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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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entleert.«
    »Keine Klinik!« wiederholte Marcie eigensinnig.
    Jorja bemerkte, dass die Stimme ihrer Tochter sich verändert hatte, dass das Mädchen sich nicht mehr am Spiel des Großvaters beteiligte, sondern unerklärlicherweise richtige Angst hatte.
    Natürlich hatte Marcie keine Angst zu platzen, aber offensichtlich ließ allein schon der Gedanke ans Krankenhaus sie erbleichen.
    »Keine Klinik!« rief sie mit gehetztem Blick.
    »O doch«, beharrte Pete, dem ihr Stimmungsumschwung noch nicht aufgefallen war.
    Jorja versuchte, ihn abzulenken. »Dad, ich glaube, wir ...«
    Aber Pete ließ sich nicht unterbrechen. »Natürlich werden sie  dich nicht im Krankenwagen mitnehmen können, weil du nicht hineinpassen wirst. Wir werden einen Lastwagen mieten müssen, um dich hinzubringen.«
    Das Mädchen schüttelte heftig den Kopf. »Ich gehe nie, nie, nie in eine Klinik! Ich lasse mich von den Ärzten nicht anfassen.«
    »Liebling«, versuchte Jorja sie zu beruhigen, »Opa will dich doch nur hänseln. Er meint es doch nicht ...«
    Aber Marcie ließ sich nicht besänftigen. »Die Leute im Krankenhaus werden mir weh tun wie letztes Mal. Ich werde mir von ihnen nicht wieder weh tun lassen!«
    Mary sah Jorja erstaunt an. »Wann war sie denn im Krankenhaus?«
    »Nie«, erwiderte Jorja. »Ich weiß nicht, warum sie ...«
    »Doch, ich war dort, ich war dort, ich war dort! Sie h-haben mich ans B-B-Bett gefesselt und ganz viel N-Nadeln in mich reingesteckt, und ich hab' solche Angst gehabt, und ich werde mich nie wieder von ihnen berühren lassen!«
    Jorja dachte an die Szene, von der Kara Persaghian ihr am Vortag berichtet hatte. Sie ging rasch zu ihrer Tochter, um einen ähnlichen Auftritt zu verhindern. Sie legte dem Kind eine Hand auf die Schulter und sagte: »Liebling, du warst doch nie ...«
    »Doch, ich war!« Die Angst des Mädchens steigerte sich zu einer wahren Panik. Es schleuderte seine Gabel von sich, und Pete musste sich rasch ducken, um nicht getroffen zu werden.
    »Marcie!« schrie Jorja.
    Das Kind glitt vom Stuhl und wich mit bleichem Gesicht vom Tisch zurück. »Wenn ich groß bin, werde ich mein eigener Doktor sein, damit n-n-n-niemand N-Nadeln in mich r-reinstechen kann.« Es begann plötzlich jämmerlich zu stöhnen.
    Jorja streckte eine Hand nach ihr aus. »Liebling, nicht!«
    Marcie hob abwehrend ihre Hände, so als wollte sie einen Angriff abwehren, obwohl es nicht ihre Mutter war, vor der sie Angst hatte. Sie sah durch Jorja hindurch, sah irgendeine nur in ihrer Fantasie existierende Bedrohung, die sie in wilden Schrecken versetzte. Sie war jetzt nicht nur bleich, sondern leichenfahl im Gesicht.
    »Marcie, was ist los?«
    Das Mädchen taumelte rückwärts in eine Ecke. Es zitterte wie Espenlaub.
    Jorja griff nach den abwehrend erhobenen Händen ihrer Tochter. »Marcie, sprich mit mir.«
    Aber in diesem Augenblick begann es nach Urin zu stinken, und sie sah, wie die Flüssigkeit an Marcies Jeans hinablief.
    »Marcie!«
    Das Mädchen versuchte zu schreien, brachte aber keinen Laut hervor.
    »Was ist los?« fragte Mary. »Was fehlt ihr?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Jorja. »Gott steh mir bei, ich weiß es nicht.«
    Die Augen immer noch starr auf jemanden oder etwas gerichtet, das nur sie allein sehen konnte, begann Marcie grauenhaft zu wimmern.

New York, New York
    Immer noch erklang Weihnachtsmusik vom Band i m Sanatoriumszimmer, immer noch lag Jenny Twist völlig  unbeweglich und empfindungslos da, aber Jack war verstummt, erschöpft von seinem stundenlangen frustrierenden Monolog, bei dem er seiner Frau alles Wissenswerte der letzten Zeit erzählt hatte. Er saß schweigend da, und seine Gedanken schweiften unaufhaltsam zurück zu seiner Rückkehr aus Mittelamerika.
    Gleich nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten hatte er erfahren, dass die Befreiung der Gefangenen aus dem >Institut der Brüderschaft< von einflussreichen Kreisen als terroristischer Akt, als Massenentführung hingestellt worden war, als Provokation, die einen Krieg hatte auslösen sollen. Er und alle anderen an dieser Aktion beteiligten Rangers waren zu Kriminellen in Uniform erklärt worden, und aus irgendwelchen Gründen hatte die Verärgerung der Opposition besonders den in Gefangenschaft geratenen Männern gegolten.
    In politischer Panik hatte der Kongress sämtliche Geheimaktivitäten in Mittelamerika strikt untersagt, darunter auch einen Plan, die vier Rangers zu retten. Ihre Freilassung sollte ausschließlich auf

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