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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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es nur übel, in etwas gefangen zu sein, was einem endlosen Kreis der Armut glich.«
    Nichts von ihren Worten deutete an, daß sie wußte, wie sehr mich Pa gehaßt hatte und vielleicht noch immer tat.
    Meine Mutter oder Sarah erwähnte sie nicht, und deswegen fing ich an, sie für eine zweite, unschuldige und leichtgläubige Leigh Tatterton zu halten. Dabei schoß mir blitzartig durch den Kopf, daß mein Vater eine Vorliebe hatte, sich in denselben Typ von zierlichen Frauen zu verlieben. Genauso wie er für gelegentliche Bettgeschichten Rothaarige – wie Sarah und Kitty – bevorzugte.
    Sollte er ab und zu auch Brünette ins Bett bekommen haben, müßte ich das erst noch erfahren.
    Nach unserem Mittagessen, das aus Thunfischsalat und grünem Salat, dekoriert mit Käsewürfeln, und aus heißem Gebäck mit Eistee bestanden hatte, gingen wir ins Wohnzimmer zurück. Unser Dessert war ein Schokoladenpudding, den Drake über sein ganzes hübsches Gesicht zu verschmieren verstand.
    Keine trockenen Kekse und keine Sauce, dachte ich bitter.
    Meine Bitterkeit vertiefte sich noch, als wir in das helle, fröhliche Wohnzimmer zurückkehrten. Ich sah zu den breiten Fenstern hinüber, die auf einen rückwärtigen Garten voll üppig blühender Pflanzen blickten. Ich tat mein Möglichstes, mir Luke Casteel vorzustellen, wie er in einem derart hübschen, modernen Haus lebte, wie er auf diesem langen, schönen Sofa hinter einem Tischchen ohne Staub und Fingerabdrücke saß.
    »Das ist das Lieblingszimmer deines Vaters«, meinte sie, als ob sie gespürt hätte, wie voreingenommen meine Gedanken waren. Stolz schwang in ihrer Stimme mit: »Luke sagte mir, ich könne es nach Belieben ausstatten, aber ich wollte einen Raum, wo er ohne Scheu seine Füße hochlegen, und ein Sofa, auf das er sich ohne Rücksicht auf zerknitterte Kissen legen kann. Tom und dein Großvater genießen diesen Raum ebenso.« Es sah so aus, als ob sie noch etwas sagen wollte, denn sie errötete und sah eine Sekunde lang schuldbewußt und verwirrt drein. Dann berührte sie leicht meinen Arm und lächelte warmherzig. »Es ist wirklich schön, dich endlich unter unserem Dach zu haben, Heaven. Luke spricht nicht viel über seine ›Familie in den Bergen‹, er meint, es würde ihm zu sehr weh tun.«
    O ja, ich konnte mir gut vorstellen, wie sehr ihm das weh tat!
    »Hat er dir von meiner Mutter erzählt, die erst vierzehn war, als er sie heiratete?«
    »Ja, er erzählte, wie sie sich in Atlanta getroffen hatten, und er sagte, er habe sie sehr geliebt. Aber nein«, erläuterte sie ernsthaft, »so richtig spricht er nie von ihr, so daß ich mir das Leben der beiden in dieser Berghütte vorstellen könnte. Ich weiß, daß ihn ihr frühzeitiger Tod auf eine Art verwundet hat, von der er sich nie erholen wird. Ich weiß auch, er hat mich geheiratet, weil ich ihn an sie erinnere. Wenn ich mich abends zum Beten niederknie, flehe ich, daß er eines Tages aufhören wird, an sie zu denken. Ich weiß, er liebt mich, und ich habe ihn bereits glücklicher machen können, als er damals bei unserer ersten Begegnung war. Aber er wird sich nie ganz am Leben und an dem bescheidenen Erfolg, den er für sich geschaffen hat, freuen können, wenn du ihm nicht verzeihen kannst und er den frühzeitigen Tod deiner Mutter nicht akzeptieren lernt.«
    »Hat er dir erzählt, was er getan hat?« schrie ich fast.
    »Glaubst du, es war in Ordnung, daß er seine fünf Kinder für fünfhundert Dollar das Stück verkauft hat?«
    »Nein, natürlich halte ich das nicht für richtig«, antwortete sie ruhig und nahm dadurch meinem Angriff den Wind aus den Segeln. »Er hat mir davon erzählt. Es war eine schreckliche Entscheidung, die er treffen mußte. Ihr fünf hättet verhungern können, während er seine Krankheit auskurierte. Ich kann sein Vorgehen nur dadurch rechtfertigen, indem ich sage, er hat das getan, was ihm zu diesem Zeitpunkt am besten erschien. Und keiner von euch hat doch bleibenden Schaden davongetragen, oder?«
    Ihre Frage blieb in der Luft hängen, während sie mit gesenktem Kopf dasaß und wartete, daß ich sagte, ich würde meinem Vater verzeihen. Glaubte sie denn, das Schlimmste, was er uns angetan hatte, wäre der Verrat am Weihnachtstag gewesen? Nein, das war nur die Krönung des Ganzen! Und ich konnte einfach nicht frei heraus reden und etwas sagen, um seine Grausamkeit auszulöschen. Die Hoffnung, die kurz auf ihrem Gesicht aufgeleuchtet war, verschwand. Ihre Augen glitten zu ihrem

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