Schwarzer Koks (German Edition)
sachte…
… dann sprang er hinein.
»Caitlin!«
Sie lag auf dem Sofa, die Augen geschlossen, ein Arm hing auf den Boden. Nathan sprang hinüber. Er schüttelte sie.
»Caitlin, nein, bitte nicht!« Tränen stiegen ihm in die Augen. Er schüttelte sie noch einmal. Sie rührte sich nicht. »Caitlin, mein Gott, bitte!«
Er griff nach ihrer Halsschlagader. Ihr Puls war kräftig. Er beugte sich über sie. Sie roch stark nach Sprit. Er tastete sie ab. Keine Anzeichen für eine Verletzung.
Sie bewegte sich. »Mmmm?«
»Um Himmels Willen.« Nathan steckte die Waffe weg. »Was zum Teufel ist hier passiert?«
Sie öffnete zwei trübe Augen. »Gut, dass du da bist.«
»Ich habe die Nase jetzt wirklich voll von deiner Sauferei.«
Sie wandte sich ab, sodass sie mit dem Rücken zu ihm lag. Sie schlang die Arme um das Kissen.
»Caitlin, wer hat den Topf zerdeppert?«
»Er war im Weg.«
Nathan legte ihr eine Hand auf die Schulter, um sie umzudrehen. Sie schüttelte ihn ab.
»Ich bin müde«, sagte sie.
»Willst du mich verarschen?« Nathan riss sich den Mantel von den Schultern und warf ihn über den nächsten Stuhl. »Ich habe wegen dir zwei Ampeln überfahren! Für das hier? Was hätte Paps wohl dazu gesagt.«
»Fang jetzt nicht an, ja?«
»Wie viel hast du getrunken?«
»So viel auch wieder nicht.«
Ja, von wegen! Wie oft hatte er das nun schon gehört.
»Wo bist du gewesen?«, fragte er.
»Im Slug.«
»Und warum?« fragte Nathan, während er wieder hinausstapfte, um die Wohnungstür zu schließen.
»Um sicherzugehen, dass mir dieser Typ nicht weiter folgt«, rief sie ihm nach.
Nathan sah sich das Schloss näher an. Keine Kratzer, keinerlei Anzeichen dafür, dass sich daran jemand zu schaffen gemacht hätte. Er warf einen Blick den Flur hinauf. Er sah eine Bewegung in der hinteren Ecke, wo der Flur im rechten Winkel zu einer weiteren Reihe von Wohnungen führte. Er schloss hinter sich ab und lief los. Um die Ecke stieß er auf eine alte Frau mit mehreren Einkaufstaschen, die in ihrer Handtasche kramte. Sie sah Nathan argwöhnisch an. Mit einem höflichen Nicken ging er wieder zurück.
»Und?«, fragte er, als er wieder bei Caitlin war. »War der Typ immer noch hinter dir her?«
»Nicht nachdem ich wie der Teufel nach Hause gestrampelt bin«, sagte Caitlin. Sie stand halb aus dem Fenster gebeugt und steckte sich eine Zigarette an.
»Geh vom Fenster weg«, sagte Nathan.
Sie wandte sich wankend vom Fenster ab; gerade dass sie nicht umkippte. Nathan warf einen Blick auf die Straße und schloss das Fenster. Außer den Kindern im Park gegenüber war niemand zu sehen. Mit einem Ruck zog er die Vorhänge zu und setzte sich Caitlin gegenüber ans andere Ende der Couch. Sie stieß dicke Rauchwolken aus.
»Caitlin, mein Job ist gefährlich. Es könnte durchaus sein, dass es jemand auf dich abgesehen hat, um sich an mir zu rächen.«
»Warum, zum Teufel, denkst du, hab ich dich angerufen?«
»Es wäre mir lieber, wenn du ein paar Wochen bei John bleiben würdest.«
Caitlin drückte die Zigarette in einen überquellenden Aschenbecher auf dem Tisch vor der Couch. Sie hatte wieder ihren sturen Blick in den Augen.
»Den hab ich grade wieder mal abfahren lassen«, sagte sie.
»Ich muss nochmal nach Kolumbien. Ich möchte dich in sicheren Händen wissen.«
»Ha! Und du meinst, dass John dazu der Richtige ist?«
»Nur dieses eine Mal, bitte.«
Caitlin steckte sich eine weitere Zigarette an. »Warum schicken die nicht jemand anderen?«
»Kannst du mal mit den ewigen Fragen aufhören?«
»Manchmal nervst du wirklich.« Sie kam schwankend auf die Beine und wankte in Richtung Bad.
Nathan ging in sein Zimmer und setzte sich an seinen Schreibtisch. Womöglich war hinter Caitlin noch nicht mal jemand her gewesen. Vielleicht hatte sie sich das alles nur ausgedacht, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Na, funktioniert hatte es ja. Er klappte seinen Laptop auf und fand die Nummer der Anonymen Alkoholiker. Er schrieb sie auf ein Post-It und pappte es an seinen Schreibtisch. Er würde es Caitlin geben, wenn sie wieder nüchtern war.
Er stützte das Kinn auf die Hände. Da saß er nun mit seinem Job bei einer Organisation, die illegale Drogen auszumerzen versuchte, und seine Schwester hing an der gefährlichsten legalen Droge, die der Mensch je ersonnen hatte: Alkohol. Ihr Vater, zeitlebens praktisch Abstinenzler, wäre entsetzt gewesen.
Nathan holte seinen Reiserucksack unter dem Haufen schmutziger Kleidung in der
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