Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Koks (German Edition)

Schwarzer Koks (German Edition)

Titel: Schwarzer Koks (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grenton
Vom Netzwerk:
Ecke seines Zimmers hervor. Es waren noch immer Reste des getrockneten Schlamms und weiterer Dreck von seiner letzten Kolumbienreise daran. Die Seitentaschen enthielten die übliche Reiseausrüstung: Zahnbürste, Zahnpasta, Taschenlampe, Survivalkit und einen
Lonely Planet
Guide
für Kolumbien. Er suchte im Schrank nach sauberer Kleidung: Jeans und T-Shirts für tagsüber, schwarzer Kampfanzug und langärmelige Unterhemden für nächtliche Aktivitäten, Hemden, einen halbwegs anständigen, wenn auch zerkrumpelten Anzug für den Fall, dass mal Gesellschaftskleidung angesagt war. Er warf alles aufs Bett. Einpacken konnte er den Kram später.
    Er hörte Wasser aus dem Bad. Dann hörte er es plantschen und ein Seufzen, als Caitlin in die Wanne stieg.
    Nathan setzte sich wieder an seinen Schreibtisch und öffnete sein E-Mail-Programm. Er fand eine Nachricht von der SOCA, in der man ihn aufforderte, am nächsten Tag um neun Uhr vormittags zu einer Anhörung »den Vorfall Steve Willinston betreffend« zu erscheinen. Er löschte sie und kaufte sich ein Ticket nach Bogotá über Newark für den kommenden Tag, Abflug Heathrow um 9.05 Uhr. Er bezahlte mit seiner zweiten Kreditkarte, die unter seinem Decknamen Nathan Chrorley lief. Diese passte zu seinem falschen Pass.
    Er machte sich an die Internetsuche. Es gab da ein paar Dinge, die ihn einfach nicht losließen. Wenn Jamaika der Verteilpunkt war, wie schmuggelte die Front ihre Drogen dann durch die Karibik? Kleinflugzeuge waren problematisch, da die amerikanische DEA den Luftraum patrouillierte. Was war mit Kurieren? Die hatten in jüngster Zeit Konjunktur. Verzweifelte junge Jamaikanerinnen schluckten Kokainkugeln in Zellophan oder Kondomen und marschierten damit durch den amerikanischen oder britischen Zoll. Wenn sie nicht vor Angst starben, dass das Kokain in ihren Magen geriet. Aber diese Art von Schmuggel wollte aufgebaut werden, das brauchte seine Zeit; und sie war höchst riskant. Nathan schätzte, dass Amonite eher nach einer Methode war, bei der die Menge sich problemlos hochfahren ließ. Er dachte da an ein Boot.
    Ihm kam ein Gedanke. Womöglich half ihm eines der Sachbücher weiter, die er vor einigen Jahren für seine Dissertation gelesen hatte. Mittels seiner Bibliographie-Software lud er deren Endnoten und scrollte die Literaturangaben durch. Das Buch trug den Titel
Drug Smugglers on Drug Smuggling
. Es handelte sich um ein exzellentes Beispiel für qualitative Forschung: Interviews mit Drogenschmugglern unter anonymen Bedingungen, um etwas über die neuesten Methoden des internationalen Drogenschmuggels in Erfahrung zu bringen. Genau das, was ihm bei den Vorbereitungen für seine Reise helfen konnte. Das Buch stand in der British Library gleich die Straße hinauf.
    Nathan sah auf die Uhr: 13.12. Er hatte also noch einige Stunden. Ins Büro brauchte er nicht mehr; er war schließlich suspendiert. Allein der Gedanke machte ihn rasend. Besser, sich für ein paar Stunden in die Bibliothek zu setzen und so viele Informationen wie nur möglich zu sammeln. Für seinen Trip.
    »Ich geh mal in die Bibliothek«, rief er und griff nach seinem Rucksack. »Ich bin in ein paar Stunden wieder da. Lass mir niemanden rein.«
    »Ja, ja«, rief Caitlin über dem Plätschern der einlaufenden Wanne. »Mach nur.«
    Nathan eilte aus der Wohnung, schloss hinter sich ab. Er sprang die Treppe hinab. Caitlin konnte ihn rasend machen. Aber er musste wirklich geduldiger sein. Es war schließlich nicht ihre Schuld, dass sie noch immer so depressiv war.
    Das Wetter war trostlos. Es nieselte. Die Spiegelbilder in den Pfützen auf dem Gehsteig hatten etwas Unheimliches. Nathan gähnte. Eine Dusche und ein paar Stunden Schlaf, das war es, was ihm fehlte. Je mehr er darüber nachdachte, desto weniger wollte er nach Kolumbien. Vielleicht hatte Caitlin Recht. Eigentlich war es das Problem der SOCA, nicht das seine.
    Dann musste er an Amonite und Sir George denken, an Putumayo und Mexiko, an Manuel und Steve. Bei alledem packte ihn eine grimmige Entschlossenheit. Er zog den Kopf ein, schlug den Kragen hoch und ging weiter in Richtung Bibliothek.

Kapitel 23
    Central London, England
11. April 2011
    Die British Library. Ein Bestand von 150 Millionen »Medieneinheiten« aus fast allen bekannten Sprachen. Untergebracht ist sie in einem Komplex roter Backsteingebäude auf der Nordseite der Euston Road, gleich an der U-Bahn-Station St. Pancras. Nathan hatte hier während der vergangenen drei Jahre zu

Weitere Kostenlose Bücher