Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
ausdrückst, sollte er sein, wie er ist. Da sollte es keine Veränderung mehr geben, nicht nach so langer Zeit.«
»Aber sie ist eingetreten«, sagte ich.
»Kann ich Damian sprechen?«
»Schätze, ja.« Ich drehte mich um und hielt Damian das Telefon hin. »Jean-Claude würde gern mit dir persönlich sprechen.«
Damian stand mühsam auf, als wäre er steif in den Gelenken oder der Boden schwankte. Der Boden schwankte nicht. Nur alles andere war plötzlich ins Wanken geraten. Er nahm das Gerät und sagte: »Ja?« Von da an unterhielten sie sich nicht mehr auf Englisch. Überraschenderweise redeten sie nicht Französisch, sondern Deutsch. Ich hatte nicht gewusst, dass einer der beiden Deutsch konnte. Wenn Jean-Claude die Sprache wechselte, weil mein französischer Wortschatz größer geworden war, dann hatte er sich selbst ausgetrickst, denn ich konnte Deutsch. Nicht sprechen, aber verstehen. Großmutter Blake hatte von der Wiege an mit mir deutsch gesprochen. In der Highschool hatte ich es als Fremdsprache gewählt, weil ich faul war und es mir leicht machen wollte.
Ich verstand nicht jedes Wort; dafür war es zu lange her, dass ich die Sprache gesprochen hatte, und Damian hatte einen Akzent, der mir nicht vertraut war, obwohl ich mit mindestens zweien aufgewachsen war. Doch ich bekam mit, dass Jean-Claude ihn fragte, ob sich die Veränderung seines Gesichts beim Sex mit mir oder kurz danach eingestellt habe, denn Damian antwortete: Nein, nicht kurz nach dem Sex, aber ungefähr eine Stunde danach. Ich hatte durchaus Verständnis dafür, dass Jean-Claude meine enorme Empfindsamkeit nicht verletzen wollte. Ich hatte die Angewohnheit, sauer zu werden, wenn es um Sex ging, zu dem ich mich nicht aus freien Stücken entschlossen hatte. Dann schnappte ich das Wort »Macht« und Belles Namen auf. Damian sagte mehrere Male nein oder »nicht dass ich es gesehen hätte«. Er hatte mich keine der Kräfte ausüben sehen, nach denen Jean-Claude fragte. Ich verstand nicht alles. Erstens hörte ich nur die eine Hälfte des Gesprächs, und zweitens hatten einige ihrer Ausdrücke nicht zum alltäglichen Wortschatz meiner Großmutter gehört. Sie hatte sich mit mir eher selten über Vampire, Sex und metaphysische Kräfte unterhalten. Komisch, nicht wahr?
Als das Gespräch der beiden zum Ende kam, sagte ich Damian, dass ich noch mal mit Jean-Claude sprechen wollte, ehe er auflegte. Kurz darauf gab er mir den Apparat, und ich sagte auf Deutsch: »Ich kann übrigens Deutsch.« Das Schweigen am anderen Ende zog sich in die Länge. »Wenn ich nicht verstehen soll, was du redest, musst du bei Französisch bleiben.«
»Damian spricht kein Französisch«, erwiderte er vorsichtig.
»Na so ein Pech, hm?«
»Ma petite …«
»Komm mir jetzt nicht mit ma petite, sag einfach die Wahrheit. Welche Vampirkräfte kann ich noch geerbt haben?«
»Ganz ehrlich: Ich bin mir nicht sicher.«
»Aha.«
»Wirklich nicht, ma petite. Selbst Belle hat noch nie einen Vampir verändert, der so alt ist und einer anderen Linie angehört. Hättest du mich danach gefragt, hätte ich gesagt, das ist unmöglich.«
Das hörte sich an, als sei es die Wahrheit. »Na schön. Aber nach welchen Kräften hast du Damian gefragt, die ich haben könnte? Und lüge jetzt nicht! Er gibt sowieso wörtlich wieder, was du gesagt hast, wenn ich es ihm befehle.«
»Da könntest du eine Überraschung erleben, ma petite. Bei deiner größeren Bindung an ihn als deinen Diener muss er dir vielleicht nicht mehr so sklavisch gehorchen. Noch weiß ich das nicht als Tatsache, aber ich weiß, dass du umso unbeugsamer geworden bist, je mehr ich dich durch meine Zeichen an mich gebunden habe.«
Das stimmte. Es war mir immer unheimlich gewesen, dass Damian alles tun musste, nur weil ich es ihm befahl, aber manchmal war es auch sehr nützlich. Jetzt war damit wohl Schluss. Schade eigentlich.
»Dann sag es mir selbst.«
»Du verstehst das nicht, ma petite. Dass du meine Fähigkeiten gewinnst, ist schon ungewöhnlich, aber diese habe ich nie besessen. Was mit Damian geschehen ist, könnte nur Belle getan haben und nur, wenn er gerade erst Vampir geworden wäre. Folglich ist das eine ganz neue Fähigkeit, von der ich noch nie gehört habe, und wenn das wahr ist, was bedeutet das dann für dich, ma petite, für uns und für alle, die mit dir verbunden sind? Was, wenn du durch deine Nekromantie Fähigkeiten gewonnen hast, von denen wir noch gar nichts ahnen?«
Ich seufzte und war
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