Schwarzer Kuss Der Nacht
nicht zu!«
Doch noch bevor sie überlegen konnte, was sie tun sollte, schleuderte er die Kette auf den Boden.
Licht explodierte, begleitet von einem Donnerhall. Mai krümmte sich und schützte ihre Augen mit dem Arm. Als das Licht schwand und der Rauch sich legte, stand Darius da. In Lederhose und mit seinem bloßen über und über tätowierten Oberkörper hatte er etwas Furchteinflößendes. Und der Blick, mit dem er den Dschinn bedachte, war einer kaum verhohlener Wut.
»Vorsicht, Darius!«, rief Mai. »Das ist eine Falle!«
Darius’ Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, und keinen Moment wichen seine Augen von dem Dschinn, obwohl seine Worte sich an Mai richteten. »Bist du verletzt?«
»Nein, er will nichts von mir. Du bist es, den er will.«
»Und jetzt bist du hier«, triumphierte der Dschinn. »Das wird ja noch einfacher, als ich dachte!«
»Verlass dich nicht darauf!«, warnte Darius ihn.
Der Dschinn lachte. »Du besitzt hier keine Macht. Deine Magie ist an die physische Welt gebunden und wirkt in diesem Reich nicht.«
»Falls du nicht vorhast, mich totzuquasseln, bringen wir es hinter uns. Zeig mir, was du zu bieten hast!«
Schneller, als Mai blinzeln konnte, war der rote Teufel bei Darius und vollführte einen üblen Hieb mit seinem dicken Arm. Darius jedoch stolperte kaum, packte den Dschinnarm und warf sich nach hinten, so dass er den Dschinn umriss. Während das Monster zu Boden krachte, rollte Darius sich beiseite und war sofort wieder auf den Beinen, um seinen Ellbogen in den Rücken des Dschinns zu rammen. Dieser heulte vor Wut laut auf.
Darius wich zurück, damit der Dschinn sich wieder aufrappeln konnte. Mai fragte sich, warum Darius weder seineMagie noch seine tätowierten Waffen benutzte, aber dann fiel ihr ein, was der Dschinn gesagt hatte: Darius’ Unsterblichenkräfte konnten hier nichts ausrichten.
Mit einem fürchterlichen Gebrüll griff der Dschinn an. Darius’ Faust schnellte auf sein Kinn zu, streifte es aber nur leicht, so dass der Hieb die Bestie nicht bremste.
Die fleischige Faust hingegen, die Darius traf, trieb ihn ein gutes Stück zurück. Mai sah alles hilflos mit an. Was konnte sie schon gegen einen so mächtigen Feind wie den Dschinn tun?
Darius sackte unter dem nächsten Hieb des Dschinns auf ein Knie, und das Monster nutzte die Gelegenheit, um näher zu kommen und seine Hände auf Darius’ Kopf und Schultern zu legen. Darius’ Körper begann zu zittern, und Mai hörte ihn vor Schmerz stöhnen. Dann leuchtete der Leib des Dschinns gleichsam von innen auf, wurde immer heller, bis sogar die Luft um ihn herum flirrte.
Blutsaugerdämon.
Das Wort hallte ihr durch den Kopf.
Mit zunehmendem Entsetzen erkannte Mai, dass der Dschinn seine Magie benutzte, um den Körper mit Darius zu tauschen. Und der Unsterbliche konnte ihn nicht aufhalten.
Sie musste etwas unternehmen.
Zuerst überlegte sie, mit ihren Fäusten auf ihn einzuschlagen oder ihn zu rammen wie ein Stürmer beim Football, um ihn zu Boden zu zwingen. Aber sie wusste, dass dies ihn ungefähr so viel kümmern würde wie eine Mücke, die einen Elefanten störte. Andererseits könnte genau das ausreichen. Sie musste den Dschinn lediglich ablenken und Darius die kurze Verschnaufpause verschaffen, die er brauchte. Mit einem schrillen Schrei stürmte sie los und verpasste dem Dschinn drei Roundhouse-Kicks gegen denSchädel, bis er tatsächlich nach hinten geschleudert wurde.
Der Göttin sei Dank fürs Kickboxen und Billy Blanks!
, dachte sie.
Das helle Licht wurde merklich schwächer, und der Dschinn wandte seinen Kopf in ihre Richtung. Sein Blick, der wie glühende Lava aussah, lag auf ihr. Sie boxte in rascher Folge mit den Fäusten auf ihn ein – eine weitere Standardübung. Es tat höllisch weh, wirkte aber, denn das Glühen um den Dschinn herum war auf einmal erloschen. Mai hoffte nur, dass sie nicht zu spät gehandelt hatte.
Dann erhob Darius sich wie der Superheld, als den sie ihn stets gesehen hatte, stark und stolz. Er klatschte eine Hand an seinen Unterarm und hob den Dolch hoch, der dort eintätowiert war. Das Metall der Klinge blitzte in der ansonsten dämmrigen Arena, in der sie kämpften.
»Wie?«, keuchte der Dschinn sichtlich verwirrt. »Ein Unsterblicher hat hier keine Macht!«
»Los Paseantes de Espíritu aber schon.«
Mai, die sich ganz auf den Dschinn konzentriert hatte, sah verwundert zu Darius. »Nick?«
»Nein«, ächzte der Dschinn ungläubig, »das kann nicht sein!«
»Es kann
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