Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
würde er mich in die Willies zurückschicken. Ich habe schreckliche Angst, dorthin zurückzugehen! In Winnerow gibt es niemanden, der sich darum schert, was mir passiert. Pa lebt irgendwo in Georgia oder Florida und Tom bei ihm, aber der schreibt ja nie, genausowenig wie Fanny! Ich weiß nicht, wie ich ohne einen Menschen, der mich liebt und sich um mich kümmert, leben soll!« Ich senkte den Kopf, damit er die Tränen, die ich nicht mehr unterdrücken konnte, nicht sah. »Bitte, bitte Troy! Sei mein Freund! Ich brauche unbedingt einen Menschen!«
    »Nun gut, Heaven, ich werde dein Freund sein.« Er klang zögernd, als ob er sich zu etwas verpflichtete, das eine Last sein würde. »Aber denke daran, es gibt gute Gründe, weshalb Tony nicht möchte, daß du mit mir in Verbindung trittst.
    Beurteile ihn nicht zu streng. Bevor du beschließt, ich sei genau der Freund, den du brauchst, mußt du dir klarmachen, daß Tony hier bestimmt, wo es langgeht, nicht ich. Wir sind völlig verschiedene Persönlichkeiten, er ist stark, und ich bin ein schwacher Träumer. Solltest du Tonys Mißfallen und Mißbilligung erregen, wird er dich aus seinem Leben werfen –
    und auch aus dem von Jillian. Direkt zurück in die Willies!
    Und er wird es in einer Art und Weise tun, daß mir keine Chance bleibt, dich zu retten, geschweige denn, dir Geld zu geben.«
    »Ich würde kein Geld von dir nehmen!« brauste ich auf.
    »Du nimmst es doch von meinem Bruder«, antwortete er.
    »Weil er mit meiner Großmutter verheiratet ist! Weil er mir erzählt hat, er würde das Geld verwalten, das Jillian von ihrem Vater und ihrem ersten Mann geerbt hat. Geld, das an meine Mutter gefallen wäre, wenn sie’s erlebt hätte. Ich fühle mich absolut berechtigt, es von Tony zu nehmen!«
    Er wandte den Kopf ab, so daß ich sein Gesicht nicht länger sehen konnte. »Heaven, deine leidenschaftliche Art ist anstrengend. Es ist spät geworden, und ich bin müde. Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir diese Diskussion am nächsten Freitag fortsetzen, sobald du von Winterhaven nach Hause kommst? Ich werde dann noch da sein.«
    Es berührte mich tief, wie er so verletzlich dasaß, und ich vermutete, er hatte schreckliche Angst, jemanden wie mich in sein wohlorganisiertes Leben zu lassen. Langsam stand ich vom Boden auf, denn ich wollte nur ungern seine gemütliche, warme Hütte verlassen.
    »Bitte, Heaven, ich muß vor dem Zubettgehen noch tausend Dinge erledigen. Und weine nicht mehr, weil dich Logan Stonewall nicht erkannt hat. Seine Gedanken waren wahrscheinlich woanders. Gib ihm eine zweite Chance, ruf ihn in seinem Studentenwohnheim an. Schlage ihm vor, ihn irgendwo zu treffen, wo ihr reden könnt.«
    Troy hatte keine Ahnung von Logans Starrsinn. Logan war, wie sein Nachname, eine Steinmauer!
    »Gute Nacht, Troy«, rief ich an der Tür, »und danke für alles.
    Ich freue mich auf nächsten Freitag!«
    Leise schloß ich die Tür hinter mir.
    7. KAPITEL

    LOGAN

    In der zweiten Woche verhielten sich die Mädchen von Winterhaven nicht mehr so distanziert. Keck musterten sie mich von oben bis unten und starrten auf mein hübsches Strickkleid. Als ich mich am Montag zum Mittagessen an meinen Tisch setzte, lächelte Pru Carraway zu meiner Freude in meine Richtung und lud mich ein, an ihrem Tisch zu essen.
    Noch drei andere Mädchen saßen hier. Glücklich sammelte ich Besteck, Teller und Serviette ein und trug sie hinüber. »Danke schön«, sagte ich und setzte mich hin.
    »Was für ein hübsches pinkfarbenes Kleid«, meinte Pru, die mit ihren blassen Wimpern klimperte.
    »Danke, die Farbe heißt mauve.«
    »Was für ein hübsches mauvefarbenes Kleid«, verbesserte sie sich unter dem Gekicher der drei anderen. »Ich sehe ein, wir waren nicht sehr nett zu dir, Heaven«, – wieder dehnte sie meinen Namen –, »aber wir sind zu keiner neuen Schülerin nett, bis wir nicht sicher sind, daß sie unsere Billigung verdient.«
    Was hatte ich getan, um ihre Zustimmung zu erlangen?
    wunderte ich mich.
    »Wieso weißt du so gut Bescheid über Armut und Hunger?«
    fragte Faith Morgantile, ein sehr hübsches, braunhaariges Mädchen in einem sauberen, aber abgeschabten weißen Pulli und Hosen.
    Einen Moment lang setzte mein Herz aus. »Ihr wißt alle, daß ich aus West Virginia komme. Das ist ein Kohlerevier. Dort gibt es auch eine Baumwollmühle. Die Berge stecken voll armer Leute, die eine Ausbildung für Zeitverschwendung halten. Also weiß ich ganz selbstverständlich über

Weitere Kostenlose Bücher