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Schwarzer Kuss Der Nacht

Titel: Schwarzer Kuss Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin T. Popp
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sind wir?«, fragte sie und bemühte sich, trotz aller Angst ruhig zu klingen.
    »In meiner Welt«, antwortete Sarah, die sie immer noch am Arm hielt.
    »Deine Welt? In dem Spiegel?«
    Sarah lachte, was ein abstoßendes Geräusch war, das um Mai herum hallte. »Der Spiegel ist bloß ein Portal. Meine Welt ist das Reich der Wünsche.«
    »Du bist nicht Sarah.«
    Die Kreatur, die Sarahs Gestalt angenommen hatte, blieb stehen und sah Mai an. »Nein, die bin ich nicht.« Sarahs Bild verschwamm, und als es wieder klar wurde, stand eine rote, nur entfernt menschenähnliche Gestalt mit dicken Hörnern und einem Schwanz vor Mai.
    »Bist du …?« Mai brachte die Frage nicht über die Lippen.
    »Ich bin Rafe«, stellte die Kreatur sich vor, »der Dschinn, der genötigt ist, in diesem Reich zu dienen.«
    »Du hast Sarah entführt«, warf Mai ihm vor. »Ich dachte, wir hätten dich getötet.«
    »Nicht mich«, korrigierte er, »Sarah.«
    Diese Worte trafen Mai wie ein Hieb in den Magen. Der Dschinn konnte lügen, aber das glaubte sie eher nicht. Warum sollte er? Er hatte sie hinters Licht geführt, und die Tatsache, dass sie an der Ermordung einer Unschuldigen beteiligt gewesen war, verursachte ihr Übelkeit.
    Während Mai sich einen Moment Zeit nahm, um Sarah zu trauern, zog der Dschinn sie tiefer in den Tunnel.
    »Was willst du von mir?«, fragte sie.
    »Nichts.«
    Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet. »Und wieso verschleppst du mich?«
    Er hielt so abrupt an, dass Mai beinahe mit ihm kollidierte. Seine roten Augen musterten sie von oben bis unten. Blitzschnell packte er die Kette mit dem Blitzanhänger und riss daran. Sie schnitt ihr in den Nacken, gab jedoch nicht nach. Mai erinnerte sich, dass Darius eine Spezialkette gewählt hatte, die sich nicht löste – es sei denn, Mai selbst wollte sie abnehmen. Während der Dschinn mit immer mehr Kraft zerrte, bekam Mai schon Angst, die Kette könnte ihr den Kopf vom Hals abtrennen.
    Zu ihrem Erstaunen riss sie plötzlich durch.
    Rafe hielt sie in die Höhe, und beide blickten auf den Diamanten.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte Mai. »Sie soll nur bei mir nachgeben.«
    Der Dschinn schnaubte verächtlich. »Solche Zauber wirken hier nicht.«
    Dann betrachtete er weiter die Kette.
    »Was hast du jetzt mit der Kette vor?« Vielleicht konnte sie ihn dazu bringen, sie wegzuwerfen. Darius und Lexi könnten sie gewiss retten.
    Der Dschinn sah von der Kette zu ihr. »Ich habe Jahrhunderte auf die Chance gewartet, frei zu sein.« Er lächelte.
    »Aber du warst gerade draußen.«
    »Eine äußerst temporäre Situation, glaub mir. Einst war ich ein Blutsaugerdämon mit der Fähigkeit, den Körper eines anderen zu übernehmen. Der eindrucksvolle Leib, den du vor dir siehst, gehörte ehedem dem eigentlichen Dschinn, der in dieser Dimension diente. In einem Moment derchwäche – meiner, nicht seiner – tauschte er den Körper mit mir und entkam. Nun ist es an der Zeit, die Tradition fortzuführen, die er begründete.«
    »Tu das nicht!«, flehte sie ihn an, weil sie fürchtete, er wollte mit ihr den Körper tauschen. »Wir finden eine Möglichkeit, deine Fesseln zu brechen.«
    »Hast du nicht zugehört?«, brüllte er. »Dieses Reich überlebt nicht ohne einen Dschinn, der ihm dient. Das hier ist keine freundliche Geste von mir, die Welt zu bewahren. Es ist ein Naturgesetz, das nicht gebrochen werden darf. Es muss immer ein Dschinn an diese Dimension gebunden sein! Und ich will verdammt sein, wenn ich es bin!«
    Mai erschrak. »Du willst, dass ich deinen Platz einnehme?« Sie versuchte, sich vorzustellen, was es hieß, in alle Ewigkeit den Wünschen anderer zu dienen.
    »Du?« Rafe lachte dröhnend. »Du hast so wenig Magie, dass du genauso gut eine Null sein könntest.«
    Absurd, wie es war, fühlte sie sich beleidigt. »Und warum zur Hölle hast du mich entführt?«
    »Deshalb«, antwortete er und hielt wieder die Kette in die Höhe.
    Langsam fing sie an, zu begreifen. »Du willst Darius?«
    Er lächelte. »Selbstverständlich. Keine Kreatur im Universum hat größere magische Kraft als der Sohn der Mutter Göttin. Sein Geist ist stark genug, um meinen in den Fesseln zu ersetzen, die mich gefangen halten, und im Gegenzug bekomme ich nicht nur seine Freiheit, sondern auch noch seinen Unsterblichenkörper.«
    »Darius wird dich vernichten. Er ist viel zu mächtig.«
    »Nicht in diesem Reich«, widersprach der Dschinn grinsend.
    Mai schüttelte den Kopf. »Nein, das lasse ich

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