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Schwarzer Mond: Roman

Schwarzer Mond: Roman

Titel: Schwarzer Mond: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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unter einem scharlachroten Mond gestanden hatte, von Kopf bis Fuß in blutiges Licht getaucht.
    Obwohl er immer noch verstehen wollte, welcher Zusammenhang zwischen diesem seltsamen roten Licht und dem wundervollen goldenen Licht seiner Träume bestand, obwohl er sich immer noch von etwas Unbekanntem gerufen fühlte, das ihn in diesem Glanz erwartete, hatte er plötzlich Angst. Als die scharlachroten Strahlen immer intensiver wurden, als sein Zimmer sich in einen Kessel kalten roten Feuers und roter Schatten verwandelte, steigerte sich seine Angst zu grenzenlosem Entsetzen. Er zitterte wie Espenlaub, und kalter Schweiß trat ihm aus allen Poren.
    Er zog seine Hand zurück, und das scharlachrote Licht verblasste rasch zu Silber, und auch das Silber schwand dahin, bis der Eiskreis auf der Fensterscheibe nur noch durch die Reflexion des Januarmondes schwach schimmerte.
    Als sein Zimmer wieder im Dunkeln lag, setzte Brendan sich auf und knipste hastig seine Nachttischlampe an. In Schweiß gebadet und immer noch zitternd wie ein Kind, das von fleischfressenden Monstern geträumt hat, ging er zum Fenster. Der Eiskreis war noch vorhanden, ein Abbild des Mondes auf der ansonsten eisfreien Glasscheibe.
    Er hatte sich gefragt, ob das Licht vielleicht nur eine Halluzination oder ein Traum gewesen sein könnte; er wünschte sich fast, dass es wirklich nicht mehr als das gewesen wäre. Aber der Frostmond war vorhanden und bewies ihm, dass das, was er gesehen hatte, keine bloße Sinnestäuschung, sondern Realität gewesen war.
    Zögernd berührte er das Glas. Er fühlte nichts Außergewöhnliches. Nur den bitterkalten Winter, der von der anderen Seite gegen die Scheibe drückte.
    Dann bemerkte er zu seiner großen Bestürzung die geschwollenen Ringe auf seinen Handflächen. Er drehte seine Hände um und beobachtete, wie die Stigmata allmählich verschwanden.
    Er kehrte ins Bett zurück. Lange Zeit saß er, ans Kopfende gelehnt, mit offenen Augen da und traute sich nicht, die Lampe auszuschalten und sich im Dunkeln zum Schlafen niederzulegen.

Elko County, Nevada
    Ernie stand neben der Wanne im Bad und versuchte sich zu erinnern, was er in der Nacht zum Samstag, dem 14. Dezember, gedacht und empfunden hatte, als er jene schreckliche Halluzination von dem Motorradfahrer auf dem Dach gehabt hatte. Der Schriftsteller, Dominick Corvaisis, stand am Waschbecken und Faye auf der Türschwelle.
    Die Deckenlampe und die Lampe über dem Spiegel tauchten den Raum in warmes Licht, das die Wasserhähne aus Chrom und den Schlauch der Dusche funkeln ließ und sogar dem Duschvorhang aus Plastik Glanz verlieh. Allmählich fiel Ernie alles wieder ein.
    »Licht! Ich bin wegen des Lichts hierher gekommen. Meine Angst vor der Dunkelheit hatte damals ihren Höhepunkt erreicht, und ich versuchte, sie vor Faye zu verbergen. Ich konnte nicht einschlafen, deshalb schlüpfte ich aus dem Bett, kam hierher, schloss die Tür und schwelgte im Licht.«
    Er berichtete, wie sein Blick auf das Fenster über der Wanne gefallen war, wie er plötzlich von dem unvernünftigen Gedanken überwältigt worden war, unbedingt fliehen zu müssen.
    »Es ist schwer zu erklären. Verrückte Ideen schwirrten mir plötzlich durch den Kopf. Ich geriet aus unerfindlichen Gründen in Panik. Ich dachte: Dies ist meine einzige Fluchtchance, ich muss sie ergreifen, aus dem Fenster steigen, wegrennen ... von irgendeiner Ranch Hilfe holen.«
    »Hilfe?« fragte Dom. »Weshalb benötigten Sie Hilfe? Warum hatten Sie das Gefühl, aus Ihrem eigenen Haus fliehen zu müssen?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, erwiderte Ernie mit gerunzelter Stirn. Er erinnerte sich gut an seinen damaligen Zustand -jene unheimliche Mischung aus traumartiger Benommenheit und zwanghaftem Handeln.
    »Ich schob den Riegel zurück. Öffnete das Fenster. Vielleicht wäre ich wirklich hinausgeklettert, wenn ich nicht plötzlich draußen jemanden gesehen hätte. Auf dem Dach des  Werkraums.«
    »Wen?« fragte Dom.
    »Es hört sich verrückt an, das weiß ich, aber es war ein Kerl in Motorradkleidung. Weißer Schutzhelm mit dunklem Visier. Schwarze Handschuhe. Er streckte eine Hand durchs Fenster, so als wollte er mich packen, und ich wich zurück und fiel über den Rand der Badewanne.«
    »Ich hörte den Lärm und kam herbeigerannt«, warf Faye ein.
    »Ich stand auf«, fuhr Ernie fort, »und schaute aus dem Fenster auf das Dach hinaus. Kein Mensch war zu sehen. Es war nur eine ... eine Halluzination

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