Schwarze Träume: Ein Anita Blake Roman (German Edition)
plötzlich müde, nicht erschrocken, sondern bloß müde. »Weißt du, ich bin diesen metaphysischen Mist wirklich leid.«
»Du hast auch schon Wunden durch Sex geheilt, ohne Rainas Munin zu beschwören. Ist das so schrecklich?«
»Wenn es unabsichtlich passiert, vielleicht nicht. Und es war unabsichtlich, Jean-Claude. Was wird mir denn noch alles zufällig unterlaufen? Nicht mal du kennst dich noch aus.«
Diesmal seufzte er. »Das einzige andere Triumvirat, bei dem der menschliche Diener ein Nekromant ist, verfügt nicht über dieses Ausmaß an … Macht.«
»Du hast vor dem Wort Macht gezögert. Was wolltest du stattdessen sagen?«
»Du kennst mich zu gut, ma petite.«
»Antworte einfach.«
»Unberechenbarkeit, wollte ich sagen.«
Ich war mir nicht sicher, ob er das wirklich hatte sagen wollen, aber ich beließ es dabei. Er hatte gesagt, was er zu sagen bereit war. Mittlerweile wusste ich, wann bei ihm nichts mehr herauszuholen war, und hatte gelernt, es gut sein zu lassen, weil alles andere zu frustrierend war und nur selten noch etwas brachte. »Gut, ich glaube dir, dass du auch nicht weißt, was los ist. Gibt es jemanden, der es wissen könnte?«
»Ich werde darüber nachdenken, ma petite. Ich weiß aber von niemandem, der zwei Triumvirate geschaffen hat, die sich so überschneiden wie unsere. Es mag Meistervampire geben, die allgemeines Wissen über Triumvirate oder Nekromantie besitzen und die man fragen könnte … aber offen gestanden weiß ich nicht mal, wie ich das auf kluge Weise anstellen könnte, ma petite. An die meisten kann ich mich gar nicht wenden, weil die das als Schwäche betrachten würden. Ich werde darüber nachdenken und sehen, ob es jemanden gibt, den wir fragen können.« Er klang perplex, was bei ihm nicht oft vorkam.
»Gut. Und ich werde Marianne anrufen. Vielleicht weiß sie etwas oder ihr Hexenzirkel. Ich könnte sogar Tammy fragen, wenn sie und Larry aus den Flitterwochen zurückkommen. Sie ist eine Hexe, und ihre Kirche befasst sich schon seit Jahrhunderten mit übernatürlichen Fähigkeiten. Wer weiß, vielleicht haben die Archive.«
»Das ist ein guter Gedanke«, sagte er. »Damian scheint sehr deprimiert zu sein.«
»Das kannst du laut sagen.«
»Ich bin mir nicht sicher, aber wenn er sich zur üblichen Zeit in seinen Sarg legt und du dich fernhältst, wird er vielleicht den Tag über schlafen, wie es sich gehört.«
»Was, wenn er doch wieder durchdreht?«
»Schick jemanden nach unten, der aufpasst. Jemanden, der nicht zum Triumvirat gehört. Wenn er sieht, dass Damian nicht schläft, kann er dich rufen, damit du ihn beruhigst.«
Das war wie Ideen meistens sind: nicht die schlechteste, und ich selbst hatte auch keine bessere. Außerdem wollte ich Damian nicht den ganzen Tag an der Hand halten müssen. Generell niemanden. »Ich rede mit ihm, ob er bereit ist, es zu versuchen.«
»Wenn er sich weigert, was willst du dann tun? Den ganzen Tag mit ihm Händchen halten?« Ein Anflug von Eifersucht. Hätte ich nicht erwartet.
Dann redete ich, ohne nachzudenken, was ich mir eigentlich abgewöhnen wollte. »Du bist nicht böse auf Damian wegen dem Sex, oder? Es war nicht geplant.«
»Non, ma petite, nicht deswegen, obwohl ich dich nicht gern mit anderen teile, ganz gleich wie vernünftig ich erscheine. Nein, aber ihr drei scheint alle vier Zeichen erhalten zu haben. Genau kann ich das erst feststellen, wenn ich euch in Fleisch und Blut vor mir sehe. Und wenn das wahr ist und Damian plötzlich fähig, bei Tageslicht umherzulaufen, dann muss ich mich fragen, ob ich jetzt nicht auch ein Tagwandler wäre, wenn ich unser Triumvirat vollendet hätte.«
Oh. »Das kann ich verstehen. Aber du hast dich genauso gegen das vierte Zeichen gesträubt wie ich. Du hast gesagt, dass du dir wegen meiner Nekromantie nicht mehr sicher bist, wer hier Meister und wer Diener wäre.«
»Und jetzt noch weniger als vorher. Aber die Fähigkeit, bei Tag umherzulaufen, wäre das Risiko vielleicht wert. Wenn du Damian nicht mehr herumkommandieren kannst, deutet das darauf hin.«
»Ich werde nachher versuchen, ihn herumzukommandieren, und dir dann Bescheid geben.«
»Danke.«
»Aber da ist auch noch die Frage der Sterblichkeit und des Alterns. Weder Richard noch ich konnten uns so recht entschließen, unsere Sterblichkeit aufzugeben.«
»Wenn du dich mit dem vierten Zeichen an Damian gebunden hast, könnte sich die Frage erledigt haben, ma petite.«
Ich stand in meiner Küche und hatte
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