Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
Vampir richten, den er und Nathaniel auf den Boden drückten. Eine ruhige Stimme schwebte durch meinen Geist. »Ich helfe dir beim Abschirmen, ma petite. Verzeih, ich habe nicht begriffen, was mit dir geschieht, wenn du deinen Schutz aufgibst.«
»Er ist ein Wiedergänger«, sagte ich.
»Oui.«
»Wie kann ich ihm helfen?«
»Du musst ihn neu an dich binden, wie in der Nacht, wo wir ihn aus dem Sarg befreit haben. Lass ihn dein Blut schmecken und sprich die Worte über ihm.«
»Sind die wirklich wichtig?«, fragte ich.
Ich spürte sein Achselzucken und wie er auf der seidenbespannten Matratze saß. »Das sind die Worte, die seit Jahrtausenden von den Meistern über ihre Gefolgsleute gesprochen werden. Wahrscheinlich sind sie Teil der Magie, die den Meister an den Diener bindet. Es wäre ein Risiko, sie wegzulassen.«
Ich nickte. »Hat Richard das gehört?«
»Non.«
»Sag es ihm.« Einen Augenblick später, ich war noch ruhig und ein wenig abwesend, hörte ich ihn zu Richard sprechen. Ich saß auf dem Boden meines Wohnzimmers in der Nähe der Tür, und Richard und Nathaniel hielten Damian fest. Einigermaßen erfolgreich, obwohl bei dem vielen Blut schwer zu sagen war, ob neue Verletzungen dazugekommen waren. Sie waren alle drei voller Blut.
Ich blickte an mir hinab und stellte fest, dass ich ebenfalls blutig war. Konnte mich nicht erinnern, mich so besudelt zu haben. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich etwas getan hatte und jetzt nichts mehr davon wusste, doch dann schob ich den Gedanken beiseite. Später blieb noch genug Zeit für unangenehme Wahrheiten. Überleben, handeln, das Grübeln war später dran. Ja, das ist genau richtig. Nach einem kurzen Blick in Damians Kopf kam mir situationsbedingte Soziopathie nicht mal mehr halb so schlimm vor wie sonst. Es gab wirklich Schlimmeres.
17
D amian bäumte sich heftig auf und warf Nathaniel zur Seite. Richards Gewicht allein reichte nicht mehr. Damian setzte sich auf, und Richard rollte sich weg, um nicht wieder gebissen zu werden.
Ich winkte mit beiden Armen. »Damian, hierher, ich bin hier!« Ich glaube nicht, dass der Klang seines Namens zu ihm durchdrang; es war wohl eher die Bewegung. Ich war in seinem Kopf gewesen, ich wusste, dass er mit Worten nichts anfangen konnte.
Er stürmte auf mich zu. Nathaniel setzte ihm nach. »Nein, lass ihn!«, rief ich.
Richard blieb zögernd liegen, streckte nur die Hand nach dem Bein des Vampirs aus. Gemeinsam hätten sie ihn schnappen können, aber wozu? Es war mein Blut, das er brauchte. Ich war ruhig, friedvoll, befand mich an dem stillen Ort, wo ich hinging, wenn ich tötete. Keine Angst. Nichts. Ich sah den Vampir auf mich zukommen wie ein Komet, wie etwas Elementares aus einer anderen Welt.
Zu sagen, er krachte gegen mich, ist beileibe keine angemessene Beschreibung für den Zusammenprall von Fleisch. Ich lag am Boden, sah nichts, bekam keine Luft und hatte noch Glück gehabt; nur mein jahrelanges Falltraining verhinderte, dass ich mit dem Kopf aufschlug oder mir den Arm brach. Sowie ich Luft bekam, schrie ich. Damian biss mich in Schulternähe in den Hals. Es war lange her, dass mich ein Vampir ohne Einlullen oder sexuelle Erregung gebissen hatte. Es tat weh.
Ein Werleopard erschien bei uns auf krummen, nicht mehr ganz menschlichen Beinen. Schöne schwarze Rosetten musterten sein weiß-gelb-goldenes Fell, und er war dreißig Zentimeter größer als in Menschengestalt. Die Farbe verriet mir, dass es Gregory war, denn Nathaniel hatte als Leopard ein schwarzes Fell. Gregory hatte eine breitere Brust und längere, sehr muskulöse Arme und lange Krallen, die Furcht erregend waren wie Messer. Im Gesicht war er vollständig Leopard, nur die Schnauze und der Hals wirkten ein wenig sonderbar. Fauchend bückte er sich, um Damian von mir herunterzuziehen.
Ich schlang die Arme um den Vampir, bekam ein Bein frei, winkelte es um seine Taille und drückte ihn an mich. »Nein, Gregory! Es wird nur schlimmer, wenn du ihn wegreißt.«
Der Leopardenmann zögerte knurrend. Dann sagte er mit der belegten Stimme, die sie alle in halbmenschlicher Gestalt hatten: »Er beißt dich.«
Damian bohrte die Zähne tiefer hinein, und mir entschlüpfte ein Laut, der nicht beglückt klang. Dennoch erwiderte ich schwach: »Wenn ich Hilfe brauche, sag ich’s dir.«
Trotz Fellgesicht war ihm die Verwirrung anzusehen. Ich konnte die Mimik meiner bepelzten Freunde selten deuten, doch jetzt hatte selbst ich keine Schwierigkeiten
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