Schwarzer Kuss Der Nacht
und es ist.« Darius’ Gesicht begann zu schwimmen wie ein verzerrtes Fernsehbild, und als es wieder scharf wurde, blickte Mai auf Nick, allerdings mit Darius’ tätowiertem Oberkörper. »Du solltest zweierlei über mich wissen«, machte er dem Dschinn klar.
»Und was wäre das?«, fauchte dieser, während er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete und Nick somit weit überragte.
»Erstens, dass das Traumreich und die anderen Reiche hier so etwas wie mein Spielplatz sind und seit langemwaren. Und zweitens, dass keiner –
keiner!
– mir meine Geistverwandte nimmt und eine solche Nummer überlebt.«
Nick streckte seinen Arm aus, so dass seine Finger auf den Dschinn wiesen. Aus den Spitzen knallte ein Blitzstrahl. Mai hatte nicht einmal Zeit, Atem zu holen, während der Strahl in einem Bogen auf die Stelle zuschoss, an welcher der Dschinn eben noch gestanden hatte. Doch er war fort.
Plötzlich stand er vor ihr. »Nick …?«
»Bleib auf Abstand, Mai!«, befahl Nick ihr.
Der Dschinn bewegte sich von hinten auf ihn zu. Seine Augen waren auf Nick fixiert, aber sein Ziel war Mai. Er brüllte vor Schmerz und Wut. Dann holte er aus und packte Nicks Arm. Fast sofort begann der Bereich um ihren Körperkontakt herum zu glühen.
»Er darf dich nicht anfassen!«, schrie Mai. »So dringt er in deinen Körper ein.«
Der Dschinn würdigte sie eines vernichtenden Blickes, während er weiter Nick festhielt.
Nick rang nach Luft. Er fühlte, wie sein Geist aus seinem Körper glitt und der des Dschinns aus dessen. Gleichzeitig war ihm klar, dass er dies nicht zulassen durfte. Der Dschinn durfte den Transfer nicht vervollständigen, deshalb kämpfte Nick darum, seinen Geist zurückzuholen.
Darius’ Gestalt zu benutzen war hilfreich gewesen, aber jetzt musste Nick sich seiner eigenen Mittel bedienen. Als der Dschinn ihm den Dolch entreißen wollte, wandelte Nick seine Gestalt und wurde zu einem Grizzlybären. Kurzfristig war der Dschinn verwirrt genug, dass Nick sich seinem Griff entwinden konnte.
Er holte mehrmals hintereinander aus und brachte dem Dschinn vier tiefe Schnitte in die Seite bei. Der rote Teufel torkelte rückwärts und umklammerte den Dolch, der ihmnoch aus der Brust ragte. Ja, er war geschwächt, aber noch nicht am Boden.
Nick verwandelte sich in seine normale Gestalt zurück und eilte zu Mai, die ihm in die Arme fiel. »Ich wusste nicht, ob ich dich je wiedersehe«, sagte sie mit dem Kopf an seiner Brust.
»Du solltest wissen, dass ich dich nie verlassen würde.« Er sehnte sich danach, sie festzuhalten, sie zu trösten, doch dazu hatten sie keine Zeit. »Wir müssen weg! Der echte Darius und Lexi sind in deiner Wohnung und warten vor dem Spiegel. Ich war nicht sicher, ob wir ohne magische Hilfe hier herauskommen.« Er warf einen Blick auf den Dschinn. »Beeilen wir uns lieber!«
»Was ist mit ihm?«
»Ich bringe ihn um, wenn er versucht, uns aufzuhalten«, knurrte Nick.
»Das darfst du nicht!«, hauchte Mai verzweifelt und erklärte ihm mit wenigen Worten, was der Dschinn ihr darüber erzählt hatte, dass es in dieser Dimension immer dienende Dschinns geben musste.
»Dann behält sie eben den, den sie hat.« Er packte ihre Hand und schob sie vor sich her den Tunnel entlang in die Richtung, aus der er gekommen war. Als der Dschinn den Lichtblitz warf, war Nick bereit gewesen, denn er hatte kurz zuvor endlich begriffen, warum Mai entführt worden war. Natürlich musste er seine Kräfte benutzen, um die Zeit in der Wunschdimension genügend zu verlangsamen, dass er Darius und Lexi erklären konnte, was los war. Und er hoffte, dass die beiden inzwischen hinreichend Zeit gehabt hatten, um sich einen Zauber auszudenken, mit dem sie das Reich versiegelten. »Lauf, Mai!«
Als er sich umschaute, sah er, dass der Dschinn es geschaffthatte, den Dolch aus seiner Brust zu ziehen, und ihnen nachsetzte.
Mais Wohnzimmer war ein kleiner Lichtpunkt weit vorn. »Da!«, schrie Nick, und sie beide rannten auf das Licht zu.
Ihre Schritte donnerten in der Dunkelheit. Während sie näher kamen, erkannte er Darius und Lexi durch das Glas. Er zauberte einen Lichtball und schleuderte ihn in ihre Richtung. Das war das Signal.
Nick und Mai waren fast bei dem Glas, da brüllte der Dschinn hinter ihnen erstaunlich gelassen: »Espíritu, du denkst nur, dass du gewonnen hast!«
Ein Machtstrahl erwischte Nick von hinten, und er ging zu Boden. Für wenige kostbare Sekunden war er sprachlos und unfähig, sich zu rühren. Der
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