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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ihre Aufmerksamkeit gleich wieder ihrem Patienten zu. Bei unserer ersten Begegnung hatte ich sie im grauen Fell gesehen. Sie war um die fünfzig, schlank und genauso grauhaarig wie in ihrer Rattengestalt. Sie wirkte immer adrett, als könnte ihre Kleidung überhaupt nicht schmutzig werden, und hatte immer alles Nötige zu einer Behandlung bei sich. Sie wurde nie nervös. In der Welt der Menschen leitete sie eines der wenigen Unfallkrankenhäuser in der Gegend, das die Etatkürzungen überlebt hatte. Doch sie opferte immer mehr Zeit dafür, die Fellträger zu verarzten. Seit Marcus tot war, gab es bei uns einen Ärzteengpass.
    Das erklärte, warum ein Leibwächter neben der Tür stand und uns beim Hereinkommen beobachtete. Er war schmal gebaut und einsachtzig groß, wirkte aufgrund seiner Körperhaltung aber kleiner. Die schwarzen Haare hingen ihm in die Augen, die wie schwarze Edelsteine glänzten. Er strich mit den Fingerspitzen an der Reißverschlusskante seiner Lederjacke entlang, sodass ich darunter vier Messergriffe blinken sah, dann ließ er die Hand sinken. Vielleicht waren es sogar sechs Messer, aber vier auf jeden Fall, und das war schon viel.
    Mir war gesagt worden, dass Werratten im Haus seien, Plural, aber ich hatte nicht darüber nachgedacht. Ich war so darauf konzentriert gewesen, Richard nicht zu sehen, dass ich auch sonst fast niemanden wahrgenommen hatte. Ich hatte mich mit einem Messer und einer Pistole bewaffnet, aber was mir das gegen Fredo nützen würde, wenn er mir was tun wollte, blieb dahingestellt. Ich hatte ihn gar nicht bemerkt. Er stand direkt neben der Tür, durch die ich hereingekommen war, und ich hatte ihn nicht gesehen. Scheiße.
    Ich schaffte es, mir nichts anmerken zu lassen. Ich nickte ihm zu, er nickte zurück. Ich wollte etwas sagen, traute aber meiner Stimme nicht. Wirklich dumm, dachte ich. Wegen solcher Dummheit konnte man draufgehen.
    Nathaniel stand an der Spüle unter dem Fenster, das wir neulich nach einer Schießerei ersetzen mussten. Das Fenster war wieder heil, ich jedoch nicht. In meiner Welt war ich darauf angewiesen, die gefährlichen Typen sofort zu bemerken. Fredo war auf unserer Seite, aber auch ein gefährlicher Typ. Keiner, der mich umlegen würde, es aber könnte, und ich war an ihm vorbei in die Küche gelaufen. Ein Anfängerfehler, der zeigte, wie schlecht es mir ging.
    Ich ging zu Nathaniel und kehrte dem Raum den Rücken zu. Damian tappte hinter mir her wie ein verirrtes Hündchen, das eine fütternde Hand gefunden hat. Ich hatte ihn losgelassen, sowie mir klar wurde, dass ich Fredo übersehen hatte, weil ich dessen Bewegung hinter mir spürte. Ich wollte beide Hände frei haben. Damian war auf Körperkontakt angewiesen, aber ich brauchte die Hände frei. Mir wurde es zu eng in der Küche, obwohl sie anständig groß war. Wenn die Vorhänge offen sind, ist sie wunderbar hell. Da sie gerade geschlossen waren und die Deckenlampe brannte, war es schummrig. Ich wollte Licht. Ich wollte auf die Terrasse hinaus und die Bäume in der Morgensonne sehen. Ich wollte nicht hier mit einem Vampir an der Hand im Halbdunkel stehen. Ich wollte mich frei bewegen können, und das ging nicht. Plötzlich war ich wütend, und das lag nicht an Damian.
    An der Fensterwand bewegte sich ein Vorhang, und Clair kam durch die Terrassentür herein. Sie strahlte mich an. »Der Blick von der Terrasse ist wunderbar.«
    »Danke«, sagte ich und sah wieder Nathaniel zu, wie er Kaffee kochte. Wenn ich es durchhielt, woandershin zu gucken, würde ich meine Wut vielleicht herunterschlucken können. Ich wollte Richard anschnauzen, ihm alles Mögliche an den Kopf werfen. Und genau das wollte ich auf keinen Fall vor seiner neuen Freundin oder meinen Männern tun. Sagte ich gerade meinen Männern?
    Ich drückte die Handflächen auf die kühle Arbeitsplatte, schloss die Augen und versuchte, an nichts zu denken. Nichts denken war gut. Nichts fühlen noch besser.
    Eine Hand legte sich auf meine, und sofort wurde ich ruhiger. Auch mit geschlossenen Augen wusste ich, wessen Hand es war, denn es gab nur einen Mann, dessen Berührung mich besänftigte. Das konnte er, weil er sich selbst jahrhundertelang zu besänftigen gelernt hatte. Ich machte die Augen auf und begegnete Damians grünem Blick. Ich wollte ihn hassen, wollte wütend werden, weil ich ihn am Hals hatte, und konnte es nicht. Unter seiner Berührung und angesichts seiner Augen, die jeden Moment qualvoll blicken konnten, gelang mir das nicht.

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