Schwarzer, Alice
das nicht länger hin!«
Parlamentspräsident Debre sowie die als konservative Ex-ministerin
und KZ-Überlebende in Frankreich als moralische Autorität geltende Simone Veil empfingen
Kahina und ihre Schwestern. Und im Sommer 2003 prangten an den Säulen des
neoklassizistischen Parlaments 14 überlebensgroße Porträts von Kahina, Samira,
Aischa und all den anderen - auf dem Kopf der modernen Mariannen die
Jakobinermütze, stolzes Symbol der Republik.
Seit Langem, genau gesagt seit 20 Jahren, wird ein
unaufhaltsames Ansteigen männlicher Gewalt in den Banlieues registriert. In
300 von 630 observierten, gefährdeten Wohnvierteln wurden typische Anzeichen
für die Bildung von Parallelgesellschaften registriert: die »Abkapselung in
Gemeinschaften« sowie religiöser und sexistischer Fanatismus, die
bekanntermaßen Geschwister sind.
Frankreich hatte lange die Polygamie ihrer Zuwanderer »toleriert«.
Auf so manchen 50 Quadratmetern leben zwölf Kinder, fünf Frauen - und ein Mann.
Die Folgen sind auch für die Jugendlichen fatal. Die Mädchen und Frauen in den
Vierteln leben schon lange in Angst. Sie sind nicht nur innerhalb der Familien
viel häufiger Opfer von Gewalt als die französische Durchschnittsfrau, sie
sind auch auf den Straßen gefährdeter. Die von den Islamisten beeinflussten
Jungen und Männer teilen die Frauen in »Heilige oder Huren«. Die Heiligen
bleiben im Haus, die Huren gehen hinaus in die Welt. Sie bezahlen es teuer. Ihr
Preis geht vom brutalen Straßenraub, der auffallend häufig Frauen trifft, bis
hin zur sogenannten Rotonde: der Gruppenvergewaltigung, deren Opfer auch
Kahinas Schwester Sohane wurde.
Die Bambule sei das Resultat einer
Zwei-Klassen-Gesellschaft, die es versäumt habe, die Zugewanderten und ihre
Kinder zu integrieren, heißt es. Richtig. Aber wenn es dunkel wird und die
Krawalle beginnen, ist keine einzige Frau mehr auf der Straße. Denn die »Huren«
sind in diesen brennenden Nächten in ähnlicher Gefahr wie die »Hurensöhne«.
Was passieren kann, wenn Frauen dennoch die Stimme erheben,
zeigt das Beispiel von Senia Boucherrougui und Cherifa. Die hochschwangere
Senia war in der Pariser Vorstadt im letzten Jahr Opfer eines Raubüberfalls
geworden. Sie hatte daraufhin zusammen mit ihrer Freundin Cherifa die
»Vereinigung gegen die Gewalt in Saint-Denis« gegründet und gewagt, in ihrem
Viertel eine Demonstration zu organisieren - gegen die Gewalt des Staates wie
gegen die der eigenen Männer und Brüder. Resultat: Auf einem Flugblatt wurden
die beiden Frauen mit Bürgermeister Doriot verglichen - der war in den
30er-Jahren von den Kommunisten zu den Nazis übergewechselt.
Schon vor den Unruhen sind innerhalb eines Jahres rund
200.000 Autos in Frankreich in Flammen aufgegangen. Bisher vorwiegend im einst
kommunistischen »Roten Gürtel« von Paris, der zunehmend islamistisch grün wird.
Jetzt brennen die Autos im ganzen Land und die Schulen dazu. Ursache:
Arbeitslosigkeit und mangelnde Integration - sowie die stetige Agitation der
Islamisten seit Mitte der 80er-Jahre. Sie scheinen diesmal zwar nicht die
direkten Brandstifter der marodierenden Jugendbanden zu sein, aber sie waren
die Wegbereiter - und werden die Profiteure sein.
Auch in Deutschland warnen Jugendforscher und Soziologen
seit Langem vor dem Abdriften der Jungen und Männer in den muslimisch
dominierten Vierteln. Aus repräsentativen Langzeit-Untersuchungen des
Hannoveraner Kriminologen Prof. Christian Pfeiffer wissen wir, dass
hierzulande die Hälfte aller Jugendstraftaten von nur sechs Prozent der Täter
verübt wird. Zu diesem harten Kern gehört jeder zehnte türkische, aber nur
jeder 33. deutsche Junge. Dazu passt, dass jeder vierte türkische Junge Gewalt
bejaht (jeder 25. deutsche) - aber nur jedes 20. türkische Mädchen.
Die Gewalt ist in türkischen Familien dreimal so hoch wie
in deutschen, die Täter sind Männer, die Opfer Frauen und Kinder. Die Mädchen
aber identifizieren sich mit der Opfer-Mutter, die Jungen mit dem Täter-Vater
(auch wenn sie selber sein Opfer sind). Doch so lange wir uns im Namen eines
blauäugigen Rassismus-Vorwurfs das Benennen dieser Tatsachen verbieten lassen,
so lange werden wir auch nicht an die Wurzeln des Übels kommen.
Denn wie soll ein Junge Achtung vor seinen Nächsten oder
gar vor den Repräsentanten des Staates haben, wenn er von Kindesbeinen an
lernt, seine Nächste - die eigene Mutter, Schwester, Freundin - zu verachten?
Schlimmer noch: Diese Jungen sind
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