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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Türschwelle zurück, wo er mit schreckensweit aufgerissenen Augen fluchtbereit stehenblieb.
    Stefan hingegen ging zum Bett, beugte sich über den schlafenden Priester und brüllte seinen Namen. Als das wirkungslos blieb, packte er Brendan bei den Schultern und schüttelte ihn kräftig.
    Der Kaplan blinzelte und schlug die Augen auf.
    Das ohrenbetäubende Hämmern verstummte schlagartig.
    Die plötzliche Stille ließ Vater Wycazik genauso zusammenfahren wie der erste Trommelschlag, der ihn aus dem Schlaf gerissen hatte. Er ließ Brendan los und schaute sich ungläubig im Zimmer um.
    »Ich war so nahe dran«, murmelte Brendan noch ganz verträumt. »Ich wünschte, Sie hätten mich nicht geweckt. Ich war so nahe dran.«
    Stefan zog die Decke zurück, griff nach den Händen des Kaplans und drehte sie um. Auf jeder Handfläche trat ein roter Ring hervor. Stefan betrachtete sie fasziniert, denn er sah die Stigmata zum erstenmal.
    Was hat das alles zu bedeuten? fragte er sich.
    Vater Gerrano näherte sich laut atmend dem Bett, starrte auf die Ringe und fragte: »Um Gottes willen, was ist das?«
    Vater Wycazik beachtete ihn nicht, sondern stellte seinerseits Brendan eine Frage. »Was war das für ein Lärm? Woher kam er?«
    »Ich wurde gerufen«, sagte Brendan mit schläfriger Stimme, aus der Erregung und Freude herauszuhören waren. »Ich wurde zurückgerufen.«
    »Wer hat Sie gerufen?« fragte Stefan.
    Brendan blinzelte, setzte sich auf, lehnte sich ans Kopfende des Bettes. Sein verschwommener Blick klärte sich, und er sah Vater Wycazik zum erstenmal bewusst an.
    »Was ist passiert? Haben Sie es auch gehört?«
    »Irgendwie, ja«, erwiderte Stefan. »Das ganze Haus wurde davon erschüttert. Was war es, Brendan?«
    »Ein Ruf. Ich wurde gerufen, und ich folgte diesem Ruf.«
    »Aber wer oder was hat Sie gerufen?«
    »Ich ... ich weiß es nicht. Irgend etwas. Es rief mich zurück ...«
    »Wohin zurück?«
    Brendan runzelte die Stirn. »Zurück in das Licht. In das goldene Licht jenes Traumes, von dem ich Ihnen erzählt habe.«
    »Was hat das alles zu bedeuten?« fragte Vater Gerrano wieder. Seine Stimme schwankte, denn er war an wundersame Geschehnisse nicht so gewöhnt wie Vater Wycazik und Brendan. »Würde jemand vielleicht so nett sein und mich einweihen?«
    Die beiden anderen Priester ignorierten ihn weiterhin.
    Stefan fragte Brendan: »Dieses goldene Licht ... was ist es? Könnte es Gott sein, der Sie in seine Herde zurückruft?«
    »Nein«, antwortete Brendan. »Einfach ... irgend etwas. Es ruft mich zurück. Vielleicht werde ich es nächstes Mal deutlicher sehen können.«
    Vater Wycazik setzte sich auf die Bettkante. »Glauben Sie, dass dies sich wiederholen wird? Glauben Sie, dass Sie diesen Ruf wieder vernehmen werden?«
    »Ja«, sagte Brendan. »O ja!«
    Es war Donnerstag, der 9. Januar.

7. Las Vegas, Nevada
    Am Freitagnachmittag arbeitete Jorja im Casino, als sie erfuhr, dass ihr früherer Ehemann Alan Rykoff sich das Leben genommen hatte.
    Die Nachricht erreichte sie durch einen dringenden Anruf von Pepper Carrafield, jener Frau, mit der Alan zuletzt zusammengelebt hatte. Jorja nahm den Anruf an einem der Telefone in der Nähe der Blackjack-Spieltische entgegen. Sie musste sich ein Ohr zuhalten, um das Stimmengewirr, das laute Aufspielen der Karten und die klirrenden Geräusche der Spielautomaten zu dämpfen. Als sie hörte, dass Alan tot war, versetzte ihr das zwar einen Schock, aber sie fühlte keinen Schmerz. Durch sein egoistisches und grausames Verhalten hatte Alan selbst dafür gesorgt, dass sie keinen Grund hatte, um ihn zu trauern. Mitleid war das einzige Gefühl, das sie aufbringen konnte.
    »Er hat sich heute morgen erschossen, vor zwei Stunden«, erklärte Pepper. »Die Polizei ist jetzt hier. Sie müssen herkommen.«
    »Die Polizei will mich sehen?« fragte Jorja erstaunt. »Weshalb denn?«
    »Nein, nein. Die Polizei will Sie nicht sehen. Sie müssen kommen und sein Zeug ausräumen. Ich möchte es so schnell wie möglich aus der Wohnung haben.«
    »Aber ich will seine Sachen nicht haben«, sagte Jorja.
    »Ob Sie die Sachen wollen oder nicht, spielt keine Rolle. Es ist trotzdem Ihre Aufgabe.«
    »Miss Carrafield, es war eine bittere Scheidung. Ich will nicht ...«
    »Er hat letzte Woche ein Testament aufgesetzt und Sie als Testamentsvollstreckerin eingesetzt. Sie müssen also herkommen. Ich möchte sein ganzes Zeug sofort loswerden. Es ist Ihre Pflicht zu kommen.«
    Alan hatte mit Pepper Carrafield

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