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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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gehen.
    Kopfschüttelnd lehnte ich mich zurück. »Es reicht. Ich hatte keine Ahnung, daß Sandwiches so sättigen können.«
    »Eine Kunst, wenn man sich genug Mühe gibt. Wie wär’s mit einem Nachtisch, ein Stück selbstgebackener Cremekuchen?«
    »Von dir?«
    »Nein, Torten oder Kuchen backe ich nie, aber Rye Whiskey schickt mir immer ein riesiges Stück Kuchen, wenn er bäckt.
    Es reicht für uns beide.«
    Aber ich war satt. Kopfschüttelnd lehnte ich den Kuchen ab, obwohl ich bei dem Stück, das er abschnitt, meine Entscheidung irgendwie bereits bedauerte. Aber ich hatte gelernt, daß Troy nie etwas doppelt anbot. Er gab einem nur eine Gelegenheit, anzunehmen oder es zu vergessen.
    »Es tut mir leid, daß ich so zu dir hereingeplatzt bin«, murmelte ich bereits wieder schläfrig. »Ich sollte ganz schnell nach Farthy zurückgehen, bevor Tony böse über mich wird.«
    »Er wird nicht annehmen, daß du während eines solchen Schneesturms fährst. Er wird denken, du hast dich in irgendeine Hotelhalle verkrochen und wirst bei der erstbesten Gelegenheit nach Hause kommen. Aber du könntest ihn anrufen und seine Sorgen beruhigen.«
    Aber das Telephon gab keinen Laut von sich, als ich den Hörer abhob, die Leitungen waren tot.
    »Ist schon gut, Heaven, mein Bruder ist kein Narr, er wird Verständnis haben.«
    Er ließ seine Augen über mein Gesicht wandern und bemerkte vielleicht meine emotionale Müdigkeit. »Möchtest du darüber sprechen?«
    Nein, ich hatte keine Lust, über Logans Zurückweisung zu reden, das tat viel zu weh. Gegen meinen Willen und meine Absicht, meinen Schmerz von ihm fernzuhalten, platzte meine Zunge trotzdem die ganze Geschichte heraus: Wie ich einmal Logan an einem entscheidenden Punkt betrogen hatte und wie er mir jetzt nicht dafür verzeihen konnte. »…und was fast genauso schlimm ist, jetzt ist er wütend darüber, daß ich nicht mehr arm und bemitleidenswert bin.«
    Er stand auf, um unsere Teller in seine Spülmaschine zu stecken. Dann setzte er sich wieder auf den Boden, den er offensichtlich seinem bequemen Sofa und den Stühlen vorzog.
    Der Länge nach streckte er sich rücklings auf dem kuschligen, dicken Teppich aus und verschränkte die Hände hinterm Kopf, ehe er gedankenvoll sagte: »Ich bin überzeugt, Logan wird schon bald seine heutigen Worte bereuen, und du wirst wieder von ihm hören. Ihr seid beide noch sehr jung.«
    »Ich möchte nie mehr einen Ton von ihm hören.«
    Schluchzend versuchte ich, meine Tränen zu verbergen. »Mit Logan Stonewall bin ich fertig, ein für allemal!«
    Wieder spielte ein leises Lächeln um seine wunderschön geschnittenen Lippen. Erst als sein Lächeln verschwand, drehte er den Kopf von mir weg. »Es ist lieb, daß du vorbeikamst, um den Schneesturm mit mir zu teilen, egal aus welchem Grund. Ich werde Tony nichts verraten.«
    »Warum will er nicht, daß ich hierherkomme?« fragte ich, nicht zum ersten Mal.
    Einen kurzen Augenblick schienen Schatten seine Miene zu verdüstern. »Anfangs, als ich dich zum ersten Mal traf, wollte ich nicht in dein Leben verwickelt werden. Jetzt, da ich dich besser kenne, fühle ich mich zur Hilfe verpflichtet. Wenn ich mich nachts zum Schlafen hinlege, verfolgen mich deine Augen. Wie kann ein sechzehnjähriges Mädchen nur so ausdrucksvolle Augen haben?«
    »Ich bin nicht sechzehn!« platzte ich mit rauher, abgerissener Stimme heraus. »Ich bin schon siebzehn – aber du darfst Tony das nicht erzählen.« In dem Moment, als ich es ausgesprochen hatte, bedauerte ich’s schon. Er war Tony Loyalität schuldig, nicht mir.
    »Warum um alles in der Welt solltest du wegen etwas so Unwichtigem wie ein Jahr lügen? Sechzehn, siebzehn, wo liegt da der Unterschied?«
    »Am zweiundzwanzigsten Februar nächsten Jahres werde ich achtzehn«, verteidigte ich mich. »In den Bergen sind achtzehnjährige Mädchen normalerweise schon verheiratet und haben Kinder.« Dieses Bekenntnis brachte ihn dazu, in meine Richtung zu schauen. »Ich bin froh, daß du nicht mehr in den Bergen lebst. Und jetzt erzähl mir, warum du Tony gesagt hast, du seist sechzehn.«
    »Ich weiß auch nicht, warum ich es tat. Ich wollte meine Mutter einfach davor beschützen, töricht und unüberlegt zu wirken, weil sie meinen Vater geheiratet hat, den sie erst ein paar Stunden, bevor sie seinem Heiratsvorschlag zustimmte, gekannt haben muß. Granny sprach immer von Liebe auf den ersten Blick, was ich nicht verstand und immer noch nicht verstehen kann. Wie

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