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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Antworten.
    Gereizt verließ er das Zimmer und stiefelte die Wendeltreppe hinunter. Das Pendel schwang jetzt in Form einer Acht über dem Basaltsockel und drehte sich dabei ständig um den Mittelpunkt – nur um unvermittelt wieder über einem der Symbole zu verharren. Der Anblick war bizarr.
    »Irgendetwas bringt die Rupturen in Unordnung. Eigenartig«, erklang die Stimme von Abraham von Worms. Der Magier stand neben dem großen Abakus, betrachtete das Pendel und rieb sich das Kinn. Gedankenvoll sah er zu ihm. »Ich hoffe, Ihr seid mit dem Zimmer zufrieden?«
    »Mit dem Zimmer schon«, knurrte Lukas. »Nur das Personal lässt zu wünschen übrig.«
    »Aha.« Die Lippen des Alten kräuselten sich zu einem flüchtigen Lächeln. »Dann folgt mir, bitte.« Er schritt an einem Regal mit Zettelkästen vorbei, zwischen denen eine Sammlung geschnitzter Schmuck- und Edelsteine lagerte. Das waren Gemmen aus allen möglichen Epochen. Ob sie ebenfalls Zauberkräfte besaßen? Der Gedanke kam Lukas immer noch seltsam vor.
    Abraham von Worms setzte sich an einen großen, von Büchern und Zetteln überquellenden Schreibtisch und bot ihm einen Hocker an. Als Lukas Platz nahm, rauschte Millepertia mit einem Tablett in Händen durch die Tür, das sie ihm unwirsch reichte. Ratlos starrte er auf einen dicken Kanten trockenen Brotes, ein Stück Käse und einen Tonkrug mit Wasser. Was sollte das denn sein? Gefängnisfraß?
    Auch der Zauberer runzelte die Stirn. »Mille, ich dachte, wir hätten in der Speisekammer noch …«
    »Ach, lassen Sie es gut sein.« Lukas sah Millepertia mit gespielter Freundlichkeit an. »So dürr, wie Ihr Mündel ist, macht sie seit Jahren die gleiche Diät. Da will ich mal nicht so sein.«
    »Dürr?« Eine steile Zornesfalte bildete sich auf Millepertias Stirn.
    Lukas ignorierte sie, langte zu, und wider Erwarten machte ihm das karge Mahl nichts aus. Sein Hunger war einfach zu groß.
    »Wenn ich es recht einschätze, seid Ihr etwas überraschend mit den arkanen Realitäten konfrontiert worden«, brummte Abraham von Worms. »Ihr werdet Fragen haben.«
    »Ja, so könnte man das zusammenfassen.« Lukas spülte das Brot mit Wasser hinunter und sah auf. »Dass Himmel und Hölle existieren, habe ich schon begriffen. Und mir ist auch ziemlich drastisch klargeworden, dass es Dämonen wie diesen Sukkubus oder diese Walddämonen gibt.« Ihm liefen allein bei der Erinnerung an das Erlebte kalte Schauer den Rücken herunter. »Gehe ich recht in der … beunruhigenden Annahme, dass das noch nicht alles ist?«
    Abraham von Worms nickte langsam und seufzte. »Hm, wo fange ich an? Luzifers Rebellion am Anbeginn der Schöpfung ist Euch bereits zu Ohren gekommen?«
    »Sicher.« Lukas brach ein Stück Käse ab. »Angeblich war Luzifer der erste der Engel. In seinem Hochmut soll er versucht haben, sich über Gott zu stellen. Andere Legenden berichten, glaube ich, dass er nicht bereit war, vor Gottes zweiter Schöpfung niederzuknien – also vor den Menschen. Am Ende hat ihn der Erzengel Michael zur Strecke gebracht. Diese Rebellion?«
    »Fast«, gab Abraham ernst zurück. »Michael hat ihn zur Strafe in den Infernalischen Abgrund gestoßen. Oder in die Hölle, wie man sie häufig nennt. Die weiteren Gründe für Luzifers Rebellion, die Ihr noch nicht angeführt habt, sind für uns jetzt und hier nicht von Belang. Wichtig zu wissen ist allerdings, dass sich damals ein Drittel der Engel dieser Rebellion angeschlossen haben. Sie alle wurden mit Luzifer aus dem Himmelreich verbannt. Aber nicht alle sind in der Hölle gelandet.«
    Lukas sah irritiert auf. »Wie bitte?«
    Abraham seufzte. »Es gibt zwei Klassen von Abtrünnigen. Ihr erinnert Euch an jene Fänggen, die Euch im Wald bei Staufen angegriffen haben?«
    »Diese fürchterlichen Baumdämonen?«
    »Nein, junger Mann, diese Bezeichnung ist nicht korrekt. Fänggen sind weder Teufel noch Dämonen. Sie gehören zu den Schwarzalben. Bei ihnen handelt es sich um Geschöpfe, die bei Satans Höllensturz nicht in die Hölle verbannt wurden. Sie strandeten auf ihrem Weg in den Infernalischen Abgrund im Diesseits.«
    »Wieso sind nicht alle in der Hölle gelandet?« Lukas sah den Zauberer fragend an.
    »Gute Frage.« Abraham von Worms kratzte sich am Bart. »Diejenigen unter ihnen, die wir als Schwarzalben bezeichnen, würde man heutzutage wohl als Mitläufer bezeichnen. Ihr Vergehen wog nicht schwer genug. Ausgestoßen wurden sie dennoch. Seitdem lauern sie in den verborgenen Winkeln

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