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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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angegriffen wurde. Wenn ich könnte, würde ich das alles gern ungeschehen machen. Aber das kann ich nicht.«
    »Ach ja?«, höhnte Millepertia, doch ehe sie sich erneut in Rage reden konnte, griff Abraham ein: »Der Verlust des Turmes ist schmerzhaft, aber es geschieht nicht zum ersten Mal, dass ich überstürzt das Versteck wechseln muss. Ich verfüge noch über weitere.«
    »Ist Ihr Turmdomizil denn jetzt für jeden sichtbar?«, wollte Lukas wissen.
    »Nein.« Abraham schüttelte den Kopf. »Die Wilde Jagd konnte zwar die Schutzrunen überwinden, aber meine kleine geomantische Raumkrümmung lässt sich auf diese Weise nicht aushebeln.«
    »Und Sie machen mich für den Angriff nicht verantwortlich?«
    Abraham musterte ihn eine Weile und schüttelte schließlich den Kopf. »Nein. Zumindest nicht persönlich. Derzeit sieht es ganz so aus, als säßen wir alle im gleichen Boot.«
    Lukas sah Millepertia an. »Wie wäre es dann mit etwas mehr Teamgeist, statt uns ständig gegenseitig an die Kehle zu gehen?«
    »Im Augenblick erscheint mir das ebenfalls sinnvoll.« Abraham nickte.
    Lukas reichte ihm die Hand, und der Zauberer schlug zögernd ein. Lukas wandte sich Millepertia zu, die noch immer mit finsterem Gesichtsausdruck dastand. »Friede? Wenigstens mal für eine Stunde oder so?«
    Es dauerte eine Weile, bis sie nickte. »Aber ich warne dich«, sagte sie. »Ich behalte dich im Auge.«
    Er grinste. »Ob es hilft, wenn ich dich mal auf eine Flasche Blumendünger einlade?«
    Bevor Millepertia erneut explodieren konnte, ergriff Abraham das Wort. »Dass von Nettesheim einer unserer Gegner ist, wissen wir. Doch wir müssen unbedingt herausfinden, wer der Engländer ist. Ganz unabhängig davon, dass ich den Angriff auf meinen Turm in höchstem Maße persönlich nehme.« Die Züge des Zauberers nahmen einen kämpferischen Ausdruck an. »Wie der Zufall so spielt, gibt es hier in Worms jemanden, der uns bei der Beantwortung dieser Frage vielleicht helfen kann. Ich habe uns nicht ohne Grund in dieses Labyrinth geführt.« Er spähte zurück zum Tunnel, und auch Millepertia blickte sich erstmals genauer um. Dann stöhnte sie. »Das ist nicht dein Ernst, Abraham? Du solltest besser als ich wissen, dass Maghbar nicht zu trauen ist.«
    »Maghbar?« Lukas sah die beiden fragend an.
    »Maghbar ist ein Ghul«, brummte der Zauberer. »Man könnte auch sagen, er ist der König der Ghule südlich des Mains.«
    »Sind Ghule nicht Leichenfresser?«, fragte Lukas unbehaglich.
    »Allerdings.« Der Zauberer schniefte. »Ursprünglich waren die Ghule in Persien beheimatet. Doch im elften Jahrhundert sind sie den ersten Kreuzfahrern bis ins Heilige Römische Reich gefolgt. Hier in Worms haben sie sich zuerst niedergelassen und sich dann wie die Ratten über die ganze Welt ausgebreitet.«
    Lukas begriff. »Dann stammen die Gänge, durch die Sie uns geführt haben, von den
Ghulen?
«
    Der Alte nickte.
    »Und wie sollen uns diese Leichenfresser helfen?«
    »Durch ihre untrüglichen magischen Sinne.« Abraham tippte sich gegen die Nase. »Ghule sind feige und verschlagen, haben sich jedoch wie kaum ein anderes Wesen an die Menschenwelt angepasst. Einst fielen sie lediglich über unsere Friedhöfe her, heute jedoch sind sie als exzellente Zaubermittelbeschaffer bekannt. Sie dienen all jenen Zauberern, Hexen und Schwarzalben, die diese Mühen nicht selbst auf sich nehmen wollen.«
    »Und als solche können sie uns helfen?«, fragte Lukas.
    »Durchaus. Um einen derart machtvollen Dämon wie den Helljäger heraufzubeschwören, bedarf es verfluchter Gegenstände, wie sie vornehmlich die alten Babylonier oder Ägypter besaßen. Dinge, die heute nur noch schwer zu finden sind. Im speziellen Fall tippe ich auf Nephilimsknochen. Um einen Dämonenfürsten zu rufen, gibt es kaum ein potenteres Hilfsmittel.«
    »Und Sie meinen, dass sich der Unbekannte die Knochen von den Ghulen hat beschaffen lassen?«
    »Mit ziemlicher Sicherheit.« Abraham von Worms nickte. »Vorausgesetzt, er konnte ihren Preis bezahlen. Leichen. Gold. Oder andere Dinge, die sie dann gewinnbringend weiterverscherbeln.«
    »Also gut«, sagte Millepertia. »Dann lasst uns nicht länger hier herumstehen, sondern aufbrechen und herausfinden, ob sie uns helfen können. Vor Maghbar sollten wir uns aber dennoch in Acht nehmen. Schon mancher, der mit dem Leichenfresser Geschäfte gemacht hat, fand sich kurz darauf in der Speisekammer der Ghule wieder.« Unwillig nahm sie den Tarnmantel an sich

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