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Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Schwarze Tränen: Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Tränen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Finn
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Zischen aus.
    »Du hast einst Arnold von Wied, dem Erzbischof von Köln, eine Audienz gewährt«, erklärte der alte Jude. »Ebendiesen Gefallen erbitten nun auch wir von dir.«
    Misstrauisch starrte der Schwarzalbenkönig den Zauberer an. »Wieso?«
    »Die Gründe gehen dich nichts an«, schnappte Millepertia.
    Alberich schnaubte. »Der Bischof machte mir einst als Gegenleistung ein überaus wertvolles Kleinod aus der Zeit vor der Sintflut zum Geschenk für meine Dienste. Und was bietet ihr mir als Gegenleistung?«
    »Den Garten«, erklärte Abraham. »Wenn du uns zufriedenstellst, geben wir ihn auf und kehren nie wieder zurück.«
    »Der Rosengarten?«, höhnte die hässliche Gestalt. »Mein Eigentum wollt ihr mir zum Geschenk machen. Wie reizend von euch. Und was, wenn ich an dem Grünzeug gar kein Interesse mehr habe?«
    »Doch, hast du«, sagte Abraham fast gelangweilt. »Ohne Garten kein Zugriff auf Siegfrieds Grab. Und ohne sein Grab keinen Zugriff auf Tarnmantel und das magische Schwert Balmung, mit dem er nicht nur den Drachen, sondern auch dich einst besiegt hat. Aber gut, wenn du kein Interesse hast …« Er hob die Gemmen.
    Lukas starrte Abraham verwirrt an. Besaßen sie diesen Tarnmantel nicht schon längst? Was heckte der Zauberer aus?
    »Warte!« Alberich leckte sich über die Lippen. »Wir sollten verhandeln.« Die Falschheit troff nur so von seinen Lippen. »Der Bischof wollte damals etwas getrocknetes Drachenblut. Ich kann euch ebenfalls davon besorgen.«
    Lukas lachte. »Du lügst so dreist, dass ich Bauchschmerzen bekomme.« Er spannte einen Hahn der Muskete und sah zu den Blechvögeln der Linde auf.
    Auch Abraham hatte nur ein spöttisches Lächeln für Alberichs Vorschlag übrig. »Wir wissen, dass du ihn einst zum Nibelungenhort geführt hast. Du führst uns genau an den Ort, an den du den Bischof einst gebracht hast. Und du zeigst uns, was er sehen wollte. Was wir dir im Gegenzug bieten, weißt du.«
    Alberich dachte kurz nach. Plötzlich lächelte er. »Na gut.«
    »Moment«, merkte Lukas an, der spürte, dass sie der Zwerg irgendwie zu hintergehen trachtete. Was bei Mephisto funktionierte, würde hoffentlich auch bei dem kleinen Widerling Wirkung zeigen. »Du schwörst auf Gott, dass du dich an die Vereinbarung halten wirst!«
    Alberich sah ihn hasserfüllt an. Diesmal dauerte es eine Weile, bis er antwortete. »Gut, ich schwöre bei Gott, dass ich genau das tue, um das Abraham mich gebeten hat. Aber mein Hort ist für Zauberer tabu. Ich habe ihn mit Siegeln gegen euereins gesichert, die ich nicht einfach zerstören kann. Und ja, ich schwöre ebenfalls bei Gott, dass sie tatsächlich existieren. Allerdings«, er leckte sich über die Lippen, »betrifft das nicht die junge Hexe. Sie hat etwas an sich, das anders ist. Etwas, das es ihr ermöglichte, den Garten zu finden. Sie könnte ich zum Hort führen.«
    Lukas war kein Zauberer. Außerdem behagte es ihm nicht, dass Alberich die Gruppe trennen wollte. Er wollte gerade widersprechen, doch Abraham trat ihm überraschend auf den Fuß, und so verstummte er.
    »Gut.« Abraham nickte. »Wenn auch Millepertia sich darauf einlässt.«
    Die sah den Schwarzalb misstrauisch an. »Lass uns keine Zeit verlieren.«
    Seltsam zufrieden stelzte der Schwarzalb zurück zu dem aufgerissenen Rosenbusch.
    Millepertia warf ihren Begleitern einen unglücklichen Blick zu und folgte ihm.
    »Rasch!«, wisperte Abraham plötzlich und streifte Lukas den Tarnmantel über. »Mille kann zwar auf sich selbst aufpassen, aber der Kerl heckt eindeutig etwas aus. Ihr seid kein Zauberer. Also folgt den beiden. Habt ein Auge auf sie.«
    Lukas brauchte keine zweite Aufforderung. Unsichtbar schlich er hinter Schwarzalb und Hexe her und holte sie in jenem Moment ein, als Alberich aus den Ranken und Blüten des aufgeblähten Rosenstocks eine niedrige Pforte formte. Er forderte Millepertia auf, hindurchzutreten, sah mit bösem Lächen zu Abraham auf, schien Lukas nicht zu vermissen und schlüpfte selbst durch die Hecke.
    Lukas sprang hinterher, bevor sich der Rosenbusch wieder schließen konnte.
     
    Die Szenerie veränderte sich schlagartig, und Lukas riss staunend die Augen auf. Alberich, Millepertia und er standen von einem Augenblick zum anderen auf einer Plattform am Rande einer gewaltigen Grotte, die als stolzer Felsendom mindestens dreißig Meter über ihnen aufragte. Die Luft roch nach Flusswasser, und weit über ihnen in der Spitze der Kaverne quoll beständig Wasser aus

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