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Schwarze Schmetterlinge

Schwarze Schmetterlinge

Titel: Schwarze Schmetterlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Jansson
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mal. Ein letztes Flattern ihres weißen Mantels, als sie ins Bahnhofsgebäude ging. Dann überfiel ihn die Unruhe. Die Lage ist ernst, hatte die Stimme gesagt. War das das Ende? Würde er es noch rechtzeitig schaffen? Warum war er nicht seinem ersten Impuls gefolgt und weiter bei Folke geblieben? Warum hatte er sich von den Worten seines Vaters täuschen lassen, wo sie doch beide wussten, dass sie nicht der Wahrheit entsprachen? Was hatte er sich nur dabei gedacht?
     
    Per Arvidsson steckte eine CD in den Spieler. Suchte Trost in der Musik. »East of the Sun«. Die Stimme von Sarah Vaughan erfüllte das Auto. Die Beschilderung am Wegesrand verschwamm immer mehr. Das Licht von den entgegenkommenden Autos brannte in den Augen. Noch zweihundertsiebzig Kilometer bis Kronviken, ewig viel Zeit nachzudenken und sich Vorwürfe zu machen.
     
    Er wurde zusammen mit einer verschleierten Frau in die Notaufnahme gelassen, die ein hustendes Kind im Arm trug. Sie meldete sich, umgeben von zahlreichen Freunden und Verwandten, am Empfang an. Arvidsson fühlte sich einsam. Er erklärte der Schwester sein Anliegen und suchte sich dann selbst den Weg zur Inneren. Die Tür zur Station war verschlossen. Er klingelte und musste eine halbe Ewigkeit warten, bis eine Schwester ihn hineinließ.
     
    Als Per in das Zimmer seines Vaters kam, erhob sich ein weiß gekleidetes Mädchen vom Stuhl. Sie sah aus, als wäre sie höchstens achtzehn Jahre alt, und stellte sich als Schwester Angelika vor.
     
    »Wie geht es ihm?«, fragte er. Die Worte klebten am Gaumen fest.
     
    »Wir gehen am besten raus.« Sie zeigte mit einer Geste auf den Flur.
     
    Er ließ ihr den Vortritt, strich seinem Vater über die Wange und ging dann mit ihr hinaus.
     
    »Die Infektionsparameter sind ungeheuer hoch. Wir haben ihm eine Bluttransfusion gegeben und die Antibiotika gewechselt. Gestern sind ein CT vom Kopf und ein Skelettszintigramm gemacht worden. Der Arzt hat versucht, Sie per Handy zu erreichen, um Sie zu informieren, aber es war wohl ausgeschaltet.«
     
    »Verdammt!« Das Schäferstündchen mit Felicia flimmerte vor seinem inneren Auge vorbei, und er schämte sich.
     
    »Wir haben heute die Untersuchungsergebnisse erhalten. Ihr Vater hat Metastasen im Gehirn und in den Knochen. So wie es jetzt aussieht, ist es nicht sicher, ob er die Nacht überstehen wird. Sein verwirrter Zustand ist im erhöhten Kalziumwert begründet. Der Tropf soll helfen, den Wert zu senken.«
     
    Sie machte ein entschuldigendes Gesicht, als wollte sie sagen, dass die Verschlechterung nicht ihre Schuld sei. Per hielt sich mit der Hand am Türrahmen fest und spürte plötzlich, wie die Wut in ihm hochkochte.
     
    »Sie sind verpflichtet, mich zu informieren. Ich wäre nicht weggefahren, wenn ich gewusst hätte, wie schlecht es ihm geht.«
     
    »Wir haben noch auf die Ergebnisse des CTs gewartet, vorher konnten wir nichts sicher sagen. Es ist doch besser, wenn man auch gleich eine Behandlung anbieten kann.«
     
    »Und was haben Sie jetzt vor?« Die Stimme klang feindselig, aber er hatte keine Kraft, seine Gefühle zu unterdrücken. Seine eigene Scham, seine Trauer und seine Verlorenheit.
     
    »Alle vier Stunden bekommt er Morphium und Kortison gegen die Schwellung im Gehirn. Und Antibiotika. Wenn nötig, können wir die Sauerstoffzufuhr erhöhen.«
     
    »Hat er denn etwas gegessen? Sie haben ihm doch hoffentlich geholfen, etwas zu essen, oder? Wie war seine Temperatur? Achten Sie darauf, dass er nicht allein auf die Toilette geht? Ich begreife nicht, wie man in einem Krankenhaus hinfallen kann.« Per feuerte eine Batterie von Fragen ab und fühlte sich entsetzlich nervig. Im Versuch, Kontrolle über sein schlechtes Gewissen zu erhalten, klammerte er sich an Fakten fest. Was gibt es noch, was ich als Angehöriger noch nicht erfahren habe, weil es erst zwischen Fremden, Ärzten, die uns nicht kennen, diskutiert werden muss? Verdammt! Hier war kostbare Zeit verschwendet worden, vielleicht die letzten Stunden, die sie zusammen hatten. Die zurückhaltende und geduldige Antwort der Krankenschwester machte ihn wütend. Man musste doch noch mehr tun können! Sofort! Etwas, das ihnen noch mehr Zeit schenkte.
     
    »Er schläft jetzt. Es sieht so aus, als ginge es ihm ganz gut«, sagte sie, als ob sie seine Gedanken gelesen hätte. Sie sah müde aus. Er bemerkte es erst jetzt, da sie nicht mehr lächelte.
     
    »Entschuldigung. Ich kann verstehen, wenn Sie mich anstrengend

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