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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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und fühlte mich wie hypnotisiert. War es ein optischer Trick, oder war doch mehr als die Wunde verheilt? Ich konnte es nicht unterscheiden und war mir nicht sicher, ob Nathaniel das besser beurteilen konnte als ich. »Micah, kannst du mal gucken kommen?«
    Micah trat näher. Sein Gesicht sagte alles, schon vor seinem »Wow«.
    Aber war es ein Vampirtrick? Das wollte ich wissen. Ich hob die Hand, um Damians Gesicht zu berühren, und er wich nicht aus wie bei Nathaniel. Ich hatte in seiner Erinnerung gesehen, was andere ihm angetan hatten, Männer, denen seine Meisterin ihn ausgeliefert hatte, damit sie sich an seiner Qual und Angst sättigen konnte. Daher verstand ich seine Homophobie, doch Nathaniel war für ihn nicht gefährlich, nicht in dieser Hinsicht. In anderer Hinsicht war er für jeden gefährlich, der ihn ansah. Tja.
    Ich betastete Damians Wange. Sie fühlte sich fest an. Nathaniel hatte recht: wie ein erstklassiges Facelifting. Aber was war jetzt so anders an seinem Gesicht, dass man es auf einmal atemberaubend fand? Ich hatte es mir vorher nie so genau angesehen, als dass mir die Unterschiede sofort ins Auge springen konnten. Vielleicht war mir meine Ratlosigkeit anzusehen, denn Nathaniel sagte: »Es ist der Mund. Seine Lippen waren zu schmal für das Gesicht. Jetzt sind sie voller und … passen dazu.«
    Jetzt, wo Nathaniel darauf hinwies, konnte ich mich an Damians Mund erinnern. Er war tatsächlich verändert. Aber war das nur eine Täuschung? Eigentlich musste es so sein, oder nicht? Ich betastete seinen Mund noch mal mit geschlossenen Augen. Aber das tat ich zum ersten Mal; ich wusste nicht, wie sich seine Lippen früher angefühlt hatten. Ich ließ die Hände an seinem Mund und gab ihm, ohne die Augen zu öffnen, einen sanften Kuss. Es war nicht derselbe Mund, den ich vor knapp zwei Stunden geküsst hatte. Die Lippen waren voller, als hätte er eine Kollagenspritze bekommen, als gerade keiner hinsah. Ich wich so weit zurück, dass ich sein Gesicht klar sehen konnte. Seine Augen waren etwas schräger und größer, oder sah das nur so aus, weil die Brauen einen weiteren Bogen beschrieben? Waren seine Wimpern dichter, dunkler? Mist.
    »Was ist verkehrt?«, fragte Damian mit einer Spur Angst in der Stimme.
    »Ich gehe einen Spiegel holen«, sagte Micah und wandte sich ab.
    »Das ist unmöglich«, sagte ich.
    »Kann ich etwas für euch tun?« Lillian stand am Ende der Kochinsel. Damian blickte sie an, und sie sagte: »Du meine Güte.«
    »Was denn?«, fragte er aufgeregt.
    Ich tätschelte seine Hand. »Es ist alles in Ordnung mit dir. Aber du bist … schön.«
    Die Angst drang in seine Augen vor. »Was redest du da?«
    Micah kam mit einem Handspiegel und reichte ihn mir. Aber Damian kniff die Augen zu, als hätte er Angst hineinzusehen. »Alles ist gut, Damian, ehrlich. Du siehst wunderbar aus.« Ich verstand seine Angst. Es ist einem bestimmt unheimlich, wenn sich das Gesicht, das man tausend Jahre lang hatte, plötzlich verändert. Selbst ich hätte Probleme damit, obwohl ich erst seit siebenundzwanzig Jahren lebte.
    Er schüttelte in einem fort den Kopf.
    »Bitte, Damian, sieh es dir an. Du siehst gut aus, nicht schlecht. Ganz ehrlich.«
    Zögernd schaute er hin, dann riss er die Augen auf und nahm mir den Spiegel aus der Hand, bewegte ihn hin und her, betrachtete seine Augen, den Mund und die Nase. An der schien er eine Veränderung zu sehen, die mir nicht aufgefallen war. Wie gesagt, ich hatte mir sein Gesicht nie so genau angesehen.
    Er begann es zu betasten, als fürchtete er, es könnte sich anders anfühlen, als es aussah. Der Spiegel entglitt ihm, und Nathaniel konnte ihn gerade noch auffangen. »Was passiert mit mir?«
    Ich machte den Mund auf, um zu antworten, dass ich es nicht wüsste, aber Micah kam mir zuvor. »Ich denke, wir sollten Jean-Claude anrufen. Wir wissen, dass er wach ist.«
    Gute Idee, dachte ich. »Ja, das finde ich auch.«
    Ich stand auf, um zum Telefon zu gehen, doch Richard stand am Ende der Kücheninsel gegenüber dem Apparat, und plötzlich wollte ich gar nicht so gern telefonieren. Sein rechter Arm war durch den Verband an die Brust geheftet und vollkommen ruhiggestellt. Er sah aus, als hätte Lillian ihn mumifizieren wollen und sei dabei unterbrochen worden. Er blickte nicht mich an, sondern Damian.
    »Heilung mit Gesichtskorrektur, du bist wirklich gut«, sagte er, und sein Ton stellte klar, dass das kein Kompliment war.
    »Das war keine Absicht«, wehrte ich

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