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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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dir, Abtrünnige!« Mephistos glühender Blick erfasste den Sukkubus.
    Die Dämonin kreischte panisch auf und löste sich mit einem gewaltigen Satz von Millepertia, der sie hinauf zu einer der Raumecken trug. Aus ihrem Maul und ihren Augenhöhlen stieg schwefelgelber Rauch auf. In einem letzten Akt des Aufbegehrens nahm sie die sündhafte Gestalt Sylvias an, die erst Lukas und dann Mephisto einen flehenden Blick zuwarf. »Gnade!«
    »Gott kennt Gnade«, grollte Mephistopheles. »Ich nicht!«
    Eine Stichflamme züngelte aus ihrer Brust. Sylvia brüllte gellend auf und zerplatzte. Glühende Knochen und brennendes Dämonenfleisch regneten zu Boden.
    Millepertia erhob sich ächzend und spuckte auf die Überreste.
    »Wenn ich dich nicht vertreiben kann, wird es eben mein neuer Herr tun!«, fauchte Dee neben der Vitrine. Stöhnend richtete er sich auf. Seine Linke umfasste die Kristallkugel, die er bereits in Worms dabeigehabt hatte. Fahlweiß leuchtete sie auf, und aus der Tiefe des Kristalls stieg das Abbild eines skelettierten Reiters: Abaddon!
    Mephisto wandte sich um und schnaubte wie eine Dogge, als über ihm der Putz von der Decke bröselte. Ansatzlos sanken schimmlige Fäden in die Tiefe. Auch dort, wo er stand, überzog sich der Boden mit pelzigem Schimmelbewuchs. Mephisto versuchte zur Seite zu springen, doch seine Pfoten klebten fest. Im nächsten Moment umhüllte ihn das pilzige Geflecht.
    Dee lachte hässlich, doch zugleich ging mit ihm eine seltsame Veränderung einher. Er wurde mindestens zehn Jahre älter. Was auch immer er getan hatte, es forderte seinen Preis.
    »Kümmert euch nicht um mich«, erscholl Mephistos warnender Ruf, »kümmert euch um den Adamanten!«
    Lukas schreckte aus seiner Starre und hechtete trotz seiner Schmerzen an Dee und Abraham vorbei zum Korridor.
    Doch auch der Engländer blieb nicht untätig. Während der schimmlige Bewuchs Mephisto immer weiter einhüllte, maß Dee Lukas mit wildem Blick und beschrieb eine Zaubergeste. Doch er beendete sie nicht, denn Millepertia stoppte ihn, indem sie ihm einen Hexenschuss durch die Glieder fahren ließ, der ihn mit schmerzendem Aufschrei zurück auf den Boden beförderte. Die Kristallkugel entglitt seinen Händen und rollte über den Boden.
    Lukas erreichte den Eingang zum Kabinett und hielt schockiert inne. Die edelsteingeschmückte Hutnadel lag zwar noch immer am Boden, doch der Grüne Dresden war verschwunden.
    »Lukas, am Eingang!«
    Aufgeschreckt von Milles Aufschrei, wirbelte er herum und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Am Saalausgang stand der Homunkulus! Das kaum unterarmgroße Wesen mit dem viel zu großen Kopf hatte das Chaos genutzt, um sich heimlich zu der Hutnadel zu schleichen und den Grünen Dresden aus ihm herauszubrechen. Jetzt hielt es den Stein in seinen dürren Armen.
    Lukas wusste sofort, dass von Nettesheims Geist in dem Geschöpf steckte. Offenbar wähnte sich der Zauberer als lachender Dritter. Und jetzt dämmerte Lukas auch, was ihn nahe ihrer Limousine aufgeschreckt hatte. Es war nicht die Katze gewesen, sondern der Homunkulus. Er war offenbar bei ihrer Flucht in Baden-Baden auf den Wagen aufgesprungen, und durch ihn hatte von Nettesheim sie ausspioniert. Verflixt und zugenäht!
    Das Männchen schlüpfte aufgeschreckt aus dem Saal und ergriff die Flucht, bevor ihn Millepertia mit einem weiteren Hexenfluch stoppen konnte.
    »Hinterher, ihr beiden!«, erscholl Mephistos wütende Stimme. Und dann, kurz bevor ihn der Schimmel gänzlich einzuhüllen vermochte, zerplatzte sein Hundekörper zu schwarzem Rauch, dessen Druckwelle Dee ein weiteres Mal von den Beinen riss.
    Millepertia und Lukas stürmten hinter dem Homunkulus her, als auf der Etage plötzlich die Sirenen schrillten. Abraham schien den Bann, der die Elektronik außer Gefecht setzte, nicht mehr aufrechterhalten zu können. Das künstliche Menschlein rannte derweil mit großen Sprüngen die Treppe ins Untergeschoss hinunter, und von Nettesheim besaß sogar die Geistesgegenwart, einen weiteren von Millepertias Hexenflüchen mit einer Schutzgeste abzuwehren. Zornig warf ihm Lukas den Hartgummiknüppel hinterher und fegte das kleine Wesen damit von den Beinen. Der Homunkulus klatschte gegen die Wand und verlor das Bewusstsein. Millepertia und er packten ihn und den Grünen Dresden. Kurz darauf mussten sie mit ansehen, wie ein Tourist nach dem anderen aus seiner Starre erwachte.
    »Weg hier!«, zischte Lukas.
    »Und was ist mit Abraham?« Millepertia sah

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