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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Wiederbelebung dürfte nach der langen Zeit schwierig werden. Aber mir schwebt etwas Ähnliches vor. Nur stellt uns die Beschaffung der Himmelsmusik vor eine gewisse Herausforderung. Und das, obwohl auch die Sintflut das Wissen um sie nicht aus der Welt hat schaffen können. Im Gegenteil: Noch bis ins Mittelalter hinein war sie bei den Sterblichen bekannt. Zuletzt sind die Erinnerungen an die Engelsgesänge heimlich in der
Schola cantorum,
einem Chor am Hofe von Papst Gregor, gepflegt worden. Der Kerl trägt nicht zu Unrecht den Beinamen
der Große.
« Er lachte dreckig. »Immerhin war er der erste Papst, der öffentlich die Größe hatte, Christi Gebot der Nächstenliebe nicht ganz so engstirnig auszulegen und dessen Lehren mit Prügel, Folter und Kerkerhaft durchzusetzen.«
    »Du sprichst von den berühmten Grigorianischen Chorälen?«, fragte Abraham, ohne auf die Zwischenbemerkung einzugehen.
    Doch Mephisto schüttelte den Kopf. »Ein schlichter Übersetzungsfehler, Abraham. In Wahrheit waren das die
Gri
gorianischen Choräle. Nicht einmal Gregor selbst hat je behauptet, dass die Choräle auf ihn zurückgingen. Der Chor verlor im vierzehnten Jahrhundert zunehmend an Bedeutung, weil jene, die noch um den wahren Liederschatz wussten, schon lange zuvor ins Ausland berufen worden waren. Unter anderem an den karolingischen Kaiserhof.«
    »Existiert denn noch ein Hinweis auf diese Grigorianischen Gesänge?«, fragte Millepertia gespannt.
    Mephisto schnalzte mit der Zunge. »Der letzte Geheimnisträger soll ein Priester namens Severin gewesen sein. Es heißt, er sei Mitte des zwölften Jahrhunderts im südlichen Frankenreich bestattet worden. Von ihm geht in eingeweihten Kreisen die Mär, dass er mit seiner Sangesstimme Tote erheben konnte.«
    »Aber er lebt doch ebenfalls nicht mehr«, sagte Abarahm mit seiner dünnen Fistelstimme. »Oder ist mir da etwas entgangen?«
    »Mitnichten!« Mephisto nickte. »Doch er soll sein Geheimnis buchstäblich mit ins Grab genommen haben. Soll heißen: Er hat dort angeblich einen Hinweis auf die Engelsmelodie hinterlassen. Leider bin ich viel zu spät auf den Mönch aufmerksam geworden, denn auch die da oben«, er wies mit der Schnauze himmelwärts, »wissen ihre Geheimnisse zu bewahren. Wenn das Gerücht stimmt, müssten wir lediglich Severins Grab finden. Dann können wir mit dem dort verborgenen Wissen Arnold von Wied zurückholen und ihn nach dem fehlenden Klunker ausquetschen. Jedenfalls theoretisch.«
    »Und wo liegt das Grab dieses Mönchs?«, fragte Millepertia.
    »Da liegt leider das Problem«, stellte Mephisto verärgert fest. »Niemand weiß es. Aus diesem Grund möchte ich einen anderen, weitaus einfacheren Weg vorschlagen, um Wieds Wissen für uns zu gewinnen.«
    »Und welchen?«
    »Vielleicht kann uns eine Hinterlassenschaft Antonio Stradivaris dabei helfen.«
    »Moment.« Lukas sah den Pudel irritiert an. »Du sprichst jetzt von dem berühmten italienischen Geigen- und Violinenbauer? Seine Streichinstrumente sind heute Millionen wert!«
    »Oh ja, das sind sie.« Mephisto fletschte die Lefzen zu einem Grinsen. »Was glaubst du wohl, wem Stradivari seine Künste zu verdanken hatte? Der Preis war nicht etwa seine Seele, sondern seine dreizehnte Violine. Die musste er mir weihen. Und so viel kann ich euch verraten: Sie ist sein eigentliches Meisterwerk. Dieses Instrument ist durch viele Künstlerhände gegangen, aber der ungekrönte Meister war sicher Nicolo Paganini, der berühmteste Geigenvirtuose des neunzehnten Jahrhunderts. Nicht ohne Grund ist er als
Teufelsgeiger
in die Geschichte eingegangen.«
    Lukas, Abraham und Millepertia sahen einander unbehaglich an. »Und was kann diese Geige?«, hakte der Zauberer nach.
    Mephisto zwinkerte. »Ihr Spiel schlägt nicht nur das Publikum in ihren Bann, ihr Besitzer kann sich mit ihr auch das Talent und die Kompositionen beliebiger anderer Musiker aus Vergangenheit und Gegenwart aneigenen.«
    »Und wer besitzt die Teufelsvioline jetzt?«, wollte die Hexe wissen.
    Mephisto ließ sich mit der Antwort Zeit. »Ben Dark. Auch wenn das bloß sein Künstlername ist. Er ist der Bandleader einer aufstrebenden Gothic-Metal-Band namens
Devil’s Tabernacle,
die ich jüngst unter meine Fittiche genommen habe! Hoffnungsvolle Verderber der Jugend. Alles, was wir tun müssen, ist, ihn zu bitten, uns zu helfen.«

Devil’s Tabernacle
    D a bin ich ja mal gespannt«, meinte Lukas mit spöttischem Unterton, während ihr Taxi auf das Gelände des

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