Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
Vom Netzwerk:
Satz Linsen samt ledernem Rohr. Als Lukas fertig war, verstaute auch der Zauberer seine Utensilien wieder in den Falten seines Gewands und ergänzte: »Wer auch immer der Mann war, er muss sehr machtvoll sein. Es ist ihm gelungen, sich den Helljäger dienstbar zu machen.«
    »Und wer soll das sein?«, fragte Lukas.
    »Der Anführer der Wilden Jagd«, klärte ihn Millepertia auf. »Üblicherweise versammelt er die Dämonen und Schwarzalben. Er selbst hält sich lieber im Hintergrund. Dass er persönlich eingegriffen hat, ist ungewöhnlich und spricht für die überragenden Fähigkeiten unseres Gegners.«
    »Dem Dialekt nach müsste der Zauberer Engländer sein«, wandte Lukas ein. »Falls die Abstammung eines Zauberers nach einigen Jahrhunderten überhaupt noch von Bedeutung ist.«
    Abraham lächelte grimmig. »Glaubt mir, seine Abstammung vergisst man nicht.«
    »Und was hat es jetzt mit dem ominösen Helljäger auf sich?«, hakte Lukas nach. »Über einen Dämon mit solcher Macht weiß man doch sicher etwas mehr, als dass er der Anführer dieser Wilden Jagd ist, oder?«
    Millepertia nickte. »Sein wahrer Name lautet Abaddon, und sein Beiname …
Engel des Abgrunds.
«
    »Einen Engel stelle ich mir ehrlich gesagt anders vor.«
    »Niemand weiß, wer er tatsächlich ist«, sprang Abraham ein. »Dabei wird Abaddon bereits in der Bibel erwähnt – im Alten Testament, und zwar in Verbindung mit dem Schoel, dem Totenreich. Als
Engel des Abgrunds
taucht er erst im Neuen Testament auf. Und die Offenbarung des Johannes deutet an, dass Abaddon den Schlüssel zum Infernalischen Abgrund bei sich trägt. Was auch immer damit gemeint ist.«
    »Schon klar«, knurrte Lukas. »Für mich klingt das, als hätten da ein paar Propheten zu tief ins Glas geschaut.«
    »Eure Arroganz ist fast schon bewundernswert«, stellte Abraham von Worms fest und verstaute seine letzten verbliebenen Besitztümer. »Aber Abaddon wird uns erneut aufspüren, wenn wir nicht in Bewegung bleiben.«
    »Verwechseln Sie Sarkasmus bitte nicht mit Arroganz.« Lukas setzte sich auf die Treppenstufen und schaltete endlich die Lampe seines Smartphones aus. Nur noch 35  Prozent Energie, und sein Ladekabel befand sich vermutlich im Bauch eines Höllenhunds. Na klasse. »Ich gebe zu, ich verstehe nicht viel von dem Ränkespiel zwischen Himmel und Hölle. Aber ich habe Augen im Kopf. Und ich kann zuhören. Abgesehen von dem Engländer und seinem Helljäger gibt es nämlich noch etwas anderes, das ich beunruhigend finde. Oder ist nur mir aufgefallen, dass mit Ihren Sandteufeln irgendetwas nicht stimmte? Vielleicht ist meine Vorstellung von Teufeln ja eine falsche, aber die Gehörnten kamen mir doch ziemlich diensteifrig vor.« Abraham sah ihn gespannt an, und so fuhr Lukas fort: »Und da ist noch etwas: Auch Mephisto hat auf mich einen seltsamen Eindruck gemacht. Insbesondere jetzt, da ich weiß, wer er wirklich ist. Denn wenn ich so darüber nachdenke und falls ich das richtig sehe, war mir diese Wilde Jagd mit dem Engländer schon in Staufen auf den Fersen. Und nicht Mephisto hat mir dort beigestanden und den Sturm mit aller Macht zurückgedrängt, sondern von Nettesheim. Zumindest sprach Mephisto selbst von einem Schwächeanfall, der ihn übermannt hätte; deshalb glaube ich, dass es von Nettesheim gewesen sein muss, der mir geholfen hat. Na ja, jedenfalls …
konnte
Mephistopheles mir offenbar nicht helfen. Jedenfalls nicht so. Das ist doch … komisch, oder?« Beschwörend sah Lukas in die Runde. »Diese kriecherischen Sandteufel, Mephistos angeblicher Schwächeanfall … als würde dort, wo all diese Teufel und Dämonen herstammen, irgendetwas … Beunruhigendes vor sich gehen.«
    Abraham berührte nachdenklich seine Schläfenlocken. »Ihr habt recht, das Resultat meiner Beschwörung war in der Tat ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher ist jedoch, was Ihr über
ihn
berichtet. Wie dem auch sei; immerhin hat der Angriff eines gezeigt, das uns zuversichtlich stimmen sollte.« Er klopfte gegen eine Ausbeulung unter seinem Gewand, die verdächtig nach Fausts Grimoire aussah. »Unser Teil des Höllenzwangs muss eine Bedeutung haben. Wäre dem nicht so, hätte der Unbekannte nicht so nachdrücklich nach den fehlenden Seiten verlangt.«
    »Es sei denn«, warf Millepertia ein, »es geht nicht um den Grimoire, sondern um ihn.« Sie deutete auf Lukas.
    »Geht das schon wieder los?« Lukas erhob sich und sah sie gereizt an. »Es tut mir wirklich leid, dass euer Versteck

Weitere Kostenlose Bücher