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Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)

Titel: Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Mist.
    Ich bekam kaum Luft, konnte nicht richtig durchatmen. Er besänftigte meine Wut, aber nicht meine Angst. Ich zog meine Hand weg. »Ich brauche meine Wut jetzt, Damian. Sie ist alles, was ich habe.«
    Jemand fasste meinen Arm, und ich fuhr zusammen. Es war Nathaniel, der mich zaghaft ansah. »Was ist los?«
    Ich wich vor beiden zurück und stieß so heftig gegen die Kochinsel, dass das Geschirr klirrte.
    »Anita.« Micahs Stimme. Er stand neben der Kochinsel und sah mich ernst an.
    Ich bekam einfach nicht genug Luft. Es war, als ob der Raum schrumpfte. Vor mir stand Nathaniel, rechts und links blockierten Damian und Micah den Durchgang. Ich fühlte mich in die Ecke gedrängt, in mehr als einer Hinsicht eingezwängt.
    »Jungs«, sagte Lillian, »ich glaube, Anita braucht ein bisschen Raum zum Atmen.«
    »Ich kann Damian nicht allein lassen«, sagte ich mit halb erstickter Stimme.
    Sie kam und scheuchte die Männer von mir weg. »Komm her, geh ein bisschen an die frische Luft, ärztliche Anweisung.« Sie hielt mir die Hand hin, ohne mich gleich anzufassen, als wüsste sie genau, wie ich mich fühlte. Sie lenkte mich behutsam zur Terrassentür und schob mich hinaus ins Freie.
    Die Sonne schien, und einen Moment lang war ich geblendet. Als ich wieder etwas sah, stand Lillian am anderen Ende der Terrasse. Sie sagte nichts, sondern genoss die Aussicht.
    Gerade wollte ich sie ansprechen, aber dann dachte ich: Quatsch, sie hat recht , stellte mich ans Geländer und schaute ebenfalls zum Wald hinüber. Die Bäume boten eine wahre Farbenpracht. Der Wind fuhr in all das Gold und Orange, und ein Schauer goldener Blätter regnete auf mich herab. Der Himmel hatte dieses klare Blau, wie es hier nur im Oktober vorkommt, als wäre der Himmel näher, frischer, neu gefärbt oder als hätte er das ganze Jahr für die paar Herbstwochen geübt. Ich atmete das schwere Gold der Sonne ein, das wie heller Sirup auf den Blättern leuchtete. Es roch nach Herbst, nach diesem knackigen, sauberen, scharfen Duft, der aus sterbendem Laub, kalten Nächten und warmen Sonnenstrahlen entsteht. Den Herbst schmeckt man auf der Zunge, er hat ein Aroma wie gutes Brot: kräftig, nussig, angenehm. Ich saugte so viel Luft ein, wie ich konnte, und atmete langsam aus, als wollte mein Körper die Luft lieber behalten.
    Ich lehnte mich an das Geländer, ließ mich von der Sonne bescheinen, schwelgte in Farben und Gerüchen. Ich lächelte und war ganz von selber ruhig geworden, als Lillian mich ansprach. Sie blieb auf ihrer Seite der Terrasse. »Geht’s besser?«
    »Ja.« Ein wenig verlegen lächelte ich sie an. »Entschuldige, dass ich da drinnen die Nerven verloren habe.«
    »Du hast innerhalb sehr kurzer Zeit einige große Veränderungen mitmachen müssen, Anita.«
    »Wie viel weißt du?«
    »Ich weiß, dass du dich irgendwie an Damian und Nathaniel gebunden hast. Es ist eine ähnliche Verbindung, wie Jean-Claude sie mit dir und Richard hergestellt hat. Und ich weiß, dass es unabsichtlich passiert ist. Es ist ein Wunder, dass dabei niemand zu Tode gekommen ist.«
    Ich seufzte, und mein Lächeln war verschwunden. »Ja, ich hätte es besser hinkriegen müssen.«
    »Niemand kann schaffen, was du alles schaffst, Anita, ob besser oder schlechter. Du verblüffst uns immer wieder.«
    »Wen uns?«, fragte ich.
    Sie lächelte. »Uns alle, die Gestaltwandler, die Vampire, alle. Ich kann nicht für jeden sprechen, aber ich weiß, dass du die Werratten permanent in Staunen versetzt. Wir wissen nie, was du als Nächstes tust.« Sie verschränkte die Arme vor der sauberen weißen Bluse und stützte sich aufs Geländer.
    »Ich auch nicht. Nicht mehr jedenfalls.«
    »Hast du wieder das Kontrollverlustproblem?«
    »Weißt du, im Augenblick möchte ich mich wirklich nicht analysieren lassen.«
    »Gut«, sie hob abwehrend die Hände, »aber wenn du das nächste Mal Platzangst bekommst, gehst du an die frische Luft, okay?«
    »War das so offensichtlich?«
    »Wenn ich ja sage, wird es dir unangenehm sein, weil du nicht durchschaubar sein möchtest. Wenn ich nein sage, ist es gelogen, und das wäre dir noch unangenehmer.«
    »Mit mir auszukommen ist echt unmöglich, oder?«
    »Nicht unmöglich, aber leicht ist es auch nicht.« Sie lachte, um der Antwort die Schärfe zu nehmen. »Fühlst du dich in der Lage, wieder reinzugehen?«
    Ich holte noch einmal tief Luft und nickte. »Klar.«
    Sie nickte ebenfalls. »Gut. Achte auf den Vorhangspalt. Damian sollte möglichst wenig Sonne

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