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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Eurer Führung. Abaddon hält den Höllenthron besetzt, und die Dämonen erheben sich gegen Euch!«
    »Ich weiß«, knurrte Mephisto mit seltsam veränderter Stimme, die die Einrichtungsgegenstände im Zimmer zum Vibrieren brachte. »Berichte!«
    Der Dschinn wechselte in eine kehlige Sprache, die sogar Abraham nicht zu verstehen schien. Dennoch wurde selbst für Lukas rasch klar, wovon der Teufel sprach. Im Innern des Beschwörungskreises stiegen Bilder brennender Landschaften auf, auf der Heere entsetzlich anmutender Teufel und Dämonen aufeinander zuwogten und sich gegenseitig zerfleischten. Mephisto wechselte ebenfalls in die Höllensprache, und der rasselnde Tonfall deutete darauf hin, dass er dem Dschinn Befehle gab. Jedes seiner Worte schmerzte in Lukas’ Ohren und erinnerte ihn wieder daran, wer der Pudel wirklich war. Millepertia stöhnte und überzog ihr Haupt schützend mit Hartheu. Auch Abraham hielt sich mit schmerzerfülltem Gesicht den Kopf. Unvermittelt verblassten die Bilder im Beschwörungskreis.
    »Ich würde euch gern zurückbringen, Fürst«, röhrte der Dschinn plötzlich wieder verständlich. Lukas runzelte die Stirn, da der Schmerz in seinen Ohren ebenso rasch abklang, wie er aufgekommen war. Stattdessen spürte er, wie sein Herz angestrengt hämmerte und das Blut in seinen Schläfen zum Pulsieren brachte. »Doch leider vermag ich dies nicht. Abaddon hat das Höllenzepter an sich gerissen und damit einen Bann gegen Euch gewirkt, den er mit seiner Lebensessenz aufrechterhält. Zumindest so lange, bis er den Thron endgültig … Ihr wisst schon, wovon ich spreche. Gewinnt er den Krieg und gelingt ihm seine endgültige Inthronisierung, wird er sich dieses Tricks nicht mehr bedienen müssen. Denn dann ist sein Wort Gesetz. Aber wir leisten Widerstand.«
    »Das erklärt meine Unfähigkeit, in die Hölle zurückzukehren.« Mephisto schnaubte missmutig, und Lukas fiel auf, dass sich Abraham und Mille noch immer die Ohren zuhielten. Aus irgendeinem Grund schien er der Einzige im Raum zu sein, dem sich die Höllensprache unvermittelt erschloss. Er hatte nur eine Erklärung dafür: Es musste am Faustschen Blut in seinen Adern liegen.
    »Und was ist mit meinem Leib?«, wollte der schwarze Pudel nun wissen.
    Auch Lukas spitzte die Ohren.
    »Eure Lebensessenz, Fürst, ist über den ganzen Infernalischen Abgrund verströmt. Niemand von uns kann sich dies erklären. Wir können Eure Gegenwart zwar spüren, doch bislang wirkte es so, als würdet Ihr schlafen.«
    »Jetzt wisst ihr es besser. Ich bin hier, und das ist auch gut so. Denn hier kann ich derzeit deutlich mehr ausrichten, um Abaddon zu schaden, als in der Hölle selbst. Und jetzt bring uns den Stein!«
    Der Dschinn verneigte sich und verschwand unter Zurücklassung schweflig stinkenden Qualms. Instinktiv warf Lukas einen Blick zur Zimmerdecke, wo er zu seiner Erleichterung keine Feuermelder entdeckte. Ein Hoch auf die Billighotels. Immerhin, was er erfahren hatte, war mehr als interessant und verriet ihm viel über das Wesen des Teufels. Wenn Mephistopheles tatsächlich nur ein Gestalt gewordener Bewusstseinssplitter Luzifers war, ließ sich leicht ermessen, wie es um die wahre Macht des Teufels bestellt war. Lukas schluckte und beschloss, das Gehörte einstweilen für sich zu behalten.
    Als der Dschinn endgültig verschwunden war, wandte Abraham sich an Mephisto. »Du hast mich benutzt«, sagte er kalt.
    »Ach komm schon, alter Mann«, höhnte der schwarze Pudel. »Als wäre das etwas Neues. Dachtest du, ich ließe die Gelegenheit verstreichen, meine Leute auf Linie zu bringen? Und jetzt wartet ab. Mein Diener bringt uns, was wir wünschen.«
    Abraham antwortete nicht, und so starrten sie alle schweigend auf den Beschwörungskreis. Gewiss zehn Minuten vergingen, bis der Dschinn abermals heulend aus dem Beschwörungskreis aufstieg. Sein gehörntes Antlitz war von Schmerz und Wut verzerrt. »Ich kann es nicht, Fürst.« Er präsentierte Mephisto von Brandblasen überzogene Löwenpranken. »An dem grünen Diamanten haftet etwas, das es einem Höllenbewohner wie mir nicht erlaubt, ihn zu berühren.«
    Mephisto knurrte. »Kehre in die Hölle zurück«, herrschte er den Dschinn an, »und tue, was ich dir noch aufgetragen habe.«
    »Ja, Fürst!« Der Teufel in Menschengestalt verbeugte sich kriecherisch und verschwand. Eine gespenstische Stille breitete sich im Zimmer aus.
    »Ihr habt es gehört«, zürnte Mephisto. »Falls irgendwer noch auf einen Beweis

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