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Schwarzer Kuss Der Nacht

Titel: Schwarzer Kuss Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin T. Popp
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wenn du gehst.«
    »Du willst doch wohl nicht abends im Dunkeln in den Central Park gehen?«
    »Und ob ich will!«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich komme mit dir.«
    »Nein danke, ich bin schon groß. Ich kann auf mich selbst aufpassen.«
    »Das kann ich dir wohl nicht ausreden, was?«
    »Nein, dazu ist es viel zu wichtig.«
    »Okay.« Er legte seine Gabel am Tellerrand ab und wischte sich den Mund mit der Serviette. »Dann verabschiede ich mich, und du kannst los. Das Essen war schön.« Mit diesen Worten stand er auf.
    »Danke, dass du da warst«, sagte Mai, die ein schlechtes Gewissen hatte, weil sie ihn nach allem, was er für sie getan hatte, aus der Wohnung drängte.
    »Ich bin froh, dass ich helfen konnte.« Er zeigte auf den Flur. »Darf ich dein Bad noch mal benutzen?«
    »Ja, klar.«
    Sie ging hinter ihm her den Flur entlang und in ihr Zimmer, während er die Badezimmertür schloss. Sie machte die Schlafzimmertür ebenfalls zu, bevor sie sich etwas Wärmeres, weniger Auffälliges anzog. Als sie zwei Blusen hochhielt, zwischen denen sie sich entscheiden musste, hörte sie, wie die Badtür wieder aufging.
    »Ich gehe dann«, rief Nick ihr zu. »Du brauchst mich nicht zur Tür zu bringen. Ich rufe dich an. Und sei vorsichtig!«
    Er war weg, ehe sie ihm einen Abschiedsgruß zurufenkonnte. Es kam ihr seltsam vor, dass er so abrupt verschwand, aber darüber konnte sie im Moment nicht nachdenken. Stattdessen steckte sie sich Geld in die Tasche, schnappte sich ihre Kreditkarte und die Schlüssel und ging.
    Sie nahm doch lieber die U-Bahn, die schneller war als ein Taxi. Auf der Fahrt musste sie sich eigentlich ihre Fragen an Lenny überlegen, doch sie dachte immerfort an Nick. Wenn der Mann sie nicht gerade irritierte, mochte sie ihn richtig gern. Und die physische Anziehung zwischen ihnen ließ sich nicht leugnen. Sowie er in ihrer Nähe war, erwachte ihr Körper zum Leben. Das beunruhigte sie, denn sollte er je mehr wollen, als sich einen Kuss von ihr stehlen, würde sie gewiss keinen großen Widerstand leisten. Und wenn er dann genug von ihr hatte, wäre sie ein noch größeres emotionales Wrack als jetzt schon. Eine Psychotikerin mit Liebeskummer, was für eine Kombination!
    Als sie aus der U-Bahn stieg, kreisten Mais Gedanken nach wie vor um Nick. An der Upper East Side war stets reger Betrieb, und obwohl es dunkel war, fühlte sie sich vollkommen sicher. Sie ging in den Park und rasch die Wege entlang zum abgelegenen Pavillon hinter der Met, in dem der Obelisk stand. Je weiter sie in den Park vordrang, umso weniger Leuten begegnete sie. Und das riesige Museum, das vor ihr aufragte, hatte etwas Unheimliches. Als sie um die letzte Wegbiegung kam, blieb sie wie versteinert stehen.
    Hier führte der Weg leicht bergab, und ganz unten lag Lenny auf dem Boden in einer Blutpfütze. Jemand war über ihn gebeugt und durchsuchte seine Taschen.
    Mai entfuhr ein stummer Schrei, worauf die Gestalt zu ihr aufsah. Ihre Blicke begegneten sich, und Mai starrte in ihr eigenes erschrockenes Gesicht.

Kapitel 10
     
    Die Zeit stand still, während Mai sie ansah. Sie selbst? Das konnte doch nicht sein! War das wieder eine Halluzination?
    Alarmglocken schrillten in ihrem Kopf, und sie begann am ganzen Leib zu zittern. Was stimmte mit ihr nicht, dass sie Visionen von Mord hatte? Was für ein Mensch war sie?
    Ein psychisch labiler, dachte sie. Einer, der nicht mehr zwischen Realität und Illusion unterscheiden konnte. Und anders als bei dem Spiegel konnte sie diesmal keinen Geistern die Schuld geben.
    Ein neues Geräusch drang zu ihr durch. Es war ein scharfes Stakkato, begleitet von einem Stechen an ihren Fesseln. Der Boden schien unendlich weit weg. Gleichsam entrückt, beobachtete sie, wie wenige Zentimeter neben ihrem Fuß ein Brocken aus dem Pflaster brach und zu Staub zerfiel.
    Vor ihr bewegte sich etwas, und sie sah auf. Die Gestalt kam auf sie zugerannt. Sie brüllte etwas. Mai rührte sich nicht, denn beinahe rechnete sie damit, dass das Bild verschwand, ehe es sie erreichte. Sie hoffte es sogar inständig.
    Zwischen zwei Atemzügen kehrte alles wieder zum Normaltempo zurück.
    »Lauf!«
    Ihr Double war fast bei ihr, als Mai ein »Ping« hörte. Erst jetzt begriff sie, was das Harte war, das neben ihr in den Weg einschlug: eine Kugel. Ein zweites Loch wurde in den Asphalt gerissen, aus dem Staub aufflog.
    Jemand schoss auf sie!
    Bevor sie reagieren konnte, hatte ihr Double sie erreicht. Es packte ihren Arm mit einer Hand, die

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