Schwarze Tränen: Roman (German Edition)
begonnen. Wundervoll. Ich dachte schon, Ihr hättet den guten Bartholomäus vergessen.« Die Modergestalt sprach offenbar von sich selbst. Doch was meinte er mit dieser Teufelsträne? Egal – weiter! »Natürlich nicht, wäre ich sonst hier?«
»Das ist gut, denn ich habe Euch in all der Zeit treue Dienste geleistet.«
Lukas rückte von der unheimlichen Gestalt ab und musste angesichts des vielen Staubs in der Luft abermals niesen.
Der Mönch hingegen ruckte unvermittelt zu jener Stelle herum, an der sich eben noch Abraham und Millepertia aufgehalten hatten. Abermals schnüffelte er. »Seltsam, hier ist noch ein anderer Geruch …«
»Ihr seid also nicht untätig geblieben?«, lenkte Lukas die Aufmerksamkeit des Untoten rasch wieder auf sich.
»Oh nein.« Der blinde Mönch drehte sich röchelnd zu ihm um. »Ich hab sie alle gelesen. Alle Bücher hier. Mehrfach. Schließlich möchte ich, dass Ihr meine verdorbene Seele ebenfalls rettet.«
Lukas fragte sich, wie der Mönch das Lesen ohne Augen bewerkstelligt hatte, verwarf die Frage dann aber wieder. »Ich hoffe, deine Studien haben etwas gebracht?«, fragte er stattdessen.
»Oh ja. Folgt mir.« Ungelenk schlurfte der Mönch wieder den Gang zurück.
Lukas folgte ihm widerwillig. »Sicher wollt Ihr wissen, ob ich Arnold von Wieds Niederschrift gefunden habe.«
»Und, hast du?«
»Oh ja, Herr. Sie war gut versteckt und jeder einzelne Satz verschlüsselt. Aber ich hatte ja genug Zeit.« Die Schauergestalt lachte kehlig und führte ihn zu einem weiteren Lesepult, das direkt unter einem der schmutzverkrusteten Kirchenfenster stand. Dass auf dem Fenster einst ein Heiliger abgebildet war, konnte Lukas nur an dem vage auszumachenden Heiligenschein erkennen. Jetzt wirkte die düstere Gestalt dort oben, als habe sie die Blattern.
Bartholomäus trat an das Pult heran und strich über den Ledereinband eines aufgeschlagenen alten Buches. »Es ist so, wie Ihr gemutmaßt habt. Der Bischof hat jedoch nicht nur mit den Engeln gesprochen, sondern auch mit Andwari.«
Andwari? Lukas runzelte die Stirn. Wer war denn das jetzt schon wieder?
»König Barbarossa selbst hat ihn damals offenbar mit den Nachforschungen betraut«, fuhr der blinde Mönch röchelnd fort. »Die erste interessante Entdeckung ist, dass Arnold von Wied während des zweiten Kreuzzuges das magische Schwert Salomons gefunden hat. Er behauptet in seiner Niederschrift, dass Salomon die Klinge von einem Engel ausgehändigt bekam. Ich schätze, das wäre genau so eine Waffe, wie Ihr sie immer gesucht habt. Nur denke ich, dass wir die Suche nach ihr verschieben, bis wir Klarheit über die andere Angelegenheit gewonnen haben?«
»Ja, da hast du wohl recht.« Lukas lachte unsicher. »Was hast du denn noch herausgefunden?«
»Nun, da bin ich auch schon bei den Adamanten. Wie wir beide wissen, wird Euer kleiner Plan ohne sie keine Früchte tragen. Die größte Überraschung war, dass Arnold von Wied in seiner Niederschrift nicht nur zwei erwähnt, sondern derer drei.«
»Drei also!«, stellte Lukas gewichtig fest. In Wahrheit verstand er bloß Bahnhof. Den Begriff Adamant hatte er ebenfalls noch nie gehört. Das Wort klang aber ein wenig so wie Diamant. Erfolglos hielt er wieder nach seinen Begleitern Ausschau. Wo waren die, verdammt? Wie sollte er diesen Bluff weiter aufrechterhalten, wenn er nicht die geringste Ahnung hatte, wovon dieser verfaulte Mönch überhaupt sprach?
»Ja, Ihr habt richtig gehört«, fuhr dieser derweil fort. »Einer, so schreibt es von Wied, wurde von den Schwarzalben im hohen Norden entdeckt. Einen weiteren habt Ihr damals im Schwarzwald gefunden. Es fehlt also der dritte.«
»Das ist in der Tat interessant.« Lukas räusperte sich.
Der Mönch sah auf. »Geht es Euch gut, Herr?«
»Sicher. Ich leide bloß unter ein paar Gedächtnislücken, seit ich in diesem Körper stecke. Nun ja.« Er lachte selbstgefällig. »Vergessen wir diese Adamanten erst einmal. Berichte mir stattdessen, was du alles über diese Teufelsträne weißt.«
Der Mönch schwieg und richtete seinen hohlen Blick direkt auf ihn. Lukas erstarrte. Hatte er etwas Falsches gesagt? Hektisch durchforstete er seine Erinnerungen, bis ihm wieder einfiel, dass der Edelstein auf dem Bucheinband des Höllenzwangs in Tränenform geschliffen war. Waren diese Teufelsträne und diese Adamanten etwa identisch? Er war ein solcher Idiot!
»Nennt mir die Anzahl der Dämonen, die König Salomon einst beschworen und in bronzene
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