.«
»Das sind Hartman und Ek. Der mit der umgedrehten Kappe auf dem Kopf
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