Schwarze Tränen: Roman (German Edition)
natürlich hatte der Zwerg nichts Eiligeres zu tun, als Hagen von Tronje dazu zu bringen, Siegfried zu erschlagen, um ihm den Schatz wieder abzunehmen.
Hagen
wiederum ließ den Schatz abtransportieren und versenkte ihn an einem geheimen Ort im Rhein. Nur musste Kriemhild, diese dumme Kuh, ihm später ja unbedingt den Kopf abschlagen lassen, womit sie den Einzigen getötet hatte, der wusste, wo der Schatz verborgen lag.«
»Wirklich?«, merkte Abraham an. »Verhielte es sich so, wie du es schilderst, würde Alberich wohl kaum um den Verbleib des Rheingoldes wissen.«
»Ach, Abraham. Ich wusste schon immer, warum du zu den Lieblingen in meiner nicht gerade kleinen Sammlung interessanter Seelen zählst.« Mephisto zwinkerte ihm zu. »Genau so ist es! Ich bezweifle, dass Alberich weiß, was es mit diesen Adamanten auf sich hat, denn sonst hätte diese Mistratte längst eine ähnliche Intrige angezettelt, wie Faust es getan hat. Ich gehe daher davon aus, dass Erzbischof Arnold von Wied Alberich einst dazu brachte, ihn zu dem Nibelungenhort zu führen. Warum auch immer. Und wie auch immer er das angestellt hat. Vermutlich liegt im Hort etwas, das er einsehen wollte. Etwas, das möglicherweise auch uns weiterhilft.«
»Und wie kommen wir jetzt an den Schwarzalbenkönig heran?«, fragte Lukas.
»Na ja, ich habe Kriemhild damals dabei geholfen, das magische Geträllere der Vögel da oben im Baum so zu verändern, dass der Garten zwar weiter entrückt bleibt, Alberich ihn aber nicht mehr betreten kann. Und das will er, denn schließlich liegt hier irgendwo Siegfried bestattet – und der besitzt noch immer einige interessante Grabbeigaben, die Seine Impertinenz von eigenen Gnaden gern an sich reißen würde.« Mephisto sah zu Abraham auf. »Ich schätze, du weißt, was ich meine.«
Der Zauberer räusperte sich. »Schon möglich«, sagte er kühl.
»Wusste ich es doch, dass du auf deine alten Tage nicht bloß an einem Schrebergarten interessiert warst.« Mephisto grinste spöttisch und wandte sich Millepertia zu. »Was mich zu der Frage bringt, wie du es eigentlich geschafft hast, den Garten aufzuspüren. Denn dass ihr ihn gefunden habt, war doch vor allem dein Verdienst, oder?«
Millepertia lächelte eisig. »Vielleicht auf ähnliche Weise, wie ich es geschafft habe, dich von mir fernzuhalten?«
Mephisto knurrte, und Lukas spürte, dass es etwas zwischen den beiden gab, das ihm verborgen blieb.
Selbst Abraham musterte die beiden interessiert. »Du kannst Alberich also wieder Zutritt zum Garten verschaffen?«, fragte er Mephisto.
»Kann ich. Nur solltest du wissen, was du ihm dafür im Austausch anbieten müsstest.« Mephisto sah Abraham ernst an.
Der Zauberer, der die Anspielung des Teufels offenbar gleich verstanden hatte, strich nachdenklich über seine Schläfenlocken. »Gut. Einverstanden.«
»Dann gilt der Handel.« Mephisto sprang mit einem gewaltigen Satz hinauf ins Geäst des Baumes. Dort trippelte er schrittsicher zu den blechernen Vögeln und manipulierte sie einen nach dem anderen. Der Vogelgesang änderte sich unmerklich, und der schwarze Pudel sprang wieder zurück auf den Boden. »Jetzt heißt es: Abwarten! Es sollte nicht lange dauern, bis der Giftzwerg hier auftaucht. Nur solltet ihr euch vor ihm hüten. Unter den Schwarzalben gibt es kaum einen, der verschlagener ist als Alberich. Verhandelt geschickt, und findet heraus, was Arnold von Wied einst gesucht hat.«
»Du verschwindest?«, fragte Lukas erstaunt.
»Ja, denn wenn Alberich meine Nähe auch nur spürt, wird er nicht kommen. Und noch einmal: Hütet euch vor seinen Tricks. Er wird zweifelsohne versuchen, euch zu verraten. Nicht jeder ist so eine ehrliche Haut, wie ich es bin.« Mephisto grinste, trat näher an Lukas heran und flüsterte: »Ich kümmere mich derweil um deine Mutter.«
»Du bringst sie in Sicherheit. Aber davon abgesehen, ist sie für dich tabu, verstanden?«
»Warum nur immer dieses Misstrauen?« Mephisto sah beleidigt zu ihm auf. »In der Zwischenzeit wappnest du dich besser, Famulus. Falls die Sache schiefläuft und ihr kämpfen müsst, steht ihr einem Gegner gegenüber, mit dem nicht zu spaßen ist.« Er nickte ihm zu und schritt mit hoch erhobener Rute hinunter zu dem verwilderten Areal mit den Satansröhrlingen. Auf einen Wink Abrahams hin folgte ihm Millepertia – als wollten die beiden sicherstellen, dass er auch wirklich verschwand.
Lukas setzte sich mit einem Seufzer auf eine Wurzel, fischte eine weitere
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