Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
also, mehrmals in der Woche hierher zu kommen, ihr regungsloses Gesicht zu betrachten, ihre Hand zu halten - und um ein Wunder zu beten.
    Es war eine Ironie des Schicksals, dass ein Mann wie er - ein hartgesottener, selbstbewusster Individualist -seine einzige Hoffnung auf Mystizismus setzen konnte.
    Plötzlich stieß Jenny einen leisen gurgelnden Laut aus. Sie holte zweimal tief Luft und seufzte rasselnd. Während Jack von seinem Stuhl aufsprang, hegte er absurderweise fast die Hoffnung, dass ihre Augen geöffnet sein würden, dass sie ihn zum erstenmal seit über acht Jahren erkennen würde - dass das Wunder geschehen war, während er gerade davon geträumt hatte.
    Aber ihre Augen waren geschlossen, und ihr Gesicht war schlaff. Er legte seine Hand auf ihre Stirn, auf ihren Hals, tastete nach einem Pulsschlag. Es war kein Wunder eingetreten, ganz im Gegenteil: Jenny Twist war gestorben.

Chicago, Illinois
    An Weihnachten hatten nur wenige Ärzte in der Kinderklinik Dienst, aber ein Assistenzarzt namens Jarvil und ein Internist namens Klinet waren gern bereit, mit Vater Wycazik über Emmeline Halbourgs erstaunliche Genesung zu sprechen.
    Klinet, ein kräftiger junger Mann mit drahtigen Haaren, führte Stefan in ein Sprechzimmer, wo er zur Auffrischung seines Gedächtnisses Emmys Akte durchblätterte und sich ihre Röntgenbilder ansah.
    »Vor fünf Wochen wurde bei ihr eine Therapie mit Namiloxiprin begonnen -einem ganz neuen Medikament, das erst vor kurzem von der FDA zugelassen wurde.«
    Dr. Jarvil, der Assistenzarzt, war ein stiller, zurückhaltender Mensch, aber über Emmelines dramatische Wendung zum Besseren war auch er sichtlich freudig erregt.
    »Namiloxiprin hat auf Knochenkrankheiten von Emmys Art verschiedene Auswirkungen«, erklärte er. »In vielen Fällen stoppt es die Zerstörung der Knochenhaut, fördert das Wachstum gesunder Knochenzellen und führt eine Akkumulation von interzellularem Kalzium herbei. Und wenn -wie bei Emmy - das Knochenmark am stärksten von der Krankheit betroffen ist, erzeugt Namiloxiprin in der Markhöhle und in den Haversschen Kanälen ungewöhnliche chemische Bedingungen, die für Mikroorganismen außerordentlich schädlich sind, aber das Wachstum von Markzellen, die Produktion von Blutzellen und die Bildung von Hämoglobin positiv beeinflussen.«
    »Aber es wirkt normalerweise nicht derart schnell«, warf Klinet ein.
    »Ja, und außerdem ist es im Prinzip ein Mittel«, fuhr Jarvil fort, »das zwar dem Fortschreiten der Krankheit Einhalt gebieten und eine weitere Knochenzerstörung verhindern kann, aber keine Regeneration bewirkt. Gewiss, es kann einen gewissen sehr beschränkten Wiederaufbau fördern, aber nicht die Art von Regeneration, wie wir sie bei Emmy sehen.«
    »Rasche Regeneration«, sagte Klinet und schlug sich mit der Hand an die Stirn, so als wollte er seinem widerspenstigen Gehirn diese erstaunliche Tatsache einhämmern.
    Sie zeigten Stefan eine Reihe von Röntgenbildern, die im Verlauf der letzten sechs Wochen aufgenommen worden waren und die Veränderungen in Emmys Knochen und Gelenken sichtbar machten.
    »Drei Wochen lang bekam sie Namiloxiprin ohne jede erkennbare Wirkung. Und plötzlich, vor zwei Wochen, trat nicht nur eine Remission ein, sondern ihr Körper begann auch mit dem Wiederaufbau beschädigter Gewebe.«
    Der Zeitpunkt dieser schlagartigen Besserung fiel genau mit dem ersten Auftreten von Brendans sonderbaren Ringen an den Händen zusammen. Aber Stefan erwähnte nichts von diesem Phänomen.
    Jarvil legte weitere Röntgenbilder und Untersuchungsergebnisse vor, die bemerkenswerte positive Entwicklungen in den Haversschen Kanälen zeigten, in jenem kunstvollen System, das Blutgefäße und marklose Nerven enthält. Viele dieser Kanälchen waren mit einer Substanz verstopft gewesen, welche die Blutgefäße abpresste. In den vergangenen zwei Wochen war diese schädliche Substanz jedoch fast verschwunden, so dass die für eine Heilung und Regeneration erforderliche Zirkulation nun ungehindert möglich war.
    »Kein Mensch hätte gedacht, dass Namiloxiprin die Kanäle derart säubern kann«, sagte Jarvil. »Es gab bisher keinerlei Anzeichen dafür. Eine minimale Entlastung der Kanäle - ja, aber nur aufgrund der Tatsache, dass man die Krankheit unter Kontrolle bekommt. Emmys Reaktion auf dieses Medikament übertrifft selbst die kühnsten Hoffnungen bei weitem. Es ist sensationell.«
    »Wenn die Regeneration in diesem Tempo fortschreitet«, sagte Klinet,

Weitere Kostenlose Bücher