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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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gewartet hat, dass wir es mit dem richtigen Stein zu tun haben – das war er. Wir müssen uns um die Angelegenheit also persönlich kümmern. Und jetzt her mit euren Vorschlägen. Gebt mir eure Skrupellosigkeit. Zeigt mir die Abgründigkeit eurer Seelen. Der Plan muss teuflisch gut sein, sonst gelingt er nicht.«
    Lukas, Abraham und Millepertia maßen den Teufel mit finsteren Blicken.
    Der Pudel hechelte ungerührt. »Und? Kommt da jetzt was?«
    Lukas ignorierte den süffisanten Blick des Pudels und forschte stattdessen im Internet nach den Sicherungsmaßnahmen, mit denen sie vermutlich zu rechnen hatten. Die Ergebnisse waren niederschmetternd. »Kameras, Gaswarner, Vitrinenmelder der höchsten Sicherheitsstufe, Panzerglas, aktives Infrarotsystem, Photovoltaik-Sensoren, die direkt mit dem Alarmsystem verbunden sind. Kurz: das volle Programm«, ratterte er, was er las, herunter. Er stöhnte. »Und wir besitzen nicht einmal mehr den Tarnmantel.«
    Abraham und Millepertia diskutierten den Einsatz komplizierter Zauberrituale, die entweder daran scheiterten, dass ihnen die Zaubermittel oder schlicht die Zeit dafür fehlte. Denn allen war klar, dass auch John Dee und gegebenenfalls Agrippa von Nettesheim dem
Grünen Dresden
nachjagten. Es war Mephisto, der schließlich einen Plan zum Diebstahl des Diamanten vorschlug, der gerade durch seine Schlichtheit bestach.
    »Und wir sollen wieder mit dem Auto fahren?«, wollte Millepertia wissen.
    Mephisto nickte. »Besser, wir rechnen damit, dass Abaddon versuchen wird, unseren Bewegungen auf die Spur zu kommen. Höllentore, Hexenkreise, Sphärenrupturen. Solange wir nicht wissen, wo er bereits Wächter aufgestellt hat, nähern wir uns unserem Ziel auf profane Weise. Wir besitzen offenbar einen Wissensvorsprung, ansonsten wäre der Klunker nicht mehr vor Ort.«
    »Das Museum öffnet vormittags um zehn Uhr«, erklärte Lukas missmutig. »Das heißt, wir müssen hier spätestens um vier los. Bis dahin würde ich mir gern noch eine Mütze Schlaf gönnen.«
    »Tu das.« Millepertia erhob sich seufzend. »Ich werde mich dann mal draußen auf die Suche begeben.«
    »Hoffentlich stellen wir uns das alles nicht zu leicht vor«, brummte Abraham.
    Mephisto sprang auf und sah sie der Reihe nach an. »Mehr Zuversicht, Freunde! Das Schicksal der Welt ruht jetzt in den Händen von Betrügern und Dieben, und der Teufel selbst lenkt ihre Schritte.«
    »Ach, und das soll gut sein?«, grunzte Lukas.
    »Warum nicht?«, feixte der schwarze Pudel. »Denn mal ehrlich: Anders ist es ja sonst auch nicht.«

Der Grüne Dresden
    S ie parkten ihren Horch in einem Parkhaus nahe der Semperoper und näherten sich dem Dresdner Residenzschloss. Obwohl es unter der Woche war, hatte die warme Herbstsonne an diesem Vormittag etliche Touristen angelockt. Sie kamen aus Straßenbahnen und Reisebussen, schnatterten in den unterschiedlichsten Sprachen und folgten Reiseleitern mit Schirmchen, die die Besucher zu jeweils einem der fünf Museen auf dem weiträumigen Schlossgelände führten: dem Historischen und dem Neuen Grünen Gewölbe, dem Kupferstich- und dem Münzkabinett sowie der berühmten Türckischen Cammer. Zufrieden stellte Lukas fest, dass sie selbst sich nicht allzu sehr von den übrigen Touristengruppen unterschieden. Lediglich Abraham zog mit seiner orthodox anmutenden Haarpracht und dem langen Gewand mal wieder eine Vielzahl an Blicken auf sich. Mephisto hingegen schien eine diabolische Freude daran zu haben, junge Mädchen und Frauen zu becircen, indem er immer wieder um ihre Beine strich, sich an wohlproportionierten Schenkeln rieb und so binnen kurzer Zeit unter mehr Röcke kroch, als Lukas es in seinem ganzen Leben getan hatte. Erfolgreich war der Teufel mit seiner Masche dennoch; er erntete unzählige Streicheleinheiten und verzücktes Quietschen. Nicht ohne einen Anflug von Schadenfreude beobachtete Lukas, wie Millepertia den Pudel mit einem scharfen »Meffi! Bei Fuß!« zur Räson rief, als eine junge Frau angeekelt vor Mephisto zurückwich und verkündete, sie habe eine Hundehaarallergie und man solle sein Tier doch wirklich an der Leine führen.
    Lukas genoss diesen Anflug von Normalität und bewunderte die barocke Pracht des Residenzschlosses, insbesondere die pastellfarbene und von Aberdutzenden Fenstern durchbrochene Außenfassade sowie die Sonne, die die Scheiben zum Blitzen und das rote Giebeldach zum Glühen brachte. Selbst die geschwärzten Mauern der Rundtürme, die an die Zerstörungen

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