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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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keine Freunde, du bist keine von uns. Niemand wird deinem Gerede glauben. Mrs. Mallory wird dich von oben herab mustern und dich für kleinkariert und boshaft halten, weil sie weiß, daß wir dich nie in unsere Kreise aufnehmen werden. Sie wird annehmen, du selbst habest deine Kleidung ruiniert, um so uns die Schuld in die Schuhe zu schieben.«
    Bei ihren Worten lief es mir kalt den Rücken hinunter.
    Konnte denn irgend jemand so etwas glauben? Ich hatte nicht viel Erfahrung im Umgang mit der großen, weiten Welt, war nicht in der Schweiz zur Schule gegangen und hatte nicht gelernt, eine derartige Situation in den Griff zu bekommen.
    Trotzdem mußte ich annehmen, sie würden nur bluffen, und ich mußte dasselbe tun. »Wir werden ja sehen«, rief ich, drehte mich um und verließ das Badezimmer.
    Mit meinen kaputten Pullis auf dem Arm betrat ich das Büro der Schulleitung. Mrs. Mallory blickte verdrossen auf. »Sollten Sie nicht in Ihrem Sozialkundeunterricht sein, Miss Casteel?«
    Ich ließ die Pullis zu Boden fallen, nahm dann etwas, was einmal ein schöner blauer gewesen war, hoch und hielt ihn so, daß sie ihn sehen konnte. Ein Abschlußfaden war gezogen worden, so daß sich der halbe Halsausschnitt aufgetrennt hatte.
    »Diesen Pullover habe ich noch nie getragen, Mrs. Mallory, und trotzdem ist er voll Löcher und Laufmaschen.«
    Sie runzelte die Stirn. »Sie sollten wirklich besser auf Ihre Kleidung achten. Ich kann es nicht ausstehen, wenn Geld zum Fenster hinausgeworfen wird.«
    »Ich passe sehr gut auf meine Kleidung auf. Dieser Pulli lag sauber zusammengelegt in meiner zweiten Kommode, zusammen mit anderen, die ebenfalls auseinanderfallen, weil Fäden gezogen oder abgeschnitten worden sind.«
    Sie schwieg ziemlich lange, während ich die Pullis nacheinander ausbreitete. »Die Jacke, die Sie bei meinem Eintritt am Montag morgen bemerkten, wurde in heißes Wasser geworfen, während ich heute morgen im Unterricht war.«
    Sie schürzte ihre roten Lippen und rückte dann an der Lesebrille, die sie auf der Nasenspitze trug. »Bringen Sie Anklagen vor, Miss Casteel?«
    »Jawohl. Man kann mich hier nicht ausstehen, weil ich anders bin.«
    »Wenn Sie beliebt sein wollen, Miss Casteel, dürfen Sie nicht Ihre Schulkameradinnen verpetzen, die allen neuen Mädchen Streiche spielen.«
    »Das ist aber mehr als nur ein Streich!« rief ich, bestürzt durch ihre unbeteiligte Haltung. »Meine Kleidung wurde ruiniert!«
    »Ach, kommen Sie, Sie machen viel zu viel Wind um etwas, das für mich wie nachlässiges Kofferpacken aussieht. Pullis geraten in Reißverschlüsse und Gepäckschlösser. Man zieht dran, um sie loszubekommen, und schon gibt’s Löcher.«
    »Und die Jacke, ist die auch ganz zufällig von selbst ins Waschbecken mit heißem Wasser gefallen?«
    »Ich sehe keine Jacke. Sollten Sie weitere Beweisstücke haben, warum haben Sie sie dann nicht mitgebracht?«
    »Ich habe sie in den Wäscheschlucker für Handtücher geworfen. Sie können sie in der Wäscherei finden.«
    »Über dem Schlucker ist ein Zeichen. Alle Kleidungsstücke gehören in den kleineren Schlucker!«
    »Mrs. Mallory, es handelte sich um eine Strickjacke! Sie hätte Flecken in fremde Kleidungsstücke machen können.«
    »Genau das meine ich. Sie könnte auch in weiße Handtücher und Kochwäsche Flecken machen.«
    Meine Lippen fingen an zu zittern. »Ich mußte sie doch irgendwohin stecken, wo die Mädchen, die’s getan haben, das Beweisstück nicht verstecken und behaupten konnten, es wäre nichts passiert.«
    Nachdenklich betastete sie die hübsche blaue Jacke. »Warum nehmen Sie nicht einfach diese Pullover und versuchen, sie mit Nadel und Faden zu flicken? Ich gestehe, ich habe keine Lust, Ihre nasse Jacke zu finden. Wenn doch, dann hieße das, ich müßte handeln und alle Mädchen ausfragen. Solche Dinge sind schon früher passiert. Wenn wir uns auf Ihre Seite stellen, würde Ihnen das denn helfen, hier akzeptiert zu werden? Ich bin überzeugt, Ihr Vormund wird Ihnen neue Pullis kaufen.«
    »Sie meinen, ich sollte sie ungestraft davonkommen lassen?«
    »Nein, nicht ganz. Nehmen Sie diese Angelegenheit selbst in die Hand, ohne unsere Hilfe.« Verkniffen lächelte sie mich an.
    »Sie müssen daran denken, Miss Casteel, daß kein Mädchen hier mehr beneidet wird als Sie, obwohl alle möchten, daß Sie glauben, Sie würden verspottet und verachtet. Sie sind sehr hübsch und besitzen ein angenehm unverdorbenes Wesen, das selten ist. Sie wirken wie jemand

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