Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
dass sie sein kleines Geheimnis kennen. Und mein zweiter: Wen interessiert das schon?
Ich hielt mich an Micah fest, ließ mir von Nathaniel den Rücken streicheln, und Damian klopfte mir unbeholfen auf die Schulter.
Dann hörte ich Gregorys Leopardenstimme. »Was ist los? Ich dachte, Richard wollte dich ficken.«
Micah ersparte es mir, darauf reagieren zu müssen. »Raus hier, Gregory, sofort, bevor du noch was Blöderes von dir gibst.«
»Ich wollte ja nur –«
»Raus!« Ein leises Knurren lag in Micahs Stimme. Es reichte, um sein Tier zu wecken, und ich fühlte, wie es sich in ihm räkelte, als riebe es sich an einer Katze. An einer, mit der er das Bett geteilt hatte, bis sich der kleine Fellkörper anfühlte wie die Kissen oder die Laken, als wäre er Utensil eines sicheren Nachtschlafs. Behagen, Gemeinschaft, Wärme und das Wissen, dass es Krallen im Dunkeln gibt für den Fall, dass die Dinge schiefliefen. Sein Tier weckte meines, und es fühlte sich so warm, so behaglich an, wie diese beiden unsichtbaren Körper sich aneinander rieben. Sein Hals an meinem tränennassen Gesicht, unsere Tiere, die beieinanderlagen, seine Arme um mich, und ich hatte einen dieser Momente, wo ich erkannte, dass ich nur jemanden nah genug an mich heranzulassen brauchte, um mich zu Hause zu fühlen.
Nathaniel küsste mich sacht auf die Schulter. »Sei nicht traurig, Anita, bitte, sei nicht traurig.« Ich drehte den Kopf, um ihn anzusehen. Er hatte Tränen im Gesicht. Ich zog ihn in unsere Umarmung hinein, ließ mich gegen sie sinken und mich von ihnen festhalten, erlaubte mir, mich an ihnen festzuhalten. Was ist Liebe? Manchmal einfach nur dies: sich selbst zu nehmen, wie man ist, und auch den, den man liebt, sein zu lassen, wie er ist. Vielleicht auch im Plural.
22
A ls mein Heulanfall vorbei war und alle sich das Blut so weit abgewaschen hatten, dass sie sich wieder blicken lassen konnten und die Nachbarn nicht die Polizei rufen würden, zog ich mich an. Micah hatte darauf hingewiesen, dass wir ja doch gleich alle schlafen gehen würden, warum sich also noch anziehen? Aber ich brauchte Klamotten am Leib. Schwarze Sachen von der Unterwäsche bis zum Schulterholster der Browning und dem Heft des langen Messers, das unter meinen Haaren im Rücken verborgen war. Es steckte in der speziell für mich angefertigten Scheide, die mit dem Schulterholster verbunden war, aber auch solo getragen werden konnte, was allerdings nicht so bequem war. Micah wollte anmerken, dass ich solche Bewaffnung in meiner eigenen Küche wohl nicht brauchen würde, aber ich sah ihn nur an, und er verkniff sich den Rest. Außer ihm beschwerte sich keiner.
Haben Sie mal versucht, sich anzuziehen, während drei Männer zugucken? Micah begehrte ich, und ich hätte es beschissen gefunden, Nathaniel rauszuschicken, und Damian … wir fürchteten alle, was passieren könnte, wenn der Vampir durch eine Tür von mir getrennt wurde. Ich hatte mit ihm Sex gehabt, und er hatte mich sehr nackt gesehen und war sogar hinter mir her ins Schlafzimmer gegangen. Trotzdem befahl ich ihm, sich zur Wand zu drehen, solange ich mich anzog. Mag sein, dass die Wertiere meine Einstellung zur Nacktheit doch noch verändert hatten. Aber es schien mir seltsamerweise intimer, sich vor jemandem anzuziehen, als nackt vor ihm zu sein. Oder aber ich hatte für einen Tag genug Zügellosigkeit gehabt.
Apropos: Wenn ich es nicht für feige und kindisch gehalten hätte, hätte ich mich ins Schlafzimmer verzogen, bis Richard das Haus verließ. Aber es war feige, und es war kindisch. Verdammt. Außerdem hatte Nathaniel versprochen, Kaffee zu machen. Vor zehn Uhr morgens brachte ich keinen Bissen runter, aber Kaffee war unverzichtbar.
Damian hatte etwas getan, wonach ich mich besser fühlte: Er hatte um einen Morgenmantel gebeten. Durch seine Bitte fiel mir etwas auf. Von den Vampiren, die ich kannte, pflegte keiner diese unbekümmerte, grundlose Nacktheit wie die Gestaltwandler. Komisch, dass ich das nie bemerkt hatte.
Nathaniel hatte Damians Morgenmantel aus dem Keller geholt und sich selbst dabei eine Jeans aus seinem Zimmer mitgebracht. Dass er sich unaufgefordert etwas überzog, brachte ihm ein paar Sonderpunkte ein.
Damians Morgenmantel sah aus, als stammte er aus dem viktorianischen England, und vielleicht war es tatsächlich so. Er war aus dickem dunkelblauem Samt und sah mit den Aufschlägen mehr aus wie ein Straßenmantel. Er war an den Ellbogen blank, und die Säume begannen
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