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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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nichts anderes übrig, als sich zumindest dem Anschein nach auf die Bedingungen des Magiers einzulassen. Lukas berührte sie am Arm. »Also, packen wir es?«
    Mille sah ihn lange an, und fast meinte er, etwas Sanftes in ihren Augen zu lesen. War das etwa Sorge um ihn? Lukas wurde warm ums Herz, und einem Impuls folgend hob er die Hand. Doch noch ehe er ihr über die Wange streichen konnte, öffnete sie die Wagentür und lief in die Dunkelheit.
    Lukas sah ihr nach, bis ihre schlanke Silhouette zwischen den Bäumen verschwunden war. Ihm war nicht wohl dabei, sie in Gefahr zu bringen. Dee wollte, dass er allein kam, doch Millepertia hatte sich darauf nicht einlassen wollen. Jetzt musste er sich darauf verlassen, dass sie es schaffte, von hier wegzukommen, wenn Mephisto ihn und Abraham in die Zwischenwelt versetzt hatte.
Falls
Mephisto kam. Lukas seufzte, doch schließlich straffte er die Schultern und sprach sich selbst Mut zu. Natürlich, er war nur ein kleiner Trickbetrüger, der sich anschickte, einen uralten Magier hereinzulegen. Doch was blieb ihm anderes übrig? Außerdem hatte er in den zurückliegenden Tagen gelernt, dass bislang jeder dieser Zauberer unter einem erschreckenden Maß an Selbstüberschätzung und Überheblichkeit litt. Im Zweifel war genau das ihre Archillesferse.
    Lukas wartete einige Minuten, dann legte er den Gang ein und schaltete erstmals die Scheinwerfer an. Bewusst langsam fuhr er weiter auf die Burgruine zu. Er musste Millepertia etwas Zeit verschaffen, damit sie sich der Ruine heimlich nähern konnte. Seltsam. Lukas betrachtete die Ruine argwöhnisch. Ihn beschlich das Gefühl, dass die kleine Burg immer weniger heruntergekommen wirkte, je mehr er sich ihr näherte. Ein Trugbild? Ganz offensichtlich. Denn noch während er auf die geöffnete Toreinfahrt zuhielt, ragten geschwärzte, jedoch intakte Mauern und Türme vor ihm auf. Trotz der Dunkelheit konnte er sehen, dass die Wehr über dem Torhaus mit dämonischen Skulpturen geschmückt war, die Ziegenböcken mit Flügeln glichen. Auch an den Dachrinnen des Palas waren düstere Wasserspeier angebracht. Wie konnte man freiwillig in solch einem Gemäuer leben?
    Er stoppte den Wagen und schaltete den Motor aus. Die Scheinwerfer ließ er brennen, denn Dees Heimstatt lag noch immer im Dunkeln. Dann nahm er die doppelläufige Muskete an sich. Einen Schuss konnte er noch mit ihr abfeuern, ohne dass der Fluch der siebten Kugel auf ihn zurückfiel. Und das war besser als nichts. Er wollte schon aussteigen, als sein Blick den Beutel streifte, der gut verschnürt hinter dem Beifahrersitz lag. Sie hatten den Homunkulus darin eingesperrt. Millepertia hatte es mit Riechsalz und diversen Kräutern probiert, um das künstliche Menschlein zu wecken, doch nichts hatte geholfen. Da das Wesen aber eindeutig lebte, hatten sie sich nicht dazu durchringen können, ihm etwas anzutun. Lukas ließ den Sack liegen, stieg aus und betrachtete die Burg abermals. Einen Moment lang glaubte er, über sich an den Mauern eine Bewegung ausmachen zu können. Er sah genauer hin, doch er erblickte dort oben bloß Schwärze und schroffes Gestein. Zugleich spürte er mit jeder Faser seines Körpers, dass er erwartet wurde.
    Beherzt trat er durch das einladend offenstehende Tor auf den Burghof und schnupperte. Es roch nach Schimmel und Öl. An dem Palas über sich entdeckte er mittlerweile sogar moderne Fenster, die verrieten, dass das Gebäude bewohnt wurde. An die Mauern zur Rechten schmiegten sich ehemalige Stallungen, die ebenfalls schon vor längerem zu Unterkünften umgebaut worden waren. Den eigentlichen Blickfang jedoch bildete der Turm neben dem Hauptgebäude, unter dessen Runddach ebenfalls Wasserspeier aufragten.
    »Dee? Ich bin hier!« Lukas ging vorsichtig auf das Hauptgebäude zu, als hinter ihm Feuerschein aufflackerte. Alarmiert drehte er sich um und sah, dass ihm der Rückweg versperrt war. Vor der Toreinfahrt züngelte eine hohe Flammenwand empor, die sich rasch an den Mauern entlang über den Innenhof ausbreitete und ihn ringförmig umschloss. Kurz darauf sanken die Flammen in sich zusammen, doch noch immer gloste der Untergrund, aus dem sie hervorgegangen waren. Er stand jetzt in der Mitte eines Kreises. Shit! Im Schein der Glut konnte er einen menschengroßen Steinblock ausmachen. Er befand sich hinter dem Kreis, auf halbem Weg zum Turm. Was hatte das zu bedeuten?
    Eine Tür am Hauptgebäude öffnete sich rumpelnd, und im Lichtschein einer Lampe trat John Dee

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