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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ungewöhnlichsten Aussehen und Verhalten war, den ich je gesehen hatte.
    »Entschuldigung«, sagte ich mit tiefer Stimme, wobei ich Jillians heisere Art nachzuahmen versuchte. »Ich hörte Ihr Hämmern, als ich mich draußen im Labyrinth verlaufen hatte.
    Ich bin nicht sicher, ob ich den richtigen Weg zum Haupthaus zurück finden kann, denn draußen ist es so dunkel und neblig.«
    »Ich weiß, daß Sie nicht Jillian sind«, antwortete er, ohne mich anzusehen, »oder Sie hätten einfach losgeschnattert und mir hunderttausend Dinge, die mich gar nichts angehen, erzählt. Aber weil Sie nicht Jillian sind, gehören Sie auch nicht hierher. Es tut mir leid, aber ich bin beschäftigt und habe keine Zeit, ungebetene Gäste zu unterhalten.«
    Es verblüffte mich, daß er mir so ohne weiteres die Tür wies
    – sogar noch ehe er geprüft hatte, wer ich war. Was war das bloß für eine Sorte Mann? Schau mich an, hätte ich am liebsten geschrien, ich bin nicht häßlich, auch wenn ich nicht Jillian bin! Dreh deinen Kopf um und sag etwas, denn im nächsten Moment werde ich davonlaufen und mich nicht darum kümmern, ob wir uns je wiedersehen! Ich war doch in Logan verliebt und nicht in diesen Fremden mit seinem undurchschaubaren Benehmen! Logan, der mir eines Tages verzeihen würde, für etwas, was ich einfach nicht verhindern konnte.
    Er runzelte die Stirn: »Bitte, gehen Sie, drehen Sie sich einfach wortlos um!«
    »Nein, ich werde nicht gehen, bis Sie mir sagen, wer Sie sind.«
    »Wer sind Sie denn, daß Sie danach fragen?«
    »Zuerst erzählen Sie mir, wer Sie sind.«
    »Bitte, Sie vergeuden meine Zeit. Gehen Sie jetzt und lassen Sie mich meine Arbeit beenden. Dies hier ist eine Privatwohnung, meine Wohnung und für die Dienerschaft von Farthinggale Manor verboten. Und jetzt verschwinden Sie!«
    Rasch musterte er mich von oben bis unten, ohne auf irgendeinem Punkt meiner Figur, auf den andere Männer immer starrten, zu verweilen – und dann präsentierte er mir wieder seinen Rücken.
    Sein Benehmen machte mich sprachlos! Es tat weh, zuerst peinlich gemustert und dann wie etwas, das nicht einmal ein Minimum an gutem Benehmen wert war, beiseite geworfen zu werden. Ich Narr und mein Hinterwäldler-Stolz! Schon immer war ich zu stolz gewesen. Und Stolz hatte mich auch schon oft unnötig leiden lassen, während es doch andererseits viel einfacher gewesen wäre, belanglose Dinge zu ignorieren. Aber wie immer, wenn jemand wie er auf mich heruntersah, stieg dieser Stolz empört in mir auf! Ich zwang mich dazu, ihn nicht zu mögen. Nur ein Diener, genau das war er, ein Dienstbote, den man in ein Gärtnerhäuschen gesetzt hatte, um alte Silbertabletts zu reparieren! Und bei diesem hastigen, unwahrscheinlichen Ergebnis fauchte ich los, so wie es ganz und gar nicht Jillians Art war: »Bist du ein Dienstbote?« Ich trat näher, um ihn dazu zu zwingen, mir ins Gesicht zu sehen und mich wirklich zur Kenntnis zu nehmen. »Etwa der Gärtner oder einer seiner Gehilfen?«
    Sein Kopf blieb über seine Arbeit gebeugt. »Bitte, Sie befinden sich in meinem Haus und nicht ich in Ihrem. Ihre Fragen muß ich nicht beantworten, denn wer ich bin, ist völlig unwichtig für Sie. Gehen Sie hinaus und lassen Sie mich allein.
    Sie sind nicht die erste Frau, die behauptet, sich im Labyrinth verirrt zu haben – und alle landeten sie hier. Es gibt einen Pfad außen um das Labyrinth herum, der wird Sie zum Ausgangspunkt des Labyrinths zurückführen. Ein Kind könnte ihn finden – sogar bei Nebel.«
    »Du hast mich also kommen gesehen!«
    »Ich hörte, wie Sie kamen.«
    Ich weiß nicht, warum ich schrie: »Ich bin kein Dienstbote hier!« Wie Pa und Fanny brauste ich sogar zu meinem eigenen Erstaunen auf, laut und pöbelhaft. »Farthinggale Manor ist das Haus meiner Groß… meiner Tante und meines Onkels, die mich baten, hierher zu kommen und zu bleiben.« Aber alle meine Ängste im hintersten Winkel meiner Seele rieten mir, wegzulaufen, ganz schnell wegzulaufen.
    Als er mich diesmal ansah, war es ganz offen, und so sah und spürte ich seine Männlichkeit mit voller Wucht, eine Ausstrahlung, die ich so noch bei keinem Mann zuvor gespürt hatte. Seine dunklen Augen lagen im Schatten verborgen, während sie mich musterten. Und dieses Mal fixierten sie langsam mein Gesicht, meinen Hals, meinen Busen, der sich heftig hob und senkte, Taille, Hüften, Beine – und dann wieder hinauf, langsam, ganz langsam. Als seine Augen wieder bei meinem Gesicht angelangt waren,

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