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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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auf sich warten lassen wollten?
    Als ihr Auto außer Sichtweite war, fühlte ich mich einsam, ganz schrecklich einsam.
    Was sollte ich bis sieben Uhr mit mir anfangen? Ich war schon jetzt hungrig. Warum hatte ich das nicht zu Percy gesagt? Was war denn nicht in Ordnung mit mir, daß ich mich so schüchtern und verletzbar fühlte, während ich doch beschlossen hatte, stark zu sein? Es war, weil ich zu lange eingesperrt war, im Flugzeug, im Auto und dann hier. Deshalb ging ich hinunter und zog meinen blauen Mantel aus einem Schrank, der ein halbes Dutzend von Jillians Pelzmänteln barg.
    Und dann ging ich direkt zur Haustür.
    3. KAPITEL

    JENSEITS DES LABYRINTHS

    Rasch und wütend rannte ich davon, ohne zu wissen, wohin.
    Mir war nur bewußt, daß ich, wie sich Tony ausgedrückt hatte, tief »den Salzgeruch des Meeres« einatmete. Einige Male drehte ich mich um, um Farthy von außen bewundern zu können. So viele Fenster zu putzen, so hohe und breite Fenster!
    Und der ganze Marmor – wie hielten sie das sauber? Während ich etwas langsamer rückwärts ging, versuchte ich herauszufinden, welches meine Fenster waren. Plötzlich stieß ich mit etwas zusammen, und als ich mich rasch umdrehte, stand ich vor einer Hecke, die fast wie eine Mauer wirkte, so hoch war sie, und sie schien endlos. Fasziniert von dem Gedanken, was das sein könnte, folgte ich der Hecke, bis ich mir sicher war. Ja, es handelte sich um ein englisches Labyrinth! Und mit einem gewissen kindischen Vergnügen betrat ich es, wobei ich keinen Augenblick daran dachte, daß es mich auch in die Irre führen könnte. Ich würde den Ausgang schon finden, denn bei Puzzles war ich immer gut gewesen.
    Wenn es um Intelligenztests ging, hatten Tom und ich es immer verstanden, unsere Mäuse zum Käse oder unsere Piraten zu den Schatztruhen zu schicken.
    Hübsch war es hier drinnen mit den Hecken, die zehn Fuß hoch wuchsen und exakt im rechten Winkel liefen, und so still!
    Das ganz leise Zwitschern der Gartenvögel hörte man schwach und nur von Ferne, sogar die klagenden Schreie der Seemöwen hoch droben klangen gedämpft, weit weg. Obwohl das Haus so nahe gewirkt hatte, war es jetzt, als ich mich danach umdrehte, verschwunden – wo war es? Die riesigen Hecken schlossen die Wärme der untergehenden Sonne aus, und bald wurde es mehr als nur angenehm kühl. Meine Schritte wurden schneller.
    Vielleicht hätte ich doch Percy sagen sollen, daß ich nach draußen ging. Ich schaute auf die Uhr, fast sechs Uhr dreißig.
    In einer halben Stunde würde jemand mein Abendessen hinaufbringen. Sollte ich tatsächlich mein erstes Mahl in meinem persönlichen Wohnzimmer verpassen? Ganz sicher würde jemand die Kaminscheite anzünden, die schon zum Verbrennen bereit lagen. Schön wäre es, vor meinem eigenen Kaminfeuer zu sitzen, in einen eleganten Sessel gekuschelt, und Delikatessen zu genießen, die ich wahrscheinlich nur hier zu essen bekäme. Abermals bog ich ab und steckte kurz darauf wieder in einer Sackgasse. Da ich mich aber einige Male im Kreis bewegt hatte, hatte ich jetzt die Richtung verloren und konnte nicht mehr feststellen, welche Pfade ich schon gegangen war. In dieser Situation zog ich ein Taschentuch aus meiner Tasche, riß einen Streifen davon ab und band ihn an einen Zweig in der Hecke. So, nun würde man ja sehen, wie rasch ich jetzt draußen wäre. Während die Sonne langsam zum Horizont hinunter verschwand, ließ sie den Himmel in glühenden Farben auflodern, eine Warnung an mich, daß die Nacht bald käme und mit ihr noch mehr Kälte. Aber was war schon diese zivilisierte Bostoner Gegend im Vergleich zur Wildnis in den Willies? Doch zu bald schon mußte ich feststellen, daß ein in Atlanta gekaufter Mantel nicht für Leute im Klima nördlich von Boston geeignet war! Ach komm, das war albern! Ich trug den besten Mantel, den ich je besessen hatte. Cal Dennison hatte ihn mir gekauft und mit dem schmalen, blauen Samtkragen hatte ich ihn vor kaum einem Monat für elegant gehalten.
    Ich, die ich mit zwei und drei Jahren in den Bergen herumzustreifen pflegte und mich nie verirrte, ich, von einem albernen Labyrinth verwirrt, das doch nur zum Spaß da war!
    Ich durfte nicht durchdrehen. Irgend etwas mußte ich falsch machen, denn zum dritten Mal war ich schon an dem rosa Taschentuchstreifen, der im Wind flatterte, vorbeigekommen.
    Ich mußte mich konzentrieren… Ich stellte mir das Labyrinth vor, den Punkt, an dem ich es betreten hatte, aber alle Pfade zwischen

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