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Schwarzer Mittwoch

Schwarzer Mittwoch

Titel: Schwarzer Mittwoch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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blicken lässt, dachte ich …« Er bemerkte die Lennox-Kinder, die verwirrt und verängstigt in einer Ecke standen. »Tut mir leid, mir war nicht klar … Ihr müsst die armen Kinder sein, deren Mutter gestorben ist.«
    »Ja«, antwortete Judith leise. Dora begann zu schniefen.
    »Das ist wirklich hart«, sagte Reuben, »wirklich hart.« Er schwankte ein wenig. »Es tut mir so leid.«
    »Danke.«
    »Aber jetzt … Ich habe genug für eine ganze Armee gemacht. Je größer die Runde, desto besser. Wir können gleich loslegen, das Essen ist fertig.« Er machte eine schwungvolle Verbeugung und zwinkerte Judith zu.
    »Ich fürchte, das ist heute nicht der richtige Abend für eine Party«, erklärte Frieda in entschiedenem Ton. »Wir brauchen hier ein bisschen Ruhe. Tut mir leid.«
    Reubens Miene verfinsterte sich. Er funkelte Frieda böse an und zog die Augenbrauen hoch, bereit für einen Streit.
    »Sei nicht so gemein, Frieda!« Chloë klang entrüstet. »Er kocht schon seit Stunden . Es macht euch doch nichts aus, oder, Ted?« Sie ging zu ihm hinüber und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Ted starrte sie benommen an.
    »Nein, schon in Ordnung«, antwortete er schließlich teilnahmslos. »Ist doch egal.«
    »Ich glaube nicht …«, begann Frieda.
    »Großartig!«
    Josef deckte bereits den Tisch – mit Tellern, die Frieda sonst nie benutzte. Er musste sie irgendwo ganz hinten in einem Schrank gefunden haben. Während er sie auf dem Tisch verteilte, verstärkte sich Friedas Gefühl, nur Gast im eigenen Haus zu sein, eine Fremde in ihrem eigenen Leben. Josef ging dazu über, Wasser aus einem Krug in Gläser zu füllen. Reuben erschien mit einer großen blauen Kasserolle, die offenbar noch sehr heiß war, denn er hatte sich die Hände mit Geschirrtüchern umwickelt. Frieda wusste bereits, was sie erwartete. Seit sie Reuben kannte, war seine Spezialität – sozusagen sein Notfallgericht für alle Lebenslagen – ein besonders scharfes, würziges, reichhaltiges Chili con Carne. Als er triumphierend den Deckel hochhob, wurde ihr beim Anblick des vielen Fleischs und der violetten Kidneybohnen fast übel.
    »Dieses Gericht habe ich schon als Student immer gekocht.« Er sah Chloë an. »Du brauchst ein paar Standardgerichte für deine Zeit am College. Und du wirkst ein bisschen kränklich, wenn ich das sagen darf«, fügte er an Judith gewandt hinzu. »Da ist rotes Fleisch genau das Richtige für dich!«
    »Du hast nicht zufällig auch einen Salat gemacht?«, erkundigte sich Frieda, nachdem Reuben die Kasserolle abgestellt hatte.
    Er verließ den Raum und kehrte mit einem eher kleinen grünen Salat zurück. Dann verteilte er üppige Portionen Chili auf die Teller und machte sich anschließend daran, den Wein auszuschenken.
    Chloë probierte das Chili, verzog das Gesicht und hustete.
    »Ganz schön scharf!«, stieß sie keuchend hervor.
    Sie trank einen Schluck Wasser.
    »Wasser macht es nur noch schlimmer«, erklärte Reuben, »Wein ist besser.«
    Josef nahm eine große Gabel voll und begann zu kauen.
    »Gut«, befand er. »Man spürt es in der Brust.«
    Frieda stocherte lustlos in ihrem Essen herum. Schließlich griff sie mit der Hand nach einem Salatblatt und schob es sich in den Mund.
    Ted leerte ein Glas Wein, als wäre es Wasser, und schenkte sich sofort nach, ohne zu fragen. Dora starrte einen Moment auf ihre Portion hinunter und sah Frieda dann mit großen, flehenden Augen an.
    Judith stieß ein paarmal mit der Gabel in das fettige Häufchen auf ihrem Teller.
    »Es sieht sehr gut aus, aber ich glaube, ich lege mich lieber hin«, sagte sie. »Darf ich mich ein bisschen auf dein Bett legen, Frieda?«
    »Natürlich.«
    »Ich schwelge schon die ganze Zeit in Rachefantasien wegen dieses Mistkerls Hal Bradshaw«, verkündete Reuben in lautem, fröhlichem Ton, während Judith den Raum verließ.
    »Wer ist das?«, fragte Chloë mit einem ängstlichen Blick in Teds Richtung.
    »Der Mistkerl, der mich und Frieda reingelegt und öffentlich zum Gespött gemacht hat. Ich stelle mir immer wieder neue Szenarien vor. Beispielsweise, dass ich an einem See vorbeischlendere, in dem Bradshaw gerade am Ertrinken ist, und ich tatenlos zusehe, wie er im Wasser versinkt. Oder dass ich dazukomme, nachdem gerade ein Verkehrsunfall passiert ist, und ich einfach nur dastehe und beobachte, wie Bradshaw auf der Straße verblutet. Ich weiß, was du gleich sagen wirst, Frieda.«
    »Ich glaube, du bist jetzt besser still.«
    »Eigentlich wolltest du

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