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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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eines: Was ihm auch immer im vorletzten Sommer widerfahren sein mochte, war ungleich seltsamer, als er bisher geglaubt hatte.
    Während er immer noch Papiermonde durch die Finger gleiten ließ, fiel ihm etwas Ungewöhnliches an seinen Händen auf.
    Er hielt sie mit den Innenflächen nach oben in den Strahl der Taschenlampe. Ringe.
    Auf jeder Handfläche war ein Ring aus geschwollener roter Haut zu sehen, exakt kreisförmig, wie mit einem Zirkel gezogen.
    Während er fasziniert auf diese Ringe entzündeten Fleisches starrte, wurden die Stigmata immer schwächer, bis sie schließlich verschwanden.
    Es war Dienstag, der 7. Januar.

6. Chicago, Illinois
    In seinem Schlafzimmer im ersten Stock des Pfarrhauses von St. Bernadette wurde Vater Stefan Wycazik von Trommelschlag aus dem Schlaf gerissen. Der Lärm hörte sich an wie das Dröhnen einer Basstrommel und der dumpfe Widerhall der Membrane oder aber wie das Pochen eines riesigen Herzens, obwohl der einfache Schlagrhythmus des Herzens durch einen zusätzlichen Ton erweitert war: LUB-DUB-dub ... LUB-DUBdub ... LUB-DUB-dub ...
    Immer noch im Halbschlaf, schaltete Stefan verwirrt die Nachttischlampe ein, blinzelte im hellen Licht und warf einen Blick auf seinen Wecker. Es war zwei Uhr sieben am Donnerstagmorgen, also alles andere als eine übliche Zeit für eine Parade.
    LUB-DUB-dub ... LUB-DUB-dub ...
    Nach jeweils drei Schlägen trat eine Pause von drei Sekunden ein, dann kamen wieder drei Schläge, gefolgt von drei Sekunden Pause. Die exakten Zeitabstände und völlig identischen Schläge ließen Stefan nun weniger an einen Trommler als vielmehr an den Kolbenhub einer riesigen Maschine denken.
    Vater Wycazik schlug die Decken zurück. Barfuss tappte er zum Fenster, das auf den Hof zwischen Pfarrhaus und Kirche hinausging. Er konnte im Schein der Lampe über der Sakristeitür nur Schnee und kahle Bäume sehen.
    Die Schläge wurden lauter, und die Abstände verkürzten sich auf zwei Sekunden. Stefan nahm seinen Morgenrock von der Stuhllehne und zog ihn über seinen Pyjama. Das sonore Pochen war jetzt so laut, dass es nicht mehr nur eine ärgerliche Störung der Nachtruhe darstellte, sondern Stefan ängstigte, weil es die Fensterscheiben zum Klirren brachte und die Tür in den Angeln klappern ließ.
    Er eilte auf den Korridor hinaus, tastete im Dunkeln nach dem Lichtschalter und knipste die Deckenlampen an.
    Eine andere Tür auf der rechten Seite des Korridors wurde aufgerissen, und Vater Michael Gerrano, Stefans zweiter Kaplan, stürzte aus seinem Zimmer, während er in die Ärmel seines Morgenrocks schlüpfte.
    »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Stefan.
    Der nächste Drei-Schlag war doppelt so laut wie die vorangegangenen, und das ganze Haus erbebte, als wäre es von drei gigantischen Hämmern getroffen worden. Es war kein hartes, durchdringendes Geräusch, sondern trotz seiner Lautstärke gedämpft - als wären die Hämmer gepolstert, würden aber mit enormer Kraft geschwungen. Die Lampen flackerten. Jetzt betrug der Abstand zwischen den Schlägen nur noch eine Sekunde, und Echos und neues Krachen überlagerten sich. Und bei jedem Hammerschlag flackerten die Lampen, bebte der Fußboden unter Stefan.
    Vater Wycazik und Vater Gerrano entdeckten gleichzeitig den Ursprungsort des Lärms: Brendan Cronins Zimmer. Sie liefen auf diese Tür zu.
    Es war unglaublich, aber Brendan schlief fest. Trotz der donnernden Explosionen, die Vater Wycazik an das Granatwerferfeuer in Vietnam erinnerten, schlief der junge Priester ruhig weiter, und um seine Lippen spielte ein leichtes Lächeln.
    Die Fenster klirrten. Vorhangringe schlugen gegen die Stangen. Auf der Kommode tanzte eine Bürste auf und ab, einige Münzen klimperten aneinander, und Brendans Brevier rutschte abwechselnd nach links und nach rechts. An der Wand über dem Bett schaukelte ein Kruzifix wild hin und her.
    Vater Gerrano rief etwas, aber Stefan konnte nicht verstehen, was der Kaplan sagte, denn jetzt gab es zwischen den Detonationen überhaupt keine Pausen mehr. Jeder dreiteilige Schlag trug zu Vater Wycaziks Überzeugung bei, dass irgendeine gigantische, unvorstellbar kraftvolle Maschine diesen Höllenlärm erzeugte, der indessen von allen Seiten zu kommen schien, so als wäre die Maschine direkt in den Mauern des Hauses verborgen, wo sie irgendeine mysteriöse Aufgabe auszuführen hatte.
    Als das Brevier von der Kommode hinunterrutschte und die Münzen klirrend zu Boden fielen, wich Vater Gerrano bis zur

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