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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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herausfinden, wo sich die anderen beiden Adamanten befinden«, sagte Abraham und zwirbelte geistesabwesend an einer seiner Schläfenlocken. »Mit diesen zusätzlichen Splittern kann ich vielleicht einen Weg beschreiten, der uns zu den anderen Tränen führt. Nur befürchte ich, dass unsere Gegner Ähnliches vorhaben.« Aus den Untiefen seines Gewandes förderte er eine Pinzette zutage, fischte mit ihr die Diamantsplitter aus der Hundespucke und ließ seine Beute zu den anderen Splittern in das Röhrchen gleiten.
    »Und wie wollen Sie das anstellen? Die anderen Tränen aufzuspüren, meine ich?«, fragte Lukas.
    »Abraham spricht von der Geomantie in ihrer ursprünglichsten Form«, antwortete Mephistopheles an des Zauberers statt.
    Abraham nickte. »Die Geomanten früherer Tage bedienten sich ihrer Zauberkunst vor allem als Weissagungstechnik, bevor sie lernten, welcher Nutzen sich aus den Erdkräften noch ziehen lässt. Die Idee ist folgende: Wenn die Teufelstränen derart miteinander verbunden sind, wie es zu vermuten steht, könnte man gegebenenfalls mit einer von ihnen die anderen aufspüren. Ich hoffe nur, uns stehen für dieses Unterfangen genügend Bruchstücke zur Verfügung.« Er hob das Glasröhrchen an und betrachtete den Inhalt. »Außerdem benötige ich eine Landkarte. Möglichst eine Weltkarte.«
    »Wenn für den Anfang eine Deutschlandkarte hilft, davon hätten wir eine im Auto«, schlug Lukas vor.
    Abraham nickte, und so eilte er vor die Tür des Appartements zu dem Parkplatz, auf dem ihr alter Horch stand. Obschon es draußen dunkel war, erahnte er jenseits der Nachbarhäuser das glitzernde Band des Neckars. Kurz verlor er sich in diesem wohltuend normalen Anblick, dann wandte er sich seufzend ab und suchte in der Limousine nach der Karte, die sie auf dem Weg nach Baden-Baden benutzt hatten. Er wollte gerade wieder zurückgehen, als ihn ein Geräusch an der Rückfront des Wagens innehalten ließ. Es klang wie ein kurzes Klopfen.
    Lukas starrte argwöhnisch ins Dunkel, schaltete die Leuchtfunktion seines Smartphones an und öffnete beherzt die Heckklappe. Der Stauraum war leer.
    Plötzlich ertönte ein lautes Kreischen, und unter dem Wagen schoss ein schwarzer Kater hervor, huschte mit rasender Geschwindigkeit über die Straße und verschwand im Vorgarten eines der Nachbarhäuser. Mit laut klopfendem Herzen sah Lukas ihm nach. War das ein Zufall? Irgendein streunendes Tier? Oder steckte mehr dahinter? Vorsichtshalber bückte er sich, doch unter dem Wagen war nichts.
    Er sah sich noch eine Weile um, dann eilte er zurück ins Appartement. »Bitte glaubt nicht, dass ich bereits unter Paranoia leide, aber beim Horch war eine Katze«, erklärte er, während er die Karte auf den Tisch legte.
    Abraham und Mephisto hoben gleichzeitig die Brauen und sahen zu Millepertia, die aufsprang. »Zeig sie mir. Eine Katze könnte auf eine meiner einstigen Schwestern hindeuten«, erklärte sie beunruhigt.
    Gemeinsam gingen sie nach draußen, doch der Straßenzug wirkte verlassen.
    »Gibt es denn viele deiner Schwestern?«, wollte Lukas wissen.
    »Weit mehr als Zauberer. Nur ist ihre Macht in der Regel deutlich geringer. Außerdem … wie sollten sie von uns erfahren haben?«
    »Von diesem Ghulkönig-Ekel Makhbar vielleicht?«
    Sie wog nachdenklich ihr Haupt. »Abraham hat am Haus Schutzsiegel gegen den Spürsinn der Ghule angebracht. Vermutlich war das mit der Katze nur ein Zufall. Dennoch: Wir sollten hier nach Möglichkeit nicht länger bleiben.« Sie wollte bereits umkehren, doch Lukas hielt sie zurück. »Warte, Mille. Wo du gerade hier bist … Kannst du mir vielleicht noch eine Frage beantworten?«
    »Welche?«
    »War dein Vater ein wichtiger Mann?«
    Millepertia sah ihn verwundert an. »Mein Vater? Wie kommst du auf ihn?«
    »Na ja«, er spähte kurz zur Appartementwohnung, um sicherzustellen, dass sie ungestört waren. »Ich frage mich schon die ganze Zeit, warum dich Urds Spiegel nicht mit deinem Namen angesprochen hat. Ich stand ja direkt hinter dir. Der Spiegel nannte dich Johannes’ Tochter.«
    Mille zog die Stirn in Falten. »Ehrlich gesagt habe ich mich auch gewundert. Mein Vater hieß Christian. Er war Gärtner auf dem Landgut eines Wormser Patriziers.«
    »Gärtner?«
    »Ja. Meine Mutter starb bei meiner Geburt. Er war ein gottesfürchtiger Mann und würde sich im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, was ich getan habe.« Sie seufzte. »Zu seinen Lebzeiten habe ich von ihm viel über die Pflanzen und ihre

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