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Schwarzer Kuss Der Nacht

Titel: Schwarzer Kuss Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin T. Popp
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ging zum Spiegel hinüber und sah ihn sich an. »Was genau hast du gesehen?«
    Sie zögerte, und er war nicht sicher, warum. »Er beschlug irgendwie, und dann … ich dachte, dass ich ein Gesicht gesehen hätte.«
    So, wie sie ihn ansah, rechnete sie damit, dass er sie auslachen würde, aber er hatte schon Seltsameres als lose Köpfe erlebt, wenngleich nicht in jüngster Zeit. Und jetzt sah er auch keinen. »Nur um das klarzustellen: Jetzt ist es nicht da, oder?«
    Mai funkelte ihn böse an. »Nein. Jetzt ist es nicht da!« Ihr frostiger Ton war wahrhaft eindrucksvoll.
    Beschwichtigend hob Nick beide Hände. »Ich wollte ja bloß sicher sein, dass wir alle auf derselben Seite stehen.« Er ging noch dichter an den Spiegel, inspizierte ihn, klopfte alles ab, das Glas, den Rahmen. »Tut mir leid, Mai. Für mich sieht das wie ein simpler alter Spiegel aus.« Er drehte sich zu Will. »Haben Sie das Gesicht auch gesehen?«
    Will sah beschämt zu Mai. »Nee.«
    »Ich weiß, was ich gesehen habe, Nick, ob du mir glaubst oder nicht«, beharrte Mai.
    »Ich glaube dir.« Nick war vollkommen ernst und hielt ihrem prüfenden Blick stand. Gewiss fragte sie sich, wie ehrlich er zu ihr war. Er war es.
    Leider beobachtete Will sie immer noch, und er war eindeutig überflüssig. Also wandte Nick sich dem Hausmeister zu und streckte ihm seine Hand hin. »Danke, dass Sie da waren, aber wir wollen Sie nicht länger aufhalten. Sie haben sicher anderes zu tun.«
    Anscheinend wollte Will nicht gehen, bevor er nicht einen letzten Versuch gestartet hatte. »Ich kann bleiben, wenn du willst«, bot er Mai an.
    Sie schüttelte den Kopf. »Danke, das ist nicht nötig. Nick ist ja jetzt hier.«
    Der Höhlenmensch in Nick freute sich über ihre Wortwahl, und er hatte Mühe, nicht offen zu triumphieren, als er zur Tür ging und wartete, dass Will verschwand.
    »Ruf mich an, wenn du mich brauchst!«, drängte Will. »Ich kann jederzeit sofort hier sein – Tag und Nacht.« Letzteres betonte er mit einem verärgerten Blick zu Nick, der die Tür vielleicht ein bisschen zu schnell hinter dem Hausmeister schloss.
    Er wandte sich wieder zu Mai um. Sie stand da und sah ihn so hilflos an, dass er zu ihr ging und ihr sanft über die Arme strich. Zu seiner Freude wich sie nicht zurück. »Mir fallen eine Menge Erklärungen für das ein, was du gesehen hast. Es könnte zum Beispiel eine Lichtspiegelung oder der Fernseher gewesen sein.«
    »Der war nicht an«, erwiderte sie.
    »Gibt es zufällig Kobolde oder Elfen im Haus? Ihnen sähe es ähnlich, dir vorzugaukeln, dass dein Spiegel verhext ist.«
    »Bis auf Jenna und Sarah kenne ich noch niemanden hier im Haus, aber Kobolde könnte es geben. Elfen kommen nicht in die Stadt.«
    »Stimmt.« Er wartete, ehe er fortfuhr: »Kann sein, dass es hier wirklich spukt.«
    »Das Haus ist nicht besonders alt.«
    »Macht nichts. In der Stadt gibt es reichlich umherirrende Geister, die nach einem neuen Zuhause suchen. Einer von ihnen kann sich deinen Spiegel ausgesucht haben.«
    Stirnrunzelnd betrachtete sie den Spiegel. »Kann sein …«
    »Ich schlage dir etwas vor: Wenn du willst, schicke ich einen Freund her, der eine Geisteraustreibung macht. Danachversieht er dein Apartment mit Schutzzaubern, damit die Geister draußen bleiben.«
    Sie seufzte. »Danke! Ich überleg’s mir.«
    »Ja, tu das.« Er sah auf seine Uhr. »Ich würde sagen, ein Tapetenwechsel wäre angebracht. Darf ich dich zum Essen einladen?«
    »Wolltest du nicht von mir eingeladen werden?«
    Er sah zu dem leeren Tisch, dann in die Küche, wo offensichtlich nichts auf dem Herd stand. Als er wieder zu ihr blickte, wirkte sie verlegen – und müde. »Falls es dir lieber ist, verschieben wir es.«
    Wie er bemerkte, schaute sie abermals zum Spiegel. So ruhig sie sich auch gab, wusste er, dass sie Angst hatte. Und noch ehe sie etwas sagen konnte, machte er einen neuen Vorschlag: »Oder wir lassen uns etwas kommen, und du bekochst mich ein andermal. Heute Abend geht das Essen auf mich.«
    »Wirklich?« Ihr hoffnungsvoller Unterton bestätigte ihm, dass er richtig lag.
    »Selbstverständlich. Auf dem Weg hierher habe ich ein ›Anthony’s‹ gesehen. Ich glaube, die liefern.«
    Nun strahlte sie sogar. »Das hört sich gut an.«
    Lächelnd nahm er sein Handy aus der Tasche und tippte die Nummer ein. Wenige Minuten später hatte er bestellt und seine Kreditkartennummer durchgegeben. Nachdem er das Handy wieder eingesteckt hatte, stellte er fest, dass Mai erneut

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