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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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mit ihm schlafen, obwohl er mich darum bat. Ich glaube, er mochte mich, begehrte mich, und weil er sich wegen seiner verkorksten Grundsätze von mir fernhielt, fand er andere Mittel, wie er sich auf meine Kosten amüsieren konnte.«
    Er fasste sich an die Nase, und was er ertastete, schien ihn zu überraschen. Als hätte er in dem Moment ein anderes Gesicht vor Augen gehabt. »Ich kann mich nicht mal erinnern, was es war, das Gina nicht tun wollte. Ich glaube, er wollte mal wieder ein fremdes Rudel in seine Gewalt bringen, und dazu sollte sie einen der Alphas verführen. Sie weigerte sich, und anstatt es an ihr auszulassen, nahm er mich. Er schlug mich und brach mir die Nase. Aber sie heilte schnell.«
    »Das ist bei Lykanthropen so.«
    »Bei mir ging es schneller als bei anderen, nicht so schnell wie bei Chimera, aber fast. Er vermutete, es hätte damit zu tun, wie mühelos wir beide die Gestalt wechseln konnten. Vermutlich hatte er recht.«
    »Leuchtet ein«, sagte ich scheinbar vollkommen ruhig, so als redeten wir über das Wetter. Der Trick ist, kein Entsetzen zu zeigen, wenn man sich entsetzliche Erinnerungen anhört. Nur der, der sie erzählt, darf Gefühle zeigen. Der Zuhörer muss äußerlich ruhig bleiben.
    »Beim nächsten Mal als ich mich weigerte, bei einer Vergewaltigung mitzumachen, brach er mir wieder die Nase, und sie heilte. Dann machte er ein Spiel daraus. Jedes Mal, wenn ich einen Befehl nicht befolgte, schlug er mich brutaler und immer ins Gesicht. Eines Tages sagte er: Ich werde dein hübsches Gesicht zerstören. Wenn es mir nicht gehören kann und du es gegen andere nicht benutzen willst, mache ich es kaputt. Aber mein Nasenbein heilte immer wieder.«
    Er ließ seine Haare los, und der Wind peitschte sie ihm ums Gesicht, doch er ignorierte es. Er schlang die Arme um sich. Ich hätte ihn gern in den Arm genommen und ihm Halt gegeben, aber er wollte das nicht. Ich musste das respektieren, aber es fiel mir ungeheuer schwer.
    »Beim nächsten Mal schlug er mich nicht, sondern zog ein Messer. Er zerschnitt mir das Gesicht, schnitt mir die Nase ab und aß sie.« Er stieß einen Laut hervor, der halb Lachen, halb Schluchzen war. »Das waren Schmerzen, und es hat geblutet! Mann, hat das geblutet!«
    Zaghaft, behutsam berührte ich ihn am Arm. Er wehrte mich nicht ab. Ich legte die Arme um ihn und stellte fest, dass er zitterte. Ein feines Zittern hatte seinen ganzen Körper erfasst. Ich hielt ihn in den Armen und überlegte vergeblich, was ich sagen könnte.
    Er flüsterte in meine Haare: »Meine Nase wuchs nach, aber nicht vollständig. Darauf schlug er mich wieder. Nachgewachsenes Fleisch ist empfindlicher als das alte. Und nachdem er mir die Nase oft genug gebrochen hatte, blieb sie eingedrückt. Danach war er zufrieden. Seit Chimera nicht mehr da ist, entwickelt sich nach und nach die alte Form. Jedes Mal, wenn ich mich in einen Menschen zurückverwandle, ist der Nasenrücken ein bisschen gerader geworden.« Ganz langsam, als müsste er sich überwinden, die Anspannung aufzugeben, lehnte er sich an mich. So blieb er und entspannte sich zentimeterweise, während ich ihm mit kreisenden Bewegungen über den Rücken strich.
    Andere hätten ihn mit billigem Trost abgespeist und gesagt: Alles ist gut, du hast jetzt mich. Doch er hatte Besseres verdient. »Er ist tot, Micah. Er ist tot, er kann dir nichts mehr tun. Er kann keinem mehr was tun.«
    Er stieß wieder dieses schluchzende Lachen aus. »Nein, das kann er nicht, weil du ihn getötet hast. Du hast ihn getötet, Anita. Ich konnte es nicht. Ich konnte meine Leute nicht beschützen. Ich konnte sie nicht beschützen.« Er sackte in sich zusammen, und wenn ich ihn nicht aufgefangen hätte, wäre er gefallen. Ich ließ mich mit ihm zusammen auf dem Grasstreifen unter den Bäumen nieder, saß da mit ihm im Arm und wiegte ihn, während er weinte, nicht um sich selbst, sondern um die Leute, die er nicht hatte retten können.
    Ich hielt ihn, bis er zu weinen aufhörte und noch ein bisschen länger. Wir saßen in der Stille und überließen uns dem Oktoberwind, damit er die Traurigkeit wegwehte und mich von meinem Drang befreite, alles kurz und klein zu hauen. Während ich im Gras saß und Micah an mir spürte, nahm ich mir etwas vor. Ich nahm mir fest vor, nicht mehr zu stochern, nichts mehr kaputt zu machen, das funktionierte, keinen Mist mehr aufzuwühlen, wenn es nicht nötig war. Ich sprach ein kleines Gebet, um mich dafür zu stärken. Denn die Chancen,

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